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Kommentar: Der Nächste, bitte

20. Dezember 2015

Nun ist es (endlich) auch offiziell: Pep Guardiola verlässt den FC Bayern. Na und? Dann kommt eben der nächste Welttrainer. Reisende soll man nicht aufhalten, findet DW-Redakteurin Olivia Gerstenberger.

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Fußballtrainer Pep Guardiola & Carlo Ancelotti - Foto: Javier Lizon (dpa)
Der eine sagt "Servus", der andere ist schon verpflichtet: Guardiola (l.) und Nachfolger AncelottiBild: picture-alliance/dpa/J. Lizon

Nein, die Bayern werden nicht in ein Tal der Tränen stürzen, auch nicht in (inter-)nationale Bedeutungslosigkeit und schon gar nicht in eine sportliche Krise. Pep Guardiola hat fertig - er will seine Arbeit eben woanders fortsetzen. So ist das im Fußball-Geschäft, dann kommt eben der Nächste. Und mit Carlo Ancelotti zaubert der FC Bayern nicht irgendwen, sondern ein weiteres Trainer-Schwergewicht der Fußballwelt aus dem Hut: Dreimaliger Champions-League-Gewinner, Ex-Trainer von Juventus Turin, AC Mailand, den FC Chelsea, Paris St.-Germain und Real Madrid. Noch Fragen? So lässt sich Peps Abgang jendefalls ziemlich gut verschmerzen.

Überhaupt - große Tränen weint man dem akribischen Perfektionisten rund um München mit Sicherheit nicht nach. Zweifelsohne hat Guardiola dem FCB und damit auch der deutschen Eliteliga zu viel Glanz verholfen. Plötzlich schaute die ganze Welt auf den deutschen Fußball und beobachtete, wie der umjubelte Starcoach ein Team formte, das dominant und völlig mühelos durch die Liga marschierte, zwei deutsche Meisterschaften, den Welt- und DFB-Pokalsieg feierte und den Supercup gewann. Doch bayerisches Herzblut oder gar eine Identifikation mit dem Verein zeigte Guardiola nicht. Die Fans warfen ihm vor, aus dem FCB den "FC Spanien" zu machen, bis heute umweht ihn immer noch ein Hauch vom FC Barcelona. Etliche spanische Spieler durfte er holen, sein Satz "Thiago oder nichts" wird an ihm haften bleiben.

"Mia san mia" hat Pep nie verstanden

Guardiola sei ein Projekttrainer, wird oft gesagt. Seine meist erfolgreichen Projekte verfolgt das Trainer-Genie gewissenhaft, leidenschaftlich und mit größtem Ehrgeiz. Seine taktischen Kunststücke sind legendär. Das hat ihm viel Respekt eingebracht. Dennoch hatte man irgendwie immer das Gefühl, er passt nicht so richtig zu den Bayern - erst Recht, als der legendäre Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt nach Guardiolas Kritik wutentbrannt den Verein verließ. Überhaupt: Die Gepflogenheiten beim deutschen Rekordmeister hat Guardiola bis zuletzt nicht verstanden, sonst hätte er eine Entscheidung schon viel früher bekannt gegeben. Hinhalten lassen sich die Vereinsbosse ungern, wichtige (positive) Entscheidungen werden gern auf der Mitgliederversammlung verkündet. Als dieser Termin verstrich, hieß es plötzlich von Seiten der Clubspitze: "Eine Person ist nicht der Verein." Womit eigentlich alles gesagt wäre.

Olivia Fritz - Foto: Michael Palm (Palm-Pictures)
DW-Redakteurin Olivia GerstenbergerBild: Michael Palm

Eines vielleicht noch: Nationale Titel sind schön und gut. Aber beim FC Bayern zählt vor allem die Champions League. Natürlich ist dieser Titel auch das Ziel Guardiolas. In dieser Saison stehen die Chancen der Münchener auf das "Triple" ziemlich gut: Acht Punkte Vorsprung in der Liga auf den Tabellenzweiten, Viertelfinale im DFB-Pokal und Achtelfinale in der Champions League. Gewinnt Pep alle drei Wettbewerbe, wäre es der perfekte Abschied. Wenn nicht, wäre er massiver Kritik ausgesetzt. Immerhin: Vorgänger Jupp Heynckes gewann das Triple erst, nachdem dessen Abschied feststand. Mal sehen, welches Erbe Guardiola seinem Nachfolger hinterlässt.

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