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Anspannung ja - aber kein Alarmismus

7. Februar 2016

Berlin in Gefahr? Seit entsprechenden Festnahmen ist sie da, die Angst vor einem Anschlag in Deutschland. Und doch: An diesem Rosenmontag werden Millionen fröhlich feiern - für Christoph Strack ein Ausdruck von Stärke.

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Funkturm und Fernsehturm in Berlin bei Sonnenaufgang
Bild: picture-alliance/P. Zinken

Am Alexanderplatz. Am Checkpoint Charlie. Wo auch sonst in Berlin?

Die Festnahme von mehreren algerischen Terror-Verdächtigen hatte am Donnerstag etwas Eigenartiges zur Folge: Eine Art mediales Wetträtseln um den favorisierten Anschlagsort. Da hatte, so schien es den Zuschauern und Nutzern, die deutsche Hauptstadt gerade noch einmal Glück gehabt. In den Sonntagszeitungen, nur vier Tage danach, taucht der durchaus wichtige Erfolg der Sicherheitskräfte kaum mehr auf. Oder auch gar nicht.

Gefahrenbewusstsein ist besser als Hysterie

Das ist kein schlechtes Zeichen. Viele in Deutschland wissen, dass auch ihr Land von Terroranschlägen bedroht ist. Und dass ihr Land auch schon Glück hatte - in Bonn und Köln beispielsweise schlugen in den vergangenen Jahren Anschlags-Versuche fehl. Aber es dominiert eben nicht die Hysterie. Auch wenn die jüngsten Festnahmen zeigen: Der Hauptverdächtige kam mit seiner Frau wohl mit der falschen Behauptung nach Deutschland, er sei Flüchtling aus dem syrischen Aleppo. Er hat mutmaßlich recht direkte Bezüge zum „Islamischen Staat“. Und eventuell sogar zu einem der Massenmörder von Paris. Ja, all das gibt Anlass zur Sorge.

Aber: Die Festnahmen belegen erneut die Aufmerksamkeit der Behörden und den Nutzen internationaler Zusammenarbeit. Die Aktivitäten der Algerier seien erst im „Frühstadium“ gewesen, erklärten Ermittler - und setzten so ein Zeichen gegen den Alarmismus. Ja, die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern sind gefordert. Aber sie handeln auch. So ist es richtig, wenn es, seit bald einem Jahr geplant und vor einigen Wochen in Dienst genommen, nun eine neue Anti-Terror-Einheit der Bundespolizei gibt.

Völker der Welt, schaut auf Braunschweig!

Zum anderen zeigt sich gesellschaftlich eine Mischung zwischen Wachsamkeit und Normalität. Es bleibt eben eine Spannung. Laut Umfragen wächst die Besorgnis der Menschen. Und viele rechnen damit, dass es bei Veranstaltungen zu Einschränkungen oder Absagen kommen kann - wenn anders die Sicherheit nicht zu gewährleisten ist.

Gut, dass es den Karneval gibt: Dieser Meinung war Christoph Strack aus dem DW-Hauptstadtstudio auch schon vor den jüngsten Ereignissen - jetzt ist er es erst recht
Gut, dass es den Karneval gibt: Dieser Meinung war Christoph Strack aus dem DW-Hauptstadtstudio schon vor den jüngsten Ereignissen - jetzt ist er es erst rechtBild: DW

Am Karnevalssonntag 2015 sagten die Behörden wegen eines befürchteten Terror-Anschlags den Karnevalszug in Braunschweig im letzten Moment ab. An diesem Sonntag rollt der närrische Zug nun wieder durch die Stadt, Motto: „Jetzt erst recht“. Gut so.

Karneval ist alles andere als staatsbürgerliche Pflicht und darf nie dazu werden. Ebenso wenig wie der Besuch von Spielen der Fußball-Bundesliga (durch hunderttausende Fans an jedem Wochenende). Und doch gilt: Wenn an diesem Montag Millionen in Köln oder Düsseldorf den Höhepunkt des Straßenkarnevals begehen, dann spricht daraus angenehme Normalität - und bewundernswerte Stärke.

Karneval in Zeiten des Terrors - muss das denn unbedingt sein? Ihre Meinung ist gefragt - gleich hier unter dem Text.