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Abschluss beim Petersberger Klimadialog

4. Mai 2010

Der Petersberger Klimadialog war vor allem eine vertrauensbildende Maßnahme nach dem Desaster von Kopenhagen. Rund 45 Länder saßen zusammen, um wieder Schwung in die Klimadebatte zu bringen: durch reden und zuhören.

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Grafik: die Erde aus dem All betrachtet (Foto: AP)
Planet in GefahrBild: AP Graphics

Vertrauen. Vertrauen. Immer wieder Vertrauen. Kein anderes Wort hat Bundesumweltminister Norbert Röttgen in den drei Tagen auf dem Petersberg öfter benutzt. Sein ägyptischer Kollege habe ihm gesagt, "dass es auf dem Petersberg gelungen sei, das Eis zu brechen. Und das war ja auch mit unser wichtigstes Ziel: neues Vertrauen zu schaffen." Beim Weltklimagipfel in Kopenhagen war die Weltgemeinschaft daran gescheitert, ein verbindliches Klimaschutzabkommen zu formulieren, das die maximale Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts auf zwei Grad begrenzt. Seitdem herrscht Stillstand in den offiziellen Verhandlungen unter dem Dach der Vereinten Nationen.

Druck und Bewegung

Bundesumweltminister Norbert Röttgen gestikuliert auf der Abschluss-Pressekonferenz des Petersberger Klimadialogs (Foto: dpa)
Norbert RöttgenBild: picte

Die drei Tage des Petersberger Klimadialogs in kleiner Runde waren aber nur als Ergänzung und Anstoß, nicht als Ersatz für die großen UN-Klimaverhandlungen gedacht, wie Gastgeber Röttgen sagt. Der Dialog erzeugt seiner Ansicht nach "neue Bewegung und auch den nötigen Druck, den man braucht, um Prozesse zu beschleunigen und zum Ergebnis zu führen."

Ein Appetithäppchen zum Schnüffeln

Das klingt nach Druck aufbauen durch willige Klimapioniere. Ivo de Boer, der scheidende Chef des UN-Klimasekretariats, hört die Botschaft gerne. Er nennt den Petersberger Klimadialog ein "ministerielles Appetithäppchen", ein Ministertreffen "zum Schnüffeln". De Boer fordert deutlich mehr politische und finanzielle Verantwortung von den Industrieländern. "Ich fände es wirklich sehr, sehr schade, wenn das hier die letzte Ministerrunde bis Cancún gewesen wäre."

"Wir Europäer haben immer gesagt …"

Die Uhr tickt unerbittlich. Ende des Jahres trifft sich die Weltgemeinschaft erneut zum großen Klima-Mammut-Gipfel, dieses Mal im mexikanischen Cancún. Bundesumweltminister Röttgen will bis dahin dafür kämpfen, dass die EU ihren klimaschädlichen CO2-Ausstoß bis 2020 um 30 Prozent statt wie bisher zugesagt um 20 Prozent reduziert. Connie Hedegaard, EU-Kommissarin für den Klimaschutz, hat auf dem Petersberg betont, dass "wir Europäer immer gesagt haben, dass wir bereit sind, auf 30 Prozent hochzugehen, wenn andere mitziehen und sich auch ambitionierte Ziele setzen." Hedegaard kündigte an, dass die EU-Kommission am Ende dieses Monats einen Prüfungsbericht zu diesem Thema vorlegen will.

Der Sitzungssaal auf dem Petersberg bei Bonn (Foto: AP)
Petersberger Klima-RundeBild: AP

Langsamer Heilungsprozess ohne Streitpunkte

Trotz der vertrauensbildenden Maßnahmen auf dem Petersberg wartet immer noch jeder auf den anderen. Keiner wagt es, den ersten großen Schritt alleine zu machen. Keiner will beim Wirtschaftswachstum und bei der Chancengleichheit zu kurz kommen oder benachteiligt werden. Tewolde Behar Gebre Egziabher, der Chef der äthiopischen Umweltbehörde, nennt Petersberg deshalb "den Beginn eines langsamen Heilungsprozesses." Um die großen Streitpunkte sei es in Petersberg überhaupt nicht gegangen.

Wer soll das bezahlen?

Als Beispiel nannte er die Patentrechte. Alle redeten über den Technologietransfer, gleichzeitig beharrten die reichen Industrienationen aber auf ihren Patentrechten. "Das passt aber für die Entwicklungsländer nicht zusammen", betont Tewolde Gebre Egziabher, "weil die armen Länder die neue Technologie nicht bezahlen können".

Dürre in Äthiopien, Vater mit Kind läuft auf ausgetrocknetem Boden an Tierkadaver vorbei (Foto: AP)
Dürre in ÄthiopienBild: AP

"Die Biosphäre wäre darüber bestimmt sehr glücklich …"

Petersberg hat gezeigt, dass konkretes Handeln bei gezielten Projekten in kleinen Allianzen möglich ist, wie beim Schutz der Tropenwälder. Aber das sei noch lange keine Garantie dafür, dass sich Kopenhagen in Cancún nicht wiederhole, sagt Tewolde Gebre Egziabher. Der Träger des alternativen Nobelpreises zieht lächelnd ein ironisches Fazit: "Kopenhagen kann sich noch ein paar Mal wiederholen. Es ist schade für die Menschheit, dass sie das Thema nicht ewig auf die lange Bank schieben kann. Der Klimawandel findet nämlich leider schon statt. Und wenn wir uns nicht bald zusammenraufen, dann wird das das Ende der Menschheit sein. Die Biosphäre wäre darüber bestimmt sehr glücklich, denn wir sind die größten Verschmutzer."

Autorin: Sandra Petersmann

Redaktion: Christian Walz