Kolumbien: Was bedeutet der Durchbruch im Friedensprozess für die Medien? | Lateinamerika | DW | 27.06.2016
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Lateinamerika

Kolumbien: Was bedeutet der Durchbruch im Friedensprozess für die Medien?

Der längste bewaffnete Konflikt Lateinamerikas ist offiziell beendet. Jetzt heißt es, die Gesellschaft auf die Zeit nach dem Krieg vorzubereiten. Die DW Akademie unterstützt lokale Medien in betroffenen Gebieten dabei.

Kuba Raul Castro, Juan Manuel Santos und FARC-Rebellenführer Rodrigo Londono in Havanna

Historischer Handschlag: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos (l.) und FARC-Rebellenführer Rodrigo Londoño

Mehr als ein halbes Jahrhundert Bürgerkrieg sind unwiderruflich zu Ende. Das haben sowohl der Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, als auch der Chef der Guerilla, Rodrigo Lodoño ("Timochenko"), am 23. Juni in Havanna versichert. Der Waffenstillstand bedeutet allerdings noch nicht das endgültige Friedensabkommen. Erst wenn dieses unterschrieben ist, werden die Kolumbianer an die Wahlurnen gerufen, um in einem Plebiszit darüber abzustimmen.

Für die Regierung geht es jetzt darum, die gespaltene Bevölkerung für das Friedensabkommen zu gewinnen. Noch immer besteht auch bei vielen Journalisten Unklarheit über die Einzelheiten der Friedensvereinbarungen. Die Gegner des Abkommens nutzen diese Unsicherheit, um Ängste zu schüren. Dabei wird auch vor gezielten Falschmeldungen nicht zurückgeschreckt.

Bürgerbeteiligung stärken

DW Akademie Bürgerjournalisten Kolumbien

Die DW Akademie arbeitet mit Bürgerjournalisten u.a. in Vokaribe, einem der Konfliktbrennpunkte im Land

Seit Jahren unterstützt die DW Akademie lokale Medien in Kolumbien dabei, Konflikte mit journalistischen Mitteln aufzuarbeiten. Der bewaffnete Konflikt hat sich überwiegend in abgelegenen ländlichen Gebieten abgespielt. Dort müssen jetzt bald tausende von Kämpfern in das zivile Leben integriert werden. Journalisten und lokale Medien in diesen Gebieten müssen darauf vorbereitet werden, ihre Rolle bei Versöhnung und Aufarbeitung zu übernehmen.

Die großen nationalen Medien werden ihrer Verantwortung beim Aufbau einer friedlichen Gesellschaft bisher nicht ausreichend gerecht, meint der Medienkritiker und Verantwortliche des Medienprogramms der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kolumbien, Omar Rincón: "Der Journalismus in Kolumbien ist noch in der Vergangenheit verhaftet und misstraut dem Friedensprozess. Im Namen der Ausgeglichenheit wird jede Stimme für den Frieden mit einer Stimme gegen den Frieden kontrastiert. Die Medien müssen sich jetzt der Zukunft zuwenden, sich auf die Fakten stützen, über die Friedensvereinbarungen berichten, den Kontext herstellen und dabei auf eine sachliche Sprache achten. Und vor allem müssen sie an den Frieden glauben."

Beitrag zu Frieden und Gerechtigkeit

Matthias Kopp

Matthias Kopp, Ländermanager der DW Akademie in Kolumbien

Nicht nur die nationalen Medien in Kolumbien, deren Besitz in den Händen einiger weniger Großunternehmer konzentriert ist, müssen jetzt Verantwortung übernehmen. Auch die Journalisten stünden in der Pflicht, so Ginna Morelo von der führenden Tageszeitung El Tiempo und Direktorin der Journalistenorganisation Consejo de Redacción. "Wir können die Medien ändern, denn wir produzieren die Geschichten. Die Medien werden jetzt eine sehr wichtige Rolle beim Aufbau einer offeneren und gerechteren Gesellschaft spielen. Sie können sich nicht länger aus der Verantwortung stehlen und die Polarisierung des Landes als Nachricht verkaufen." Als Projektträger der DW Akademie führt Consejo de Redacción Fortbildungen und Beratung im Bereich konfliktsensibler Journalismus durch.

Es stehen aufregende Zeiten bevor. Noch ist das Datum für die Unterzeichnung des endgültigen Friedensabkommens nicht festgelegt, aber es wird allgemein damit gerechnet, dass dies in den kommenden Monaten stattfinden wird. Die Journalisten von Consejo de Redacción und den anderen Projektpartnern der DW Akademie sind sich schon jetzt im Klaren darüber, dass sie in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag zum Aufbau des Friedens werden leisten müssen.

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