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Politik

Der G20-Gipfel und die Gewalt

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Henrik Böhme
7. Juli 2017

Nun also doch hässliche Bilder aus Hamburg von schwarzen Blöcken und brennenden Autos. Natürlich muss die Polizei durchgreifen. Sonst hört keiner die Forderungen der friedlichen Demonstranten, meint Henrik Böhme.

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Deutschland G20 Randale
Bild: picture-alliance/dpa/A. Heimken

Hamburg im Juli - die schöne Metropole im Norden. Sonst immer eine Reise wert. In diesen Tagen eher nicht. Denn die Stadt ist an manchen Stellen gar nicht mehr sie selbst. Ihr Glanz ist verschwunden. Hinter schwarzen Rauchschwaden, hinter Fontänen, die aus Wasserwerfern geschossen werden, hinter dem "Schwarzen Block", hinter martialisch aussehenden Polizisten. Hinter Stacheldraht, Absperrgittern, Straßensperren. Verkehrschaos auf Straße und Schiene. Autos brennen, Luxusschlitten gleichermaßen wie Familienkutschen. Egal, Hauptsache, es brennt.

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Henrik Böhme berichtet für die DW vom G20-Gipfel

Die Schuldfrage

Dann das Kindergarten-Spiel: Wer hat angefangen? Wer ist schuld? Die Polizei, die "unverhältnismäßig" eingreift, gar provoziert? Die Demonstranten? Viele von ihnen kommen in friedlicher Absicht, aber eben nicht alle. Wenige, die sich verstecken hinter denen, die aus vielen Gründen gegen diesen Gipfel sind, gegen das System, gegen die Ungerechtigkeit auf der Welt, gegen was auch immer. Das ist Demokratie, man darf dagegen sein, man darf das zeigen. 

Nun ist Hamburg bekannt für seine alternative Szene. Aber das ist eben auch Hamburg: Man kann sich nicht leiden, oben im edlen Blankenese und unten in St. Pauli oder im Schanzenviertel. Aber irgendwie lässt man sich in Ruhe, meistens jedenfalls. Und deswegen gibt es die "Rote Flora", das Zentrum der Alternativen, auch schon so lange.

Der Clash

So war es freilich absehbar, dass es zum Clash kommen würde, es ist für die Szene das Ereignis des Jahres. Erst recht, wenn keine Kosten für die Anreise entstehen, weil der Feind - in diesem Fall die G20 - direkt zu Besuch in die Stadt kommt. Dass man Protest auch bunt, kreativ, laut gestalten kann, das war im Vorfeld des Gipfels zu besichtigen. Aber das reicht einigen dann doch nicht. Es muss brennen, es muss krachen, schließlich soll die Polizei ja nicht umsonst gekommen sein. Das Wasser im Werfer muss ja auch mal nachgefüllt werden. 

Blöd nur, wenn dann selbst im Schanzenviertel Schaufensterscheiben zu Bruch gehen, weil es dort auch Markenklamotten gibt und nicht nur Öko-Strickware aus fairer Produktion. Wenn Bewohner, die dort gerne leben, aber mit Gewalt nichts am Hut haben, in Mitleidenschaft gezogen werden.

Der Rechtsstaat

Nochmal ganz klar und deutlich: Demonstrationen gehören dazu, die Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut - somit ist das Umfeld des Gipfels auch vorgelebte Demokratie für die Staatschefs in der Runde, die es damit nicht so genau nehmen. Aber all das, was friedliche Demonstranten auch immer an Kritik gegen die Globalisierung im Allgemeinen und den Gipfel im Besonderen vorbringen - all das versinkt in den Rauchschwaden der Chaoten. Und damit in der Bedeutungslosigkeit. Der Staat muss gegen diese Gewalt vorgehen. Wer mit Leuchtraketen auf Polizei-Hubschrauber schießt, muss bestraft werden. Da gibt es kein Vertun. Das ist Recht und Gesetz. Und wenn da irgendwas unverhältnismäßig war beim Polizeieinsatz, dann kann man vor Gericht klagen, dann wird das aufgeklärt. So geht Rechtsstaat.

Wenn sich die Rauchschwaden verzogen haben, wenn Hamburg wieder seine schönen Seiten zeigt: Dann treffen sich Blankenese und Schanze wieder beim amerikanischen Burger-Brater oder im schwedischen Möbelhaus. Das Leben muss ja weitergehen.

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58