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Kommandowechsel in Kabul

Said Musa Samimy12. August 2008

Ist die afghanische Armee gerüstet für die Gewährleistung der Sicherheit in Kabul? Bei der dortigen Regierung und bei der NATO glaubt man das jedenfalls, und so soll die Übertragung der Verantwortung in Kürze beginnen.

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Soldaten in Uniform und mit Gewehr; im Hintergrund ein weißes Transportflugzeug (17.6.08, Kabul - Afghanistan, Quelle: AP)
Afghanische Truppen am Flughafen in KabulBild: AP

Der Anschlagsversuch auf Präsident Karsai während einer Militärparade in Kabul und die chaotische Reaktion der afghanischen Sicherheitskräfte sind erst vier Monate her. Dennoch soll die schrittweise Übergabe der Verantwortung für die Sicherheit in Kabul von der ISAF auf die afghanische Armee in Kürze beginnen.

Bedingt durch die zunehmende Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan hatte die NATO im April eine Aufstockung der von ihr geführten ISAF-Schutztruppen in Afghanistan beschlossen. Gleichzeitig sollte die afghanische Armee (ANA) besser ausgebildet, ausgerüstet und auf eine Stärke von über 75.000 Mann gebracht werden. Gemeinsame Militäroperationen mit den NATO-Sicherheitskräften sollten dazu führen, dass die ANA sukzessiv die Verantwortung für die Sicherheit zunächst in den Großstädten des Landes übernehmen kann.

Afghanische Armee sieht sich bereit

Mann hinter Mikrofon (21.6.08, Kabul - Afghanistan, Quelle: AP)
General Azimi sieht die afghanische Armee gut gerüstet für die neuen AufgabenBild: AP

Drei Monate nach dem NATO-Beschluss sieht die ANA sich in der Lage, die Sicherheit der Stadt Kabul in eigener Regie zu gewährleisten. General Mohammad Zaher Azimi, der Sprecher des Verteidigungsministeriums, kündigte am Montag (11.08.2008) an, dass die Armee des Landes bald selbst in der Hauptstadt Kabul für die Sicherheit und Ordnung sorgen werde. "In erster Linie wird die afghanische Armee für die Sicherheit des eigentlichen Stadtgebiets, jedoch nicht für die Umgebung der Stadt Kabul verantwortlich sein." Im Laufe des August soll eine erste Phase der Übergabe des Kommandos beginnen.

Bei ihrer Sicherheitsaufgabe in Kabul werde die afghanische Armee aber weiterhin von der ISAF unterstützt, so Azimi: "Wir dürfen nicht erwarten, dass die ISAF-Kräfte insgesamt Kabul verlassen. Die ISAF-Kräfte, die der afghanischen Armee und der Polizei bei der Ausbildung und der erforderlichen Logistik helfen, werden nach wie vor in Kabul bleiben."

Positives Echo mit Einwänden

Drei Männer hinter Tisch vor blauem Hintergrund (2.6.08, Kabul - Afghanistan, Quelle: AP)
Die Nato-ISAF Führung informiert die Presse in KabulBild: AP

Die afghanische Armee hat inzwischen die Stärke von 76.000 Mann erreicht und führt mit den ISAF-Schutztruppen ständig gemeinsame Operationen durch. Das afghanische Verteidigungsministerium weist als Beispiel auf die jüngste Militäraktion der afghanischen Armee in der Provinz Urusgan im Süden des Landes hin. Dabei seien 13 Aufständische festgenommen worden, darunter auch Mullah Bari Gul, "der Schattengouverneur der Terroristen in Urusgan", wie Azimi erklärt.

Dass die afghanische Armee nun mehr Verantwortung von den ISAF-Truppen übernimmt, stößt in Afghanistan auf ein positives Echo. Der Einsatz der ausländischen Sicherheitskräfte innerhalb der Stadt führt ständig zur Blockade des Verkehrs in den engen Gassen von Kabul. Zudem erhöht er die Gefahr von Selbstmordanschlägen. Nurulhaq Olomi, ehemaliger Armee-Offizier und Mitglied des afghanischen Parlaments, hält den Abzug der ausländischen Sicherheitskräfte aus Kabul für einen positiven Schritt, sieht jedoch noch nicht alle Voraussetzungen dafür erfüllt. Die Übertragung der Verantwortung für die Stadt auf die afghanische Armee sei durchaus sinnvoll, sagt er. "Dafür sollten jedoch ihre Aufgaben präzisiert und die afghanischen Sicherheitskräfte entsprechend ausgerüstet werden, auch müssen sie sich ihrer neuen Aufgaben wirklich bewusst werden." Erst dann könnten sie diese Aufgaben zufriedenstellend erfüllen.