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Politikum Airbus

Karl Zawadzky23. Februar 2007

Über Werksschließungen und Arbeitsplatzabbau ist ein Konflikt nicht nur zwischen den Unternehmensteilen in Frankreich und Deutschland ausgebrochen, sondern auch zwischen den Regierungen, meint Karl Zawadzky.

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Karl Zawadzky

Was soll dabei herauskommen, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac die Airbus-Krise zu regeln versuchen? Ein politischer Kompromiss. Das freilich wäre für das europäische Gemeinschaftsunternehmen nicht unbedingt die beste Lösung. Airbus und die Muttergesellschaft EADS haben ja nicht nur ein technisches Problem bei der Verlegung der Kabelbäume im neuen Riesen A380, sondern das dahinter liegende Problem besteht darin, dass es sich bei der Vorzeigefirma immer noch um ein politisches Unternehmen handelt.

Airbus ist kein normales Unternehmen

Aus wirtschafts-, struktur- und technologiepolitischen Gründen ist Airbus ins Leben gerufen worden; dann ist vernachlässigt worden, die Gesellschaft in ein ganz normales Unternehmen umzuwandeln. Immer noch redet die Politik mit, wenn es ans Eingemachte geht. So auch jetzt wieder in einer Situation, in der der Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich in die Endphase geht. Dabei wird Airbus von vielen Franzosen als ein französischer "nationaler Champion" gesehen, an dem Deutschland, Großbritannien und Spanien Beteiligungen halten und für den sie Teile nach Toulouse zuliefern.

Frankreich hat kein Vorrecht

Das ist allerdings eine grobe Fehleinschätzung. Deutschland hält einen gleich hohen Anteil an dem Unternehmen wie Frankreich; in Deutschland finden wie in Frankreich in hohem Maße Forschung und Entwicklung, Konstruktion und Fertigung statt. Deswegen gibt es keinen Grund, die strategisch wichtigen Kernkompetenzen für den geplanten Langstreckenjet A350 in Frankreich zu konzentrieren. Daran ist eine Einigung auf das dringend notwendige Sanierungsprogramm "Power8" gescheitert. Freilich ist in Frankreich der Staat direkt mit 15 Prozent an dem Unternehmen beteiligt; hier zu Lande haben der Bund und die Länder nur noch indirekten Einfluss.

Airbus sollte komplett privatisiert werden

Es lässt sich nicht mehr ändern: Die Airbus-Sanierung ist ein Politikum - hier zu Lande wie in Frankreich. Für die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ist das fatal. Deswegen kommt es darauf an, dass der Gesamtkonzern EADS so schnell wie möglich als ganz normale Aktiengesellschaft nach europäischem Recht aus den fürsorglichen Klauen der Politik entlassen wird. Am besten wäre, auch Frankreich würde nach deutschem Beispiel seinen Staatsanteil privatisieren. Dann würde das Unternehmen wegen seiner Größe und seiner strategischen Bedeutung immer noch eine Menge Schnittstellen mit der Politik haben, aber dann bestünde wenigstens die Chance, dass bei Airbus der politische Kompromiss durch betriebswirtschaftliche Rationalität ersetzt wird.