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Klimawandel bei den G20

Ben Fajzullin / aa16. November 2014

Lobbyisten nennen das Treffen der G20 in Brisbane bereits den "Klimawandel-Gipfel" - obwohl Australiens Premier alles dafür tat, das Thema nicht in die Tagesordnung aufzunehmen. Von Ben Fajzullin, Brisbane.

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Obama, Abbott und Abe (von links) in Brisbane (Foto: Politics Business)
Bild: Reuters/K. Lamarque

Am letzten Konferenztag im sonnigen Queensland herrschten Temperaturen von 40 Grad Celsius. In Schweiß gebadet kamen die Delegierten zum Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer. Es fühlte sich an, als habe jemand einen riesigen Haartrockner eingeschaltet, der heiße Luft in die ostaustralische Stadt bläst.

Nicht nur deshalb muss es Australiens Premierminister Tony Abbot sehr warm gewesen sein. Denn ein Weltpolitiker nach dem anderen bedrängte den G20-Gastgeber, das Thema "Klimawandel" auf die Gipfelagenda zu setzen. Der australische Regierungschef hatte vorher argumentiert, dass es nicht zu den großen Problemen gehöre, die bei diesem Treffen die Aufmerksamkeit verdienen.

Am Ende musste Abbott nachgeben: Das Abschlussdokument von Brisbane enthält eine wenig überzeugende Passage zum Klimawandel - die sich allerdings erst fast am Schluss des sehr langen Kommuniqués findet: Von Unterstützung ist dort die Rede, von Ermutigung und Zusammenarbeit.

Immer weiter reden

Will McGoldrick von der Umweltorganisation WWF Australien klingt dennoch enthusiastisch, wenn es um die Bilanz des Gipfels von Brisbane geht. Es habe einen Fortschritt gegeben bei diesem auch wirtschaftlichen Schlüsselthema unserer Zeit und das habe auch eine Weile im Mittelpunkt des Interesses gestanden. Aus Sicht von McGoldrick war die wirkliche Enttäuschung beim G20-Gipfel der Aktionsplan zur Energieeffizienz: "Es war nicht mehr als ein Bekenntnis, weiter zu reden."

"Kopf in den Sand stecken" - Protest gegen den G20-Gipfel in Sydney (Foto: Reuters)
"Kopf in den Sand stecken" - Protest gegen den G20-Gipfel in SydneyBild: Reuters/D. Gray

Australiens Premier redete in Brisbane viel von "Energieeffizienz", verkündete aber auch, dass Kohle der Weg in die Zukunft sei. Abbot verwies darauf, dass ein Fünftel der Welt keinen Zugang zu Elektrizität habe. "Wir müssen ihnen Elektrizität geben und Kohle wird ein wichtiger Teil dessen sein", sagte er. Abbots Weg, aus schmutziger Kohle saubere Energie zu machen: Er will effizientere Kraftwerke bauen.

Aus Sicht von Umweltschützer McGoldrick ist es riskant, wenn Australien denke, dass die Welt auch in den kommenden Jahrzehnten noch seine Kohle wolle, während sich so viele andere Länder in Richtung erneuerbare Energien orientierten.

Im Schatten anderer Themen

Abgesehen von den Sorgen über die Umwelt überschattete der Konflikt in der Ukraine das gesamte Treffen. Der russische Präsident Wladimir Putin wurde kühl empfangen, weil er angeblich den ostukrainischen Separatisten hilft. Abbott nannte Putin einen Tyrannen. Auch andere führende Politiker wählten harsche Worte, wenn es um den russischen Präsidenten ging.

Trotz des überall spürbaren Zwists sprach Putin ausgiebig mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie kamen mehrere Stunden lang zu einem privaten Treffen am Rande des G20-Gipfels zusammen. Auch der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, gesellte sich später dazu. Putin sagte, es gebe eine "gute Chance", den Ukrainekonflikt zu lösen.

Auch Ebola war ein Gipfelthema. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, sagte, die todbringende Krankheit habe sich zu einem Problem für Sicherheit, Gesundheit und Wirtschaft entwickelt, das alle Bereiche des Zusammenlebens betrifft: "Es muss sehr viel in Bewegung gesetzt werden in Sachen Geldmittel, Logistik und Behandlung."

Keine "Mission Accomplished"

Ebenfalls nach Australien gereist war Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds. Sie kritisierte, dass strukturelle wirtschaftliche Probleme nicht gelöst seien, zum Beispiel bei Banken, die als zu groß zum Scheitern gelten. Auch bei der Beschränkung der "Kreativität" des Finanzsektors, was Derivate und Schattenbanken angeht, hätte sich Lagarde weitreichendere Gipfelbeschlüsse gewünscht.