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Kerry will Streit um Tempelberg entschärfen

13. November 2014

Der Tempelberg gilt als Pulverfass, das die Stabilität der ganzen Region bedroht. Die Palästinenser sehen dort ihre Rechte gefährdet, Israel weist das zurück. Jetzt will US-Außenminister Kerry die Gemüter beruhigen.

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John Kerry trifft König Abdullah von Jordanien und Benjamin Netanjahu
Bild: Reuters/Y. Allan

Mit einem überraschenden Dreiertreffen bemüht sich US-Außenminister John Kerry um Entspannung in Jerusalem. Kerry kam dazu in der jordanischen Hauptstadt Amman mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Gastgeber König Abdullah II. (im Artikelbild von links nach rechts) zusammen. Zuvor hatte der US-Außenminister mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas über die Lage in der Region gesprochen.

Bei dem Dreiertreffen gehe es um Wege zu einer Beruhigung in Jerusalem sowie zu einer Wiederaufnahme von Friedensgesprächen berichtete die jordanische Nachrichtenagentur Petra. Jordanien ist gemäß seinem 1994 mit Israel geschlossenen Friedensvertrag für die Verwaltung der heiligen Stätten in dem von Israel 1967 eroberten und später annektierten Ost-Jerusalem zuständig. Die UN erkennen die Annexion durch Israel nicht an.

US-Außenminister Kerry wollte nach dem Gespräch in Jordaniens Hauptstadt keine Details nennen, betonte aber, es müsse das Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern wiederhergestellt werden. Er habe auch Abbas aufgefordert, konkrete Maßnahmen zur Entschärfung der Lage zu ergreifen. Abbas wiederum habe zugesagt, alles zu tun, "um die Ruhe wiederherzustellen und der Aufstachelung zu Gewalt vorzubeugen".

In den vergangenen Wochen war es in Jerusalem und auf dem Tempelberg in der Altstadt immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israelis und Palästinensern gekommen. Auslöser war ein Attentat auf einen ultrareligiösen israelischen Aktivisten. Der Mann, der niedergeschossen und schwer verletzt worden war, hatte sich für einen freien Zugang der Juden zum Gebet auf dem Tempelberg eingesetzt, wo auch die Al-Aksa Moschee steht. Dies ist Juden bislang nicht erlaubt.

Anschlag auf wartende Fahrgäste

Außerdem verübten Palästinenser eine Reihe tödlicher Anschläge auf Israelis. So wurden bei einer Attacke auf Fußgänger mit einem Auto in Ost-Jerusalem zwei Menschen getötet und 13 weitere verletzt. Der palästinensische Fahrer hatte den Wagen gezielt in eine Menschengruppe gesteuert, die an einer Bushaltestelle wartete. Sicherheitskräften erschossen den Attentäter kurz darauf.

Schon davor war ein Palästinenser mit seinem Auto in wartende Personen am Straßenrand gerast, dabei war ein Säugling getötet worden. In Tel Aviv und im Süden des Westjordanlandes starben zwei Israelis durch Messerattacken.

Tempelberg Jerusalem
Der Tempelberg in Jerusalem: Für Muslime und Juden eine heilige Stätte, aber auch ein Ort der KonfrontationBild: AFP/Getty Images/T. Coex

Die Palästinenser befürchten angesichts häufiger Besuche jüdischer Aktivisten auf dem Tempelberg, Israel wolle die Kontrolle über die heilige Stätte in Jerusalem ausweiten. Ministerpräsident Netanjahu hat dies jedoch dementiert und betont, man habe nicht die Absicht, den Status quo auf dem Tempelberg zu ändern.

Das Plateau wird von der islamischen Wakf-Organisation sowie von Jordanien verwaltet. Die Stätte hat in mehreren Religionen zentrale Bedeutung: Der Tempelberg wird von Muslimen als "Haram al Scharif", als Edles Heiligtum verehrt; Juden ist er ebenfalls heilig, weil dort der Überlieferung nach der im Jahre 70 zerstörte jüdische Tempel stand. Die Klagemauer am Fuße des Bergs, ein Überrest des Tempels, ist heute die heiligste Stätte der Juden.

haz/mak (dpa, afp)