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Politik

Good news are great news

1. Januar 2019

Unsere tägliche Katastrophe gib uns heute? Nein danke! Zum Jahresbeginn singt Astrid Prange de Oliveira ein Loblied auf die guten Nachrichten, die wir bitter nötig haben. Noch nie waren sie so wertvoll wie heute.

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Thailand Rettungsaktion Tham Luang Höhle
Gute Nachricht: Kinder in Thailand freuen sich über die Befreiung von 12 Jungen und ihrem Fußballtrainer aus einer HöhleBild: Getty Images/AFP/Tang Chhin Sothy

Noch nie schienen sie so zahlreich wie heute: Schlechte Nachrichten. Gäbe es sie nicht im Überfluss, man müsste sie erfinden. Kriege, Krankheiten, Hungersnöte, Naturkatastrophen – käme die Menschheit überhaupt klar ohne schlechte Nachrichten? 

Es ist eine Krux mit der täglichen Katastrophe. Sie zeigt, wie fragil die Welt ist, in der wir leben. Wie verletzlich jeder einzelne Mensch und die Menschheit insgesamt ist. Und wie wichtig menschliche Empathie und Solidarität sind. Denn Menschen können nicht nur Katastrophen verursachen, sie können sie auch vermeiden, bewältigen und überwinden.

Frieden, leicht zu übersehen

Im Oktober 2018 zum Beispiel unterzeichneten Äthiopiens Premier Abiy Ahmed und Eritreas Präsident Isaias Afwerki nach 30 Jahren Krieg einen Friedensvertrag. Ein historisches Abkommen, das jahrzehntelanges Blutvergießen beendete und nun für Aufbruchsstimmung sorgt.

Auch auf der koreanischen Halbinsel hat eine vorsichtige Aussöhnung begonnen. 2018 ist es zu drei Gipfeltreffen zwischen Nord- und Südkorea gekommen. Aus der gemeinsamen Sicherheitszone Panmunjom sollen sämtliche Soldaten und Waffen abgezogen werden. Und in diesem Jahr will Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un erstmals nach Südkorea reisen.

Zart und zäh

Diese guten Nachrichten sind zarte Pflänzchen, die der Pflege und Aufmerksamkeit bedürfen. Im Zeitalter von Fake News, Shitstorms und Hasstiraden drohen sie in der Lawine der täglichen Katastrophenmeldungen unterzugehen.

Kommentarbild Astrid Prange
DW-Redakteurin Astrid Prange de OliveiraBild: DW/P. Böll

So blieb es im allgemeinen Brexit-Chaos fast unbeachtet, dass Griechenland 2018 nach acht Jahren den EU-Rettungsschirm verlassen hat - als drittes EU-Mitglied nach Irland und Portugal. Auch die Millionen von Menschen, die in Ungarn, Polen und Rumänien für Demokratie und gegen Korruption auf die Straße gegangen sind, hätten mehr Aufmerksamkeit verdient. Stattdessen wurde auf allen Kanälen über Demokratieverdrossenheit und wachsenden Rechtspopulismus berichtet.

"Wir schaffen das"

Doch gute Nachrichten sind zäh. Sie verändern die Welt langfristig. Sie verschwinden nicht im digitalen Nirwana wie die Tweets von US-Präsident Donald Trump, Brasiliens neuem Präsidenten Jair Bolsonaro oder der AfD-Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel.

Beispiel erneuerbare Energien: Egal, ob die USA nun aus dem Klimaschutzabkommen aussteigen oder nicht - der Anteil erneuerbarer Energien an der weltweiten Stromerzeugung steigt. Laut internationaler Energieagentur (IEA) liegt der weltweite Ökostromanteil bei 25 Prozent, in Deutschland sind es sogar 38 Prozent.

Auch die Integration von Flüchtlingen geht voran, obwohl die sogenannte Flüchtlingskrise hierzulande täglich neu heraufbeschworen wird. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer erklärte kürzlich, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe mit ihrem Satz "Wir schaffen das", Recht behalten. Von den rund eine Million Menschen die 2015 nach Deutschland gekommen seinen, hätten mehr als 400.000 einen Ausbildungs- oder Arbeitsvertrag.

Diese Erfolgsgeschichten zeigen, dass Menschen Krisen meistern, Krankheiten besiegen, Waffen abgeben, Leben schützen, Armut verringern, Wohlstand schaffen und die Umwelt schützen können. Sie sind ein Triumph menschlicher Vernunft und Empathie über Hasstiraden und Verschwörungstheorien.

Nord- und südkoreanische Soldaten überqueren erstmals friedlich die Grenze
Nord- und südkoreanische Soldaten überqueren am 12.12.2018 erstmals friedlich die GrenzeBild: Reuters/South Korean Defence Ministry

Für die Mehrheit ein gutes Jahr

Auch wenn es angesichts der zahlreichen Kriege und Konflikte merkwürdig anmuten mag: 2018 war für die Mehrheit der Weltbevölkerung ein gutes Jahr. Ein Blick in die Statistiken von Weltbank und Weltgesundheitsorganisation zeigt, dass die Armut weltweit sinkt, immer mehr Haushalte (knapp 90%) Zugang zu Strom haben, Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose drastisch zurückgehen, genauso wie die Sterblichkeit von Müttern und Kindern. 

Diese Fortschritte sind nicht durch nächtliche Tweets oder Demonstrationen selbsternannter Beschützer des Abendlandes entstanden, sondern durch unzählige Initiativen von Menschen, die an Veränderungen glauben und dazu beitragen, diese Schritt für Schritt umzusetzen.

Und sie zeigen: Gute Nachrichten waren noch nie so wertvoll wie heute. Denn ohne sie verlieren wir den Glauben an eine bessere Welt und damit die Motivation, uns für Menschenrechte und Frieden einzusetzen.

Gute Nachrichten überleben die vielen kleinen und großen Katastrophen, die täglich durch digitale Netzwerke und Fernsehkanäle geistern. Die gute Nachricht zum Jahreswechsel lautet: Auch 2019 wird sich daran nichts ändern. Happy New Year!