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Khedira, der Informant

Thomas Klein (aus Evian-les-Bains)28. Juni 2016

Mit Italien trifft die DFB-Elf im Viertelfinale der Europameisterschaft auf einen schweren Gegner. Noch nie konnte Deutschland in einem Turnier gegen die "Squadra Azzurra" gewinnen, doch das ändert sich vielleicht bald.

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Benedikt Hoewedes DFB PK Pressekonferenz Sami Khedira Jogi Löw
Bild: picture-alliance/dpa/M. Gilliar

Eigentlich war alles wie immer. Joachim Löw hatte seinen Spielern einen Tag frei gegeben, somit musste der Bundestrainer selbst zur Pressekonferenz erscheinen. Dass er das mittlerweile gerne tut, ist Löw deutlich anzusehen. Gut gelaunt nahm der 56-Jährige auf dem Podium im Mediencenter Platz, rückte den Stuhl kurz zurecht und machte es sich bequem. Sekunden später wurde ihm ein dampfendes Heißgetränk im Pappbecher gereicht, welches der Bundestrainer mit einem schmunzelnden "Ah, italienischer Espresso" herunterspülte. Damit war das Thema für die heutige Fragerunde gesetzt. "Ich freue mich wahnsinnig auf Italien im Viertelfinale", sagte Löw. "Es sind nicht die Italiener, die man normalerweise kennt. Sie sind nicht nur auf die Defensive konzentriert, sondern spielen auch sehr gut nach vorne. Es wird ein hochinteressantes und brisantes Spiel am Wochenende."

"Das ist für mich kalter Kaffee"

Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Fußball-Nationen bei einer Endrunde gab es vor vier Jahren bei der EM in Polen und der Ukraine. In Warschau unterlag die DFB-Elf damals knapp, aber verdient mit 1:2. "Die Fehlerquote war hoch", erinnerte sich Löw. "Und wenn man gegen Italien 0:2 zurück liegt, dann weiß man, dass es wahrscheinlich nicht mehr viele Chancen geben wird. Dann schießen sie den Ball auch einfach mal auf die Tribüne und lächeln dabei - das können die Italiener einfach." Grundsätzlich hat Löw für die Historie aber wenig übrig. "Ich halte davon nichts, wenn man Dinge aus der Vergangenheit herbeizieht. Das ist für mich kalter Kaffee," sagte der DFB-Coach. "Ein frischer Espresso ist uns lieber und da müssen wir schauen, dass der uns am Samstag sehr gut schmeckt."

Italienische Presse zurückhaltend

Klangvolle Namen wie Giorgio Chiellini, Leonardo Bonucci, Andrea Barzagli oder Gianluigi Buffon flößen manchem Stürmer einen gehörigen Respekt ein. Die Defensivkraft der Italiener ist weltbekannt und ebenso gefürchtet. "Manchmal sind es zehn Spieler, die hinter dem Ball sind, ganz nah an der eigenen Strafraumgrenze", sagte Löw. Im Gegensatz zum deutschen Bundestrainer war die italienische Presse eher zurückhaltend, was die Leistung der Azzurri betraf: zu alt und zu viel Wert auf die Defensive gelegt- da waren sich die italienischen Medien einig.

Für Löw liegt die Wahrheit woanders: "Eine Mannschaft mit Erfahrung, mit Klasse und einer defensiven Basis hat natürlich die Grundvoraussetzung, um ein Turnier zu gewinnen." Man müsse auch offensiv punkten, doch das könnten die Italiener mittlerweile auch. Der Bundestrainer lobte den Gegner in höchsten Tönen, verpasste es aber auch nicht, auf die eigenen Stärken hinzuweisen. "Wir haben Zutrauen in unsere eigene Leistungsfähigkeit. Und wenn wir die abrufen, aben wir gute Chancen, das Spiel auch zu gewinnen", sagte Löw selbstbewusst.

UEFA EURO 2016 Achtelfinale Italien vs. Spanien Gianluigi Buffon
Seit 19 Jahren hütet Gigi Buffon das Tor der italienischen NationalmannschaftBild: Reuters/L. Smith

"Sami ist extrem wichtig für mich"

Für die Vorbereitung auf das Spiel hat Löw ungewohnt lange Zeit. Sechs Tage bleiben dem Trainerstab, um die Spieler auf das Viertelfinale einzustimmen. Ausreichend Zeit, um auch mal neue Reizpunkte im Training zu setzen. Die Balance zwischen der Offensive und Defensive habe man gefunden, glaubt Löw und kündigte an, die Mannschaftsteile in den kommenden Tagen weiter zu verbessern. "Gegen Italien zu Chancen zu kommen und das Gleichgewicht zwischen Angreifen und Verteidigen zu finden, wird noch schwieriger", erklärte Löw.

"Da müssen wir im Trainerteam noch einmal ein bisschen tüfteln. Wo haben wir da die besten Möglichkeiten durchzukommen? Da müssen wir uns noch etwas überlegen." Hilfe erhofft sich der Bundestrainer von Juve-Star Sami Khedira, der viele Profis aus der Serie A kennt. "Sami ist ein extrem wichtiger Spieler und Ansprechpartner für mich. Er wird mir sicherlich noch einmal ein paar Informationen geben können, die ich nicht habe. Das ist schon wichtig für mich."