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Klosterzerstörung im Irak weltweit verurteilt

21. Januar 2016

Die Zerstörung eines 1400 Jahre alten Klosters im Irak ist weltweit verurteilt worden. Es ist nicht das erste Mal, dass die Stätte im Namen der Religion angegriffen wurde, doch noch nie war die Zerstörung so massiv.

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Das Kloster im Jahr 2008 (Foto: AP)
Das Kloster im Jahr 2008Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Alleruzzo

Fast anderthalb Jahrtausende hatte Deir Mar Elia allen Umbrüchen getrotzt, doch nun hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) das Kloster offenbar dem Erdboden gleichgemacht. Aktuelle Satellitenaufnahmen sollen einem Agenturbericht zufolge zeigen, dass der gesamte Komplex des aus dem späten 6. Jahrhundert stammenden Klosters vollständig eingeebnet ist.

Die Nuntiatur in Bagdad erklärte, es lägen keine gesicherten Informationen vor. "Wir haben keine Nachrichten aus erster Hand", sagte Botschaftsrat Luigi Cona der Katholischen Nachrichtenagentur KNA. Der Vize-Direktor des vatikanischen Presseamtes, Greg Burke, äußerte sich über den Kurzbotschaftendienst Twitter besorgt über die mutmaßliche Zerstörung.

UNESCO-Chefin Irina Bokova erklärte, es sei infam und irregeleitet, das Kloster in einen Schutthaufen zu verwandeln und nannte die Zerstörung ein Kriegsverbrechen. "Ungeachtet ihrer unerbittlichen Verbrechen wird es den Extremisten nicht gelingen, die Geschichte auszulöschen", sagte Bokova.

Satellitenaufnahmen zeigen die Stätte vor und nach ihrer Zerstörung (Foto: AP)
Satellitenaufnahmen zeigen die Stätte vor und nach ihrer ZerstörungBild: picture-alliance/AP Photo

"Bankrotte Ideologie"

US-Außenamtssprecher Mark Toner erklärte, die Obama-Regierung verurteile die Zerstörung durch IS-Kämpfer. "Sie machen mit diesen verkommenen Taten weiter, die ihre bankrotte Ideologie vorführen."

Es ist nicht das erste Mal, dass die Stätte im Namen der Religion angegriffen wurde: Im Jahr 1743 wurden auf Befehl eines persischen Generals 150 Mönche massakriert, weil sie nicht zum Islam konvertierten; das Gebäude wurde schwer beschädigt. Seither wurde es nicht mehr von Mönchen bewohnt. Die Stätte war laut Botschaftsrat Cona aber ein bedeutendes Pilgerziel für chaldäische Christen. Der Gründermönch des Klosters, Mar Elia, wird als Heiliger verehrt.

US-Soldaten bei einer Ostermesse im Jahr 2010 (Foto: AP)
US-Soldaten bei einer Ostermesse im Jahr 2010Bild: picture-alliance/AP Photo/U.S. Army/R.L. Klika

Nach der Invasion des Irak durch die USA im Jahr 2003 wurde das Kloster Teil einer US-Basis. Die Truppen nutzten es als Andachtsort, nachdem Soldaten zunächst die historischen Wandgemälde beschmiert und Sprüche wie "Chad wuz here" oder "I love Debbie" hinterlassen hatten.

In Mossul selbst gebe es seit dem Einfall der Terrormiliz im Sommer 2014 nur noch wenige Christen, die über die Vorgänge Auskunft geben könnten, sagte der Vatikandiplomat weiter. Es handele sich um "Behinderte und Alte, die nicht imstande waren zu fliehen". Erst 2008 hatten irakische Archäologen das Kloster Mar Elia untersucht, um den Erhaltungszustand der Ruinen und nötige Renovierungsmaßnahmen zu ermitteln.

Der IS kontrolliert weite Teile des Irak und Syriens. Mossul ist die größte Stadt, die die Dschihadisten im Irak eingenommen haben.

stu/se (ap, kna)