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Kommentar: Deutsche Präsenz bei der Berlinale

Jochen Kürten6. Februar 2002

Dieter Kosslick ist der neue Leiter des bedeutendsten deutschen Filmfestivals. Er ist dafür verantwortlich, dass sich in diesem Berlinale-Jahrgang einiges verändert hat. Ein Kommentar von Jochen Kürten.

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Dieter Kosslick gilt als Macher in der FilmszeneBild: AP

Vor allem die Präsenz des heimischen Films wird in den einzelnen Programmsektionen diesmal unübersehbar sein. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Während der Ägide Moritz de Hadelns führte das deutsche Kino zuletzt nur noch ein Schattendasein. Vor allem auch im Wettbewerb. Und das hatte nicht nur mit mangelnder Qualität der eingereichten Filme zu tun.

In Cannes oder Venedig, den beiden anderen großen Festivals, wäre eine vergleichbare Situation undenkbar gewesen. An der Cote d´ Azur war der französische Film, in der Lagunenstadt der Italienische stets gut vertreten.

Seine Kündigung hat der Schweizer Moritz de Hadeln im vergangenen Jahr vermutlich auch der Tatsache zu verdanken, dass er Oskar Roehlers herausragenden Film "Die Unberührbare" übersehen bzw. für den Wettbewerb sogar abgelehnt hatte.

In diesem Jahr werden dort gleich vier deutsche Regisseure vertreten sein: Tom Tykwer eröffnet mit seinem elegisch-schönen "Heaven" die Berlinale, es folgen neue Arbeiten zwei der interessantesten deutschen Regisseure, Dominik Graf und Andreas Dresen, sowie das Debüt von Christopher Roth über den RAF-Mitgründer Andreas Baader.

Und damit nicht genug. Neben der traditionell von Heinz Badewitz betreuten Reihe "German Cinema" für ein Fachpublikum wird es diesmal eine zweite Plattform für den deutschen Film geben: der ehemalige Kritiker Alfred Holighaus ist verantwortlich für die Reihe "Perspektive Deutsches Kino".

Nimmt man die heimischen Beiträge in Forum, Panorama, Kinderfilmfest und Retrospektive hinzu, kann man sich in diesem Jahr über eine kraftvolle Präsenz des deutschen Films freuen. Noch wichtiger als die vielen eingeladenen deutschen Beiträge ist aber vielleicht die Haltung, die Dieter Kosslick mit nach Berlin bringt. Zuvor agierte er viele Jahre als Chef der potentesten Filmförderung im Lande, der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen. Der immer gut gelaunte Kosslick weiß, wie wichtig die Instrumente Marketing und Werbung gerade bei der siebten Kunst, dem Film, sind. Klingeln gehört beim Kino nun einmal zum Handwerk.

Nun kommt es eigentlich nur noch auf die Qualität der deutschen Beiträge an. Zumindest der Eröffnungsfilm, "Heaven" von Tom Tykwer - soviel sei hier schon verraten - dürfte den letztjährigen Eröffnungs-Fehlgriff mit Jean Jacques Annaud "Stalingrad"-Epos vergessen lassen.

Mit Tykwers "Heaven" wird der deutsche Film vielleicht noch nicht direkt auf "Wolke 7" schweben, er dürfte dem deutschen Kino bei der diesjährigen Berlinale zumindest aber ein himmlisches Entrée verschaffen.