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Politik

Kriegsverbrechen lohnen sich

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Rainer Sollich
14. Dezember 2016

Obwohl die bereits beendeten Kämpfe nun noch einmal begonnen haben, hat das Assad-Regime in Aleppo einen Sieg erzielt. Der Skandal ist, dass die Welt auch dem weiteren Morden tatenlos zusehen wird, meint Rainer Sollich.

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Demonstrationen im Syrischen Idlib
Bild: Getty ImagesAFP/O. H. Kadour

Ali Laridschani gratulierte als einer der ersten zur "Befreiung" Aleppos. Das "syrische Volk" habe dort einen "Erfolg gegen die Terroristen" erzielt, erklärte der iranische Parlamentspräsident laut Nachrichtenagenturen.  

In Wirklichkeit war dies ein schamloses Eigenlob: Der militärische Sieg des Assad-Regimes in Aleppo wäre nicht möglich gewesen ohne die massive Unterstützung iranischer und iranisch finanzierter Schiiten-Milizen wie der libanesischen Hisbollah. Und er wäre erst recht kaum möglich gewesen ohne die aktive Beteiligung Russlands in Form von brutalsten Luftangriffen auf bewaffnete Rebellen und Zivilbevölkerung gleichermaßen.

Menschenleben zählen nichts

Bis zuletzt wurde und wird immer noch weiter gekämpft und bombardiert in Aleppo. Menschenleben zählen auf beiden Seiten rein gar nichts. Es geht um die Vernichtung des Gegners - ohne Rücksicht auf Verluste. Es hat laut UN-Angaben bereits in den vergangenen Tagen schreckliche Massaker gegeben. Und selbst wenn die Sieger dann den letzten Häuserblock eingenommen haben, sind weitere Gräueltaten zu befürchten.

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Rainer Sollich leitet die Arabische Online-Redaktion

Der militärische Siegeszug des Assad-Regimes ist unaufhaltbar, solange es sich auf seine Verbündeten verlassen kann. Sobald wirklich ganz Aleppo unter Kontrolle des Regimes steht, wird Baschar al-Assad mit ziemlicher Sicherheit die verbleibenden Rebellengebiete in der Region Idlib ins Visier nehmen. Der Krieg wird also weitergehen und noch viele Opfer fordern. Wer oder was könnte al-Assad auch noch aufhalten?

Der Westen oder die sogenannte "internationale Gemeinschaft" sicher nicht! Die Vereinten Nationen haben völlig versagt, wie der scheidende UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bekannte. Die Welt sieht dem Morden in Aleppo sowie dem Rest des Landes völlig tatenlos zu. Die Diplomatie läuft zwar auf Hochtouren - doch dahinter verbirgt sich nichts als pure Machtlosigkeit: Niemand kommt den bedrängten Zivilisten zu Hilfe! Auch mit dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump wird sich daran nichts ändern.

Nichts geht mehr ohne Russland und den Iran

Kriegsverbrechen lohnen sich - das ist die bittere Botschaft von Aleppo. Und eine zweite lautet: In Syrien geht nichts mehr ohne Russland und den Iran. Im Irak, Libanon und in Ägypten mögen die Regierungen Sympathien für eine solche neue "Ordnung" in ihrer Region haben. Doch Saudi-Arabien und die anderen Scheichtümer am Golf werden dies kaum hinnehmen und ihre Verbündeten weiter entsprechend munitionieren. Das Morden geht also weiter.

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