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Politik

Die CDU mit Merkel - Die CDU nach Merkel

26. Februar 2018

Der CDU-Bundesparteitag diskutierte ungewohnt kritisch die Lage der Partei. Die neue Große Koalition wurde bestätigt. Aber die CDU hat sich auf den Weg gemacht in die Zeit nach Angela Merkel, meint Christoph Strack.

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Deutschland Annegret Kramp-Karrenbauer ist neue Generalsekretärin der CDU
Angela Merkel (li.) und Annegret Kramp-Karrenbauer, die viele jetzt als Merkels Nachfolgerin sehenBild: Reuters/H. Hanschke

Angela Merkel ist jetzt in der Situation des alten Konrad Adenauer und des späten Helmut Kohl, den CDU-Langzeit-Bundeskanzlern von 1949 bis 1963 und 1982 bis 1998. Noch führt sie die Partei, noch ist sie ungefährdet. Denn die CDU putscht nicht. Aber nun sind - falls es zur Koalition kommt - alle Kabinettsmitglieder aus ihrer Partei jünger, zum Teil deutlich jünger als Merkel. Das gleiche gilt für die Generalsekretärin der Partei. Die Partei entwickelt sich.

Gut fünf Monate nach der Bundestagswahl warb Merkel beim Parteitag der Christdemokraten für die neue Große Koalition. Und sie hat - in diesem Punkt - bei der Abstimmung großen Zuspruch bekommen. Das war ein "Weiter so!". Und doch war die Botschaft der Delegierten an diesem Tag: "Nicht weiter so!".

Kein Merkel-Parteitag mehr

Das eintägige Treffen der CDU war kein Merkel-Parteitag mehr. Sie hielt, um für den Koalitionsvertrag zu werben, die längste Rede. Merkel erklärte und erläuterte. Annegret Kramp-Karrenbauer - knapp vier Stunden später - redete dagegen flammend. Wie eine Generalsekretärin im besten Fall reden kann, deren Partei in Selbstzweifeln steckt.

Strack Christoph Kommentarbild App
Christoph Strack ist Korrespondent im HauptstadtstudioBild: DW

Merkel warb bei den 1001 Delegierten für die erneute Koalition mit der SPD (die nun noch den Mitgliederentscheid der SPD bestehen muss). Das richtete sich an ihre Partei. Die meisten anderen Parteien erwähnte sie gar nicht. Nur eine andere politische Gruppierung nannte Merkel mehrfach in ihrer knapp einstündigen Ausführungen: die AfD, die Rechtspopulisten, die die Kanzlerin im Wahlkampf fast nie erwähnt hatte. Und sie nannte den Antisemitismus der AfD, den Antisemitismus, den es bei Links- und Rechtsextremen gebe.

Bemerkenswert und beeindruckend dann die Aussprache, die den vorgesehenen Zeitrahmen sprengte. Da brach sich Bahn, was sich aufgestaut hatte an Frust und Enttäuschung. Einige stellten sich auch ans Mikrofon und verkündeten ihr "Nein" zum Koalitionsvertrag. Es war eine für die CDU, die ihre Parteitage eher stramm durchorganisiert, sehr breite und kritische Debatte. Wenn Redner und Rednerinnen auf Merkel zu sprechen kamen, ging es tendenziell um Dank für das Vergangene. Wenn sie aber vorausschauten auf die Arbeit an einem neuen Grundsatzprogramm der Partei, nannten sie mit viel Vertrauensvorschuss die neue Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer. Was sich die Parteispitze schon nach der Wahl 2013 und wiederum im vergangenen Herbst erspart hatte, den offenen, kritischen Rückblick, bekam sie nun krachend zurück.

Viel Beifall für verdiente Kräfte sowie die Zukunftshoffnung

Den herzlichsten, engagiertesten Beifall gab es nicht nach der Rede der Parteivorsitzenden, sondern bei ihrer Würdigung der unfreiwillig scheidenden Bundesminister Hermann Gröhe und Thomas de Maiziere, bei der ersten Nennung von Kramp-Karrenbauer und des ausgeschiedenen Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble. Und die gut vier Minuten Applaus für Merkel kamen zustande, weil Multitasker wie JU-Chef Paul Ziemiak einfach nebenher weiter klatschten, während sie längst in Kleingruppen plauderten. Manch einer rührte nach Merkels Rede auch gar keine Hand.

Der Tag in Berlin war mit der überraschend breiten und kritischen Aussprache ein Parteitag des Übergangs: nach den Koalitionsverhandlungen, vor dem Abschluss des SPD-Mitgliedervotums. Vor Annegret Kramp-Karrenbauer. Noch mit Merkel. Und es wirkte über weite Strecken wie der erste Parteitag der Nach-Merkel-CDU.

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