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Gesellschaft

Der Playboy als feministischer Meilenstein?

Kommentarbild Helena Weise
Helena Weise
28. September 2017

Puschelschwanz und Hasenohren als Zeichen der weiblichen Emanzipation? Hugh Hefner war davon allen Ernstes überzeugt. Eine extrem erfolgreiche Geschäftsstrategie auf Kosten aller Frauen, meint Helena Weise.

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Hugh Hefner Gründer Playboy Magazin Bunnies
Hugh Hefner und 16 seiner Playboy-Häschen im Jahr 1983Bild: picture alliance / Globe-ZUMA

Sie gehören zum Playboy wie der Löffel zur Suppe: Junge, schlanke Frauen mit Hasenöhrchen und Puschelschwanz. Seit der Playboy 1953 zum ersten Mal erschienen ist, tummeln sich die "Playboy Bunnies" um ihren Schöpfer: den Playboy-Gründer Hugh Hefner.

Jeder kennt sie und die restlichen Frauen im Playboy - und sei es auch nur, weil man bei der Lektüre der Artikel "darüber gestolpert ist." Sie sind reizvoll, amüsant und sexy. Als Feministinnen würde sie allerdings kaum jemand bezeichnen. Ganz anders Hugh Hefner selbst. Der jetzt verstorbene Frauenheld wurde nicht müde zu erklären, dass die Frauen im Playboy der Inbegriff der sexuellen Befreiung seien. Fotos von nackten Körpern, der offene Umgang mit Sexualität - das alles waren Tabus, mit denen die sexuelle Revolution der 1960er- und 70er-Jahre gebrochen hat. Hefner war immer stolz, mit seinem Magazin dazu einen Beitrag geleistet zu haben.

Selbstbestimmung für die Frau?

Und nicht nur das: Seiner Meinung nach haben Frauen von dieser Revolution am meisten profitiert. Endlich hätten sie selbstbewusst ihre Sexualität ausleben können, ohne direkt als Flittchen abgestempelt zu werden. Sex als treibende Kraft der Menschheit zu akzeptieren, statt es als "schmutzig" abzutun - das sei ein Großteil dessen, worum es beim Feminismus gehen sollte. Feminismus: Dieses Wort benutzte Hugh Hefner tatsächlich. Gerne prangerte er feministische Bewegungen (abseits seiner eigenen) als antisexuell oder gar "puritanisch", also sittenstreng an. Der Playboy sei schon feministisch gewesen, bevor Feministinnen sich ihrer Ziele überhaupt bewusst geworden wären, sagte er einmal.

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DW-Autorin Helena Weise

So absurd das klingen mag - viele stimmen heute in diesen Tenor ein: Man könne von Hugh Hefner halten, was man wolle, aber der Playboy sei journalistisch und künstlerisch von immenser Bedeutung gewesen. Nicht zuletzt habe er auch einen hohen emanzipatorischen Wert gehabt.

Hat er das wirklich? Frauen in einheitlicher Hasen-Uniform - wer darin eine Befreiung der weiblichen Lust sieht, hat ohne Frage zu oft im Playboy geblättert. Vielmehr reiht sich das Magazin mit seiner Darstellung des weiblichen Körpers damit lückenlos in das traditionelle weibliche Rollenmodell ein: die Frau und ihr Körper zur freien Verfügbarkeit des Mannes. Mag ja sein, dass die ein oder andere Frau damit ihre sexuellen Bedürfnisse auslebte - in erster Linie dienten die Häschen und Aktmodelle der Bedürfnisbefriedigung des Mannes.

Der männliche Blick als Maßstab

"Jeder will ein Sexobjekt sein", verteidigte Hefner einst sein Magazin. Selbst wenn das so wäre: Warum sind nur nackte Frauen im Heft zu sehen? Und wenn es, wie der Gründer behauptete, tatsächlich um die Frau und ihre Befreiung von gesellschaftlichen Fesseln ging - warum wurden und werden bis heute eigentlich nur die schlanken und für schön befundenen Frauen abgelichtet?

Unbestritten, dass die Frauen sich freiwillig für die Fotos entschieden haben. Gut möglich, dass sie ihre Rolle als Playboy Bunny genossen und damit ihre sexuelle Selbstbestimmung auslebten. Wer das allerdings - wie Hugh Hefner - schon als feministisch bezeichnet, vergisst nicht nur wesentliche Aspekte der Gleichstellung. Er verkennt auch, dass Ausgangspunkt und Maßstab hier nach wie vor der männliche Blick auf die Frau ist. Er ist es schließlich im Regelfall, der Geld bezahlt für die erotischen Fotos von Frauen mit Idealmaßen. Die Rolle der Frau beschränkte sich darauf, sich an der geschenkten "Emanzipation" zu erfreuen. Das klingt eher nach geschickter Marketingstrategie als nach Geschlechtergerechtigkeit.

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