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Kinder müssen für das Schulgeld arbeiten

12. Juni 2011

Viele Kinder im Osten der Demokratischen Republik Kongo müssen ihren Lebensunterhalt selber verdienen. Sie verdingen sich für niedrige Löhne in Bergwerken um sich Essen zu kaufen und ihr Schulgeld zahlen zu können.

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Kinderarbeit in Coltanminen im Ostkongo (Bild: John Kanyunyu)
Harte Arbeit: Abbau von ColtanBild: DW

Das Bergwerk "deux trois bibatama" liegt im Bezirk Masisi in der Region Nord Kivu im Ostkongo. Hier wird das Erz Coltan gewonnen. Ein gefragter Rohstoff, der zum Beispiel zur Herstellung von Mobiltelefonen benötigt wird. Die Arbeitsbedingungen in der Mine sind hart, selbst Erwachsene leiden darunter. Dennoch gibt es viele Kinder, die in den Minen arbeiten, um Geld zu verdienen.

Keine Arbeit, kein Essen

Dorf in der Nähe eines Bergwerks im Ostkongo (Bild: John Kanyunyu)
Für die meisten Dorfbewohner ist die Mine die einzige EinnahmequelleBild: DW

Der Waisenjunge John (Name von der Redaktion geändert) ist einer von ihnen. Er arbeitet im Bergwerk, um Geld für die Schule und für Kleidung zu bekommen. Sein Vater wurde im Krieg getötet. "Jetzt lebe ich bei meinem Onkel. Er erlaubt mir, im Bergwerk zu arbeiten, um etwas zu verdienen. Wenn ich nicht hier arbeiten würde, hätte ich kein Geld für Essen und andere Dinge. Deswegen bin ich dazu gezwungen, hier zu arbeiten", sagt er.

John ist erst zwölf Jahre alt. Er lebt in der Nähe des Bergwerks "deux trois bibatama". Jeden Tag nach der Schule arbeitet er in der Mine. Jetzt hat er Organisationen für Kinderrechte gebeten, ihn und andere Kinder, die in der Nähe des Bergwerkes wohnen, zu unterstützen, damit sie ihr Schulgeld bezahlen können. Er hofft, dass das dabei helfen könnte, endlich weg vom Bergwerk zu kommen.

Kinder übernehmen Rolle der Eltern

Kinderarbeit im Ostkongo (Bild: John Kanyunyu)
Kinder und Jugendliche müssen oft ihre Familien mitversorgenBild: DW

Wegen der extremen Armut sind viele Kinder dazu gezwungen, die Rolle ihrer Eltern zu übernehmen und sich um den Lebensunterhalt zu kümmern. So auch der 15-jährige Schüler Richard (Name von der Redaktion geändert). Auch er arbeitet, um etwas zu Essen zu bekommen. Sein Vater ist gelähmt und kann die Familie nicht versorgen. Tagtäglich versucht Richard, in den Minen Arbeit zu bekommen. Doch oft genug kommt er ohne Job wieder nach Hause zurück. Das Leben ist für ihn eine große Herausforderung. "Ich kenne niemanden, der hier eine Mine besitzt. Aber manchmal geben die Leute mir Arbeit, weil ich ihnen leid tue. Wenn ich nicht genug Geld verdiene, um das Schulgeld zu zahlen, muss ich einen Brief an den Schulleiter schreiben. Darin muss ich erklären, wann ich das Geld bringen werde. Wenn ich dann nicht zahlen kann, werde ich rausgeschmissen."

Kinderarbeit verhindern

Obwohl Kinderarbeit offiziell verboten ist, kommen viele Kinder heimlich in das Bergwerk, um nach Rohstoffen zu suchen. Dem Vorgesetzten im Bergwerk "deux trois bibatama", Bazinga Kabano, ist das bewusst. Dennoch sei es schwer, etwas dagegen zu tun. "Die Kinder schleichen sich hier rein, ohne dass wir es merken. Sie brechen das Gesetz, weil sie kein Schulgeld haben." Er fordert von den Kindern, dass sie nicht mehr in die Minen gehen. Es liege auch in der Verantwortung der Eltern, ihren Kindern klar zu machen, dass sie nicht in das Bergwerk kommen dürfen.

Auch Organisationen für Kinderrechte im Ostkongo versuchen, Kinderarbeit in der Region zu verhindern. Alexy Ndahimana ist Vorsitzender eines Bürgerkomitees, das sich mit Kinderrechten beschäftigt. "Wir klopfen bei verschiedenen Organisationen an und schauen, wie wir gemeinsam Kinder aus dieser Sklaverei befreien können", sagt er. Er glaubt, es sei wichtig, neue Schulen zu bauen. Das könnte langfristig dabei helfen, die Kinder aus den Minen wieder an die Schreibtische zu bekommen.

Vorwürfe an die Regierung

Kinderarbiet im Ostkongo (Bild: John Kanyunyu)
Schwere Last auf den Schultern: die Arbeit verhindert eine gute AusbildungBild: DW

Der Regierung Nord Kivus im Ostkongo wird vorgeworfen, nichts gegen die Versklavung von Kindern in Bergwerken und an anderen Arbeitsorten zu tun. Der Vize-Gouverneur von Nord Kivu, Felere Lutahichirwa, weist die Vorwürfe zurück. "Das Erz gibt es an vielen Orten, die von den Bürgern selbst gefunden wurden. Sie bauen es dort selbst ab. Manchmal werden auch Kinder dazu angehalten, diese Arbeit zu machen." Der Vize-Gouverneur erklärt, die Regierung ermutige die Kinder, in die Schule zu gehen. "Das Ziel ist, die Kinder für die Zukunft leistungsfähig zu machen und davon abzuhalten, als Minderjährige arbeiten zu gehen."

Doch um dieses Ziel zu erreichen, muss wohl noch so einiges im Land passieren. Erst vor wenigen Tagen gab die UN-Mission im Kongo, MONUSCO, bekannt, dass neue Bergwerke im Norden des Landes entdeckt wurden. Diese Entdeckung wird möglicherweise dazu führen, dass noch mehr Kinder in den Minen arbeiten werden, um dort ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Autor: John Kanyunyu
Redaktion: Josephat Nyiro Charo/Katrin Ogunsade/Friedel Taube