1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Klöckner will Glyphosat-Anwendung eindämmen

17. April 2018

Jäten statt sprühen: Aus privaten Gärten wird das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat verbannt. Agrarministerin Klöckner strebt zudem an, dass Bauern mit deutlich weniger Gift auskommen müssen.

https://p.dw.com/p/2wCiS
Deutschland Traktor & Glyphosat in Niedersachsen
Ein Traktor bringt Glyphosat auf einen Getreideacker in Niedersachsen ausBild: picture-alliance/Forum Moderne Landwirtschaft/S. Lüdtke

Nach dem Willen der Bundesagrarministerin Julia Klöckner soll der Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft "massiv" eingeschränkt werden. Demnach sollen Bauern glyphosathaltige Mittel in Zukunft nur noch anwenden dürfen, wenn sogenannte Saumstrukturen ausreichend vorhanden sind. Das sind zum Beispiel Hecken, die Tieren einen Rückzugsraum bieten. Ausnahmen sind etwa für stark erosionsgefährdete Böden, bestimmte Unkräuter wie Disteln und Quecken oder für den Fall geplant, "dass eine Ernte komplett in Gefahr wäre", so Klöckner. Dann müssten Bauern einen Glyphosat-Einsatz allerdings drei Tage vorher bei den Behörden anmelden, fügte die CDU-Politikerin hinzu.

Um Mensch und Natur zu schützen, solle Glyphosat künftig nicht mehr in öffentlichen Parks und Sportanlagen sowie in der Nähe von Gewässern verwendet werden dürfen, sagte Klöckner in Berlin. Auch für Naturschutzgebiete soll es künftig keine Ausnahmen mehr geben. Auch die Verwendung des Unkrautgifts in privaten Gärten soll verboten werden. Für diese Maßnahmen will die Ministerin nun einen Verordnungsentwurf in die Ressortabstimmung bringen.

Unkrautgift nur für Profis

Zum angestrebten Glyphosat-Verbot in Haus- und Kleingärten sagte Klöckner: "Für Glyphosat braucht es Fachkenntnisse." Deshalb dürfe das Unkrautvernichtungsmittel in privaten Gärten "ohne Sachkundenachweis nicht mehr angewendet werden". Nur "Profis", wie beispielsweise Berufsgärtner, dürften Glyphosat in Privatgärten anwenden - "aber nur dort und nur dann, wenn es erwiesenermaßen notwendig ist". Die Privatanwendung von Glyphosat macht in Deutschland nur etwa zwei Prozent aus. Vor allem die Landwirtschaft, aber auch Unternehmen wie zum Beispiel die Bahn nutzen den Wirkstoff.

Klöckner bekräftigte, sie wolle die Anwendung von Glyphosat wie im Koalitionsvertrag von Union und SPD vorgesehen, "so schnell wie möglich" im Einklang mit EU-Recht beenden. In dem Vertrag wird dazu keine Frist genannt. Die EU-Kommission hatte im November die Zulassung von Glyphosat um fünf Jahre verlängert. Dass Ex-Agrarminister Christian Schmidt (CSU) ohne Einverständnis der ehemaligen Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) zustimmte, löste erheblichen Ärger in der großen Koalition aus.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Harald Ebner erklärte nun, entscheidend in der Landwirtschaft sei "die konkrete Umsetzung": Die Bedingungen müssten so formuliert sein, "dass die Ausnahmen nicht am Ende doch wieder zur Regel werden". Wenn es jetzt tatsächlich ernsthafte Maßnahmen zur Reduktion von Glyphosat geben sollte, wäre dies "ein großer Erfolg".

Bauernverband hat Bedenken

Dagegen warnte der Deutsche Bauernverband vor einem vollständigen Ausstieg aus der Nutzung des Unkrautvernichtungsmittels. Ein solcher Ausstieg würde "unsere Möglichkeiten im umweltschonenden Anbau drastisch einschränken", sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied. Der sparsame Einsatz von Pflanzenschutzmitteln funktioniere nur, wenn eine ausreichende Palette an Wirkstoffen zur Verfügung stehe.

Das in den 70er Jahren vom US-Konzern Monsanto entwickelte Glyphosat ist eines der weltweit meistverkauften Herbizide. Umweltschützer beklagen negative Folgen für die Artenvielfalt, da Glyphosat Insekten und Vögeln die Lebensgrundlage entziehe. Umstritten ist, ob es auch krebserregend wirkt. Kritiker verweisen auf einen Bericht der zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörenden Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), nach dem Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" ist. Aufsichtsbehörden in Deutschland und der EU kamen hingegen zu dem Schluss, dass von Glyphosat keine Gefahr für die Gesundheit von Menschen ausgeht.

kle/rb (afp, dpa, rtr)