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Politik

Der Anti-Obama im islamischen Krisenbogen

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Loay Mudhoon
20. Mai 2017

Trumps erste Auslandsreise führt ihn ins Herz der islamischen Welt. Ambivalente Erwartungen und große Skepsis begleiten ihn auf diesem heiklen Terrain, meint Loay Mudhoon.

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Donald Trump in Saudi Arabien
Bild: Reuters/B. Algaloud

In normalen Zeiten wäre dieser Besuch gewiss eine Sensation: Die erste Auslandsreise des US-Präsidenten Donald Trump führt ihn nicht nach Brüssel, London oder Berlin, sondern in den Krisenbogen des Nahen und Mittleren Ostens.

Das Mammutprogramm seiner Reise in diese strategisch wichtige Region kann sich auch sehen lassen. Der umstrittene US-Präsident besucht Saudi-Arabien für zwei Tage, am Montag reist er nach Israel und in die Palästinensergebiete.

Vor allem in Saudi-Arabien scheint die Freude über den Trump-Besuch grenzenlos zu sein. Eine organisierte Volksfeststimmung ist seit Tagen überall im Lande zu spüren. 

Die Machthaber um den stellvertretenden Kronprinzen Mohammed bin Salman haben aber nicht nur für ein prunkvolles Reiseprogramm gesorgt. Sie versammeln Spitzenvertreter aus fast 50 islamisch geprägten Ländern für den zweitägigen "Arabisch-Islamisch-Amerikanischen Gipfel", den Höhepunkt des Besuchs. Selbstverständlich nutzt die kleine Machtelite in Riad Trumps Besuch, um sich als Anführer der islamischen Welt aufzuspielen.

Neues Kapitel in den amerikanisch-saudischen Beziehungen

Tatsächlich markiert der Besuch des US-Präsidenten im wahhabitischen Königreich ein Ende der Irritationen in den traditionell engen Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien. Trump vollzieht einen klaren Richtungswechsel in der US-Politik gegenüber dem ölreichen Land.  

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DW-Redakteur Loay Mudhoon

Denn im Gegensatz zu Obama scheut er sich nicht vor einer Zusammenarbeit mit Autokraten wie Ägyptens Putsch-General Al-Sisi oder den absoluten Herrschern in Riad - ohne Rücksicht auf Menschenrechtsverletzungen in diesen Ländern. 

Hinzu kommt, dass der starke Mann in Saudi-Arabien, Verteidigungsminister Mohammed bin Salman, mit Hilfe eines gigantischen Rüstungsabkommens im Umfang von etwa 100 Milliarden Euro für große Hoffnungen auf ein höheres Wirtschaftswachstum in den USA gesorgt hat - ganz im Sinne von Trumps simplem Politikverständnis.    

Kooperation, nicht Konfrontation 

Die Wiederbelebung der klassischen Allianz zwischen den USA und dem Herzland des Islam richtet sich in erster Linie gegen den regionalen Widersacher, den Iran. Daran bestehen kaum Zweifel.  

Die saudische Abstiegsangst nach der strategischen Aufwertung der schiitischen Regionalmacht durch das Atomabkommen mit dem Iran ist allgegenwärtig. Der Zeitpunkt des Besuchs kommt Riad gerade recht: Am selben Tag wurde im Iran das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen bekanntgegeben.

Unbehagen in Israel  

Neben Saudi-Arabien hat das von Obama durchgesetzte Atomabkommen mit Teheran Israel alarmiert. Daher war die Freude über Trumps Wahlsieg in Israel sehr groß, insbesondere nachdem er diesen historischen Erfolg internationaler Diplomatie wiederholt als "schlechtesten Deal" aller Zeiten bezeichnet hatte. 

Doch Trump dürfte die Dynamiken und Eigenarten der komplizierten Konflikt-Konstellationen im Nahen und Mittleren Osten kaum verstanden haben. Weder für die hegemoniale Konfrontation am Golf noch für den Stellvertreter-Krieg in Syrien hat er eine Strategie formulieren können. 

Darüber hinaus sind Zweifel an seiner Handlungsfähigkeit angebracht. Der getriebene Präsident ist nach 100 Tagen Chaos faktisch eine lahme Ente. Seine Anwälte stellen sich inzwischen wegen der Russland-Affäre auf ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn ein.

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