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Die Hoffnung stirbt zuletzt

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Jens Thurau
30. November 2015

Alle Staats- und Regierungschefs wollen den Klimawandel bekämpfen. Gibt es also am Ende der Konferenz in Paris ein Abkommen, das dem Klima hilft? Das ist noch lange nicht sicher, meint Jens Thurau.

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Frankreich Klimagipfel Paris
Bild: Reuters/D. Becerril

Eine gute Nachricht zu Beginn: Keiner der über 150 Staats-und Regierungschefs, die am Montag in Paris den Klimagipfel mit schwungvollen Reden eröffnet haben, zweifelt noch daran, dass es den Treibhauseffekt gibt und dass nun aber wirklich alle etwas dagegen unternehmen müssen. Klingt selbstverständlich, ist es aber nicht: Lange Jahre wurden die UN-Klimagipfel von vielen Politikern mit einer Mischung aus Ablehnung oder Ignoranz begleitet. Das immerhin, scheint vorbei zu sein.

Ja, alle wollen ein Abkommen, wollen den ärmsten und am meisten unter Wirbelstürmen und Dürren leidenden Staaten des Südens mit vielen Milliarden unter die Arme greifen, damit sie Deiche bauen, Erntefolgen verändern und sich von Kohle oder Gas als Energieträger verabschieden können. So weit, so gut. Aber ein Abkommen, das dem Problem wirklich gerecht wird, ist damit noch nicht in trockenen Tüchern.

Kleine, aber feine Unterschiede

Denn in den Reden der Präsidenten Obama, Putin und Xi sowie in den Worten der deutschen Bundeskanzlerin wurden wieder einmal die feinen, aber leider entscheidenden Unterschiede im Ehrgeiz deutlich, die schon so viele Klimatreffen zu frustrierenden Erlebnissen gemacht haben.

Auch hier die gute Nachricht vorneweg: Die Kanzlerin konnte überzeugen, nannte ein Ziel von weniger als zwei Grad Erderwärmung, wohl wissend, dass die in Paris bereits vorgelegten Klimaziele der Staaten bestenfalls zu 2,7 Grad führen. Damit haben sich viele Staatenlenker schon abgefunden, obwohl die Wissenschaftler warnen, dass alles über zwei Grad eben nicht mehr beherrschbar sei. Gut gemacht, Angela Merkel!

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Jens Thurau ist Reporter bei der Klimakonferenz in Paris

Und Barack Obama räumte ein: Die USA sind ein Hauptverursacher des Klimawandels. Und der US-Präsident versprach auch, viel Geld zu geben, damit die armen Länder zum Beispiel Klimaversicherungen für ihre Menschen abschließen können. Wie viel Geld? Das verschob Obama auf Morgen. Und verpasste so die Chance, gleich zu Beginn für Impulse zu sorgen.

Klimaschutz - Sache der Nationalstaaten?

Und auch China will endlich mitmachen beim Klimavertrag, aber die Rede von Präsident Xi erinnerte doch stark an viele frühere Auftritte der Chinesen auf solchen Gipfeln: Schuld an der Erderwärmung sind die Industriestaaten - zu denen China ja formal nicht zählt, obwohl es weltweit größter Verursacher von Treibhausgasen ist. Klimaschutz soll nach Ansicht Pekings in Zukunft Sache der einzelnen Länder sein. So war das eigentlich nicht gemeint, als die Klimakonferenz beschloss, freiwillige Klimaziele der Staaten in einem Vertrag zu bündeln.

Noch ist vierzehn Tage Zeit, aus all diesen Gegensätzen ein Gesamtkunstwerk zu flechten, das dem Klima wirklich dient. Es scheint so zu sein wie immer: Die einen mauern, die anderen wanken, die Europäer möchten weitergehen (jedenfalls einige) und die armen Länder wollen Geld. Aber den Mut sinken zu lassen, wäre wohl am Anfang der Konferenz von Paris wirklich zu früh. Also gilt auch jetzt: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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