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Die Deutsche Bank in höchster Not

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Henrik Böhme
27. September 2016

Es brennt weiter lichterloh in den Bankentürmen zu Frankfurt. Wenn das so weiter geht, werden Deutschlands Steuerzahler bald wieder eine Bank - und zwar die größte - retten müssen, meint Henrik Böhme.

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Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

"Ich würde mich schämen, wenn wir in der Krise Staatsgeld annehmen würden." So tönte einst im Oktober des Jahres 2008 - die Weltfinanzkrise schüttelte rund um den Globus gerade die Banken so richtig durch - ein gewisser Josef Ackermann aus den Türmen der Deutschen Bank zu Frankfurt.

Heute wissen wir: Das hatte die Bank auch gar nicht nötig. Sie hat damals mit gigantischen Tricksereien einen ordentlichen Batzen Geld verdient. Blöd nur, dass der Bank dieses Tricksen, Tarnen und Täuschen bis heute immer wieder auf die Füße fällt. Rund 7800 Rechtsstreitigkeiten auf der ganzen Welt. Milliarden und Millionen, die an Zahlungen für Vergleiche oder Strafen fällig sind. Geld, das fehlt, um Deutschlands einziges Geldhaus mit internationalem Renommee fit für die Zukunft zu machen.

Bald Ramsch-Status

Wobei: Das mit dem Renommee stimmt ja so auch nicht mehr. Der Aktienkurs hat seit 2009 ganze 90 Prozent verloren und dümpelt derzeit mit schlappen zehn Euro auf einem Allzeittief vor sich hin. Das entspricht einer Marktkapitalsierung von etwas mehr als 14 Milliarden Euro. Das reicht im weltweiten Ranking nur noch für Platz 78, eingerahmt von Banken aus Malaysia und Brasilien. Aus dem Börsenindex Euro Stoxx 50 sind die Titel unlängst rausgeflogen, mangels Wertigkeit. Die Bank heute: ein Schnäppchen für Investoren! Aber natürlich will niemand die Deutsche Bank kaufen. Denn in ihren Büchern schlummern Anleihen und andere Papiere mit einem Wert von 1,7 Billionen Euro.

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DW-Wirtschaftsredakteur Henrik Böhme

Unvorstellbar, wenn der Laden zusammenbräche. Eine neue Weltfinanzkrise wäre die Folge. Denn die Deutsche Bank ist, völlig normal, Teil des weltweiten Finanzsystems. Allerdings ein hochriskanter Teil. Vom Internationalen Währungsfonds vor einiger Zeit als "größte Gefahr" für eben dieses System eingestuft. Sowieso auf der Liste der 30 systemrelevanten Banken; Institute also, die im Falle eines Zusammenbruchs das ganze Kartenhaus zum Einsturz bringen können. Woher also sollen Investoren das Vertrauen nehmen und in die Deutsche Bank investieren?

Desaströse US-Forderung

Zumal wirklich große Brocken für die Bewältigung der Vergangenheit noch nicht wirklich aus dem Weg geräumt sind. Da sind nach wie vor die ungeklärten Geldwäsche-Vorwürfe in Russland. Auch die haben das Zeug für eine Milliarden-Strafe. Und auf dem Tisch liegt eine 14-Milliarden-Dollar-Forderung des US-Justizministeriums für Verfehlungen aus der Zeit vor Ausbruch der Finanzkrise.

Nun lässt sich trefflich spekulieren, ob diese 14 Milliarden nicht eine Retourkutsche sind für die europäischen Steuer-Forderungen an Apple in etwa gleicher Höhe. (Was höchstwahrscheinlich Unsinn ist.) Aber diese These ist nicht von der Hand zu weisen: Die Amerikaner waren es, die ihren Hypothekenmarkt einst gigantisch aufgeblasen haben. Die Risiken haben sie schick verpackt und bei ausländischen Banken untergebracht. (Gut, man hätte das Zeug ja nicht nehmen müssen.) Jetzt kommt die US-Aufsicht und kassiert ab. Bei einheimischen wie ausländischen Banken. (Ja, die Welt ist schlecht!)

Und am Ende der Steuerzahler?

Egal, was daran alles wahr ist und wie hoch der Vergleich mit den Amerikanern am Ende ausfällt: 14 Milliarden Dollar könnte die Deutsche Bank nicht zahlen. Eine Kapitalerhöhung, also die Ausgabe neuer Aktien, missfällt den Anlegern, weil sie den Wert der Aktien noch weiter in den Keller prügeln würde. Und lohnen würde es auch nicht, weil: Wer will schon Aktien dieser Bank kaufen? Ein Zockerpapier, mehr ist das nicht.

So führt die Gemengelage also dazu, dass plötzlich wieder das böse Wort von der Staatshilfe auftaucht. Natürlich waren beide Seiten, Bank wie Bundesregierung eiligst bemüht, das Gerücht zu dementieren und ins Reich der Spekulation zu verweisen. Doch so einfach ist die Sache nicht: Sicher kann die Bank sich von ihrem Investment-Bereich trennen. Da wäre auch noch was zu holen. Aber eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Sollte die Deutsche Bank tatsächlich in Schieflage geraten, kann man getrost davon ausgehen, dass es am Ende doch der Steuerzahler sein wird, der sie retten muss. Egal, was die Regierungen dieser Welt - Angela Merkel vorneweg - einst versprochen haben: dass eben nie wieder der Steuerzahler eine Bank wird retten müssen. Blödsinn!   

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