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Kettenbachs Krimis

4. Februar 2010

Erst mit 50 hat Hans Werner Kettenbach begonnen, Romane zu schreiben. Obwohl keine Thriller im klassischen Sinne, zählt der über 80-Jährige damit heute zu den wichtigsten Krimi-Autoren Deutschlands.

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Autor Hans Werner Kettenbach
Hans Werner KettenbachBild: Regine Mosimann / Diogenes Verlag

Damals in Bonn als Korrespondent des "Kölner Stadt-Anzeiger" habe er manchmal zwei, drei Texte am Tag geschrieben, erzählt Hans Werner Kettenbach und deutet auf die Regalwand in seinem Wohnzimmer. Und nur sehr wenig davon sei noch hier. "Ich habe den größten Teil meines Archivs gewissermaßen als Vorlass dem historischen Archiv der Stadt Köln überlassen" sagt er und fügt hinzu: "Da liegt es nun unter dem Dreck oder vielleicht ist es auch schon wieder ausgegraben, ich weiß es nicht".

Vom Preisausschreiben zum Schriftsteller?

Buchcover Kettenbach 'Das starke Geschlecht'
Bild: Diogenes

Hans Werner Kettenbach begleitete die politische Entwicklung Deutschlands lange Zeit als Journalist. Er erlebte den Deutschen Herbst, den Bau und den Fall der Mauer. Dennoch liebäugelte der lebensfrohe Rheinländer auch mit der Idee, eines Tages einmal einen Roman zu schreiben, doch das journalistische Tagesgeschäft ließ ihm lange keine Zeit dazu. Bis er eines Tages vom Preisausschreiben eines Verlages erfuhr. Der beste unveröffentlichte Kriminalroman in deutscher Sprache wurde da gesucht. "Das wirst du doch schaffen", hat er sich gesagt und findet das aus heutiger Sicht "ziemlich arrogant".

Zwischen Handwerk und Könnerschaft

Ein Kriminalroman sei genauso schwierig zu schreiben wie jeder andere Roman auch, aber das habe er damals als schriftstellerndes Greenhorn noch nicht gewußt. Dabei sind viele seiner Geschichten gar keine Kriminalromane im klassischen Sinne. In Sterbetage, einem Roman, der auch für das Kino verfilmt wurde, geht es um die Liebe zwischen einem alternden Mann und einer jungen, flippigen Frau. Der Roman Minnie oder ein Fall von Geringfügigkeit lebt hauptsächlich von der subtilen Angst, die ein deutscher Filmproduzent bei einer Reise durch den Mittleren Westen Amerikas erlebt. Er ist besessen von der Idee, dass er Zeuge eines Verbrechens geworden sein könnte und nun von den Tätern als Mitwisser verfolgt wird.

Kein Krimi ohne Verbrechen

Buchcover Kettenbach 'David's Revenge'
Kettenbach international

In einem richtigen Kriminalroman müsse zumindest ein Verbrechen stattfinden, das sei sozusagen die Bedingung 'sine qua non'. Und Verbrechen, erklärt Kettenbach "werden nun mal von Menschen in ungewöhnlichen Situationen begangen, in denen vieles nach außen gekehrt wird, was sonst nur in ihnen schlummert." Für genau diese menschlichen Ausnahmezustände interessiert sich Hans Werner Kettenbach seit vielen Jahren. Auch heute noch schreibt der Autor fast täglich, er scheint kein bißchen müde und schaut ziemlich verschmitzt drein.

Wenn es auf das Ende eines Buchs zugehe, schreibe er immer schneller, sagt Kettenbach. "Da kenne ich ja dann die Figuren schon und weiß, wie sie reden und wie sie sich verhalten". Das Schöne an seinem Beruf sei, dass man diesen Druck verspüre, endlich anzufangen, den ersten Satz zu schreiben. Noch immer halte er es manchmal morgens nicht im Bett aus, weil ihn die neuen Sätze an den Schreibtisch trieben.

Autorin: Katja Lückert
Redaktion: Gabriela Schaaf

Hans Werner Kettenbach wurde im Jahr 2009 von der Vereinigung der Krimischriftsteller 'Syndikat' mit dem Ehrenglauser ausgezeichnet. Im Frühjahr 2010 erscheint im Diogenes Verlag: "Tante Joice und die Lust am Leben". Geschichten und anderes.