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Klatsche für Klaus Klatsche für Klaus

Monika Dittrich 24. November 2006

Was für ein Eklat im Berliner Abgeordnetenhaus! Klaus Wowereit will sich zum Regierenden Bürgermeister küren lassen - doch er verpasst im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Erst beim zweiten Anlauf klappt es.

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Autsch. Das hat wehgetan. Der arme Wowi, möchte man fast sagen. Aber irgendwie geschieht es ihm recht. Im Wahlkampf konnte er kaum laufen vor Kraft und Macht, weil er wusste, dass er die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus gewinnen würde. Denn die Berliner leben eben ihren Partymeister.

Im Siegesrausch

Monika Dittrich Fernschreiber

Nach der Wahl wurde er sogar noch ein bisschen dreister; hochgeputscht von seinem Sieg. Er konnte sich seinen Regierungspartner aussuchen: Entweder die Grünen oder die Linkspartei - beide Parteien haben gleich viele Sitze im Abgeordnetenhaus. Die Grünen hatten allerdings bei der Wahl dazugewonnen, die Linkspartei hatte kräftig Federn gelassen. Wowereit nahm den schwächeren Partner. Er dachte sich wohl, dass er mit der Linkspartei machen kann, was er will. Die waren schon in der letzten Legislaturperiode so schön zahm in der Koalition. Also hat er sich für ein rot-rotes Bündnis entschieden.

Tja Wowi, das war wohl ein Fehler. Denn diese Koalition steht offenbar nicht hinter ihrem Chef, nicht mal bei der allerersten Bewährungsprobe. Sie sollte ihn doch nur als Regierenden Bürgermeister bestätigen; eigentlich ein Routine-Akt. Aber es gab Abweichler: 75 Stimmen der Abgeordneten hätte Wowereit gebraucht. Doch er bekam nur 74, bei 73 Gegenstimmen und zwei Enthaltungen, wobei Enthaltungen wie Nein-Stimmen gewertet werden.

Drücken wir mal ein Auge zu?

Und dann der peinliche Parlamentspräsident Walter Momper: Fragt er doch glatt, ob Wowereit die Wahl annimmt! Dabei sollte er ja eigentlich wissen, wie das geht mit dem Wahlprozedere. Was hat sich Momper dabei wohl gedacht? 74 ist doch auch genug und da drücken wir mal ein Auge zu? Daraus wurde natürlich nix - die Opposition sprang schon über die Bänke, es gab Tumult, und schließlich einen zweiten Wahlgang. Den hat Wowereit dann haarscharf gewonnen: 75 Ja-Stimmen, 74 Nein-Stimmen. Das reicht so gerade.

Zur Koalition gehören allerdings 76 Abgeordnete - einer hat also offenbar wieder gegen Wowereit gestimmt. Wer’s wohl war? Da gibt es viele Möglichkeiten. Vielleicht der geschasste Kultursenator Thomas Flierl? Oder ein Genosse aus der Linkspartei, der lieber in die Opposition gegangen wäre? Die Antwort wird ein Geheimnis bleiben. So wie damals bei Heide Simonis, die sich als Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein wählen lassen wollte, und im Landtag mehrmals nacheinander scheiterte - bis sie letztlich aufgab. Klaus Wowereit will sich damit nicht vergleichen lassen. Er habe keine Heide-Simonis-Albträume, sagt er. Bei der Opposition hat er jetzt trotzdem einen Spitznamen weg: „Herr Klaus Simonis, die zweite Wahl".