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Ende der Vormachtstellung?

Christina Bergmann27. Oktober 2008

Die USA kämpfen mit der Finanzkrise, hoher Arbeitslosigkeit und einer drohenden Rezession. Gleichzeitig führen sie zwei Kriege und büßten politischen Einfluss und Ansehen ein. Ist dies das Ende der Vormachtstellung?

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Bild: DW

Die USA haben derzeit mit vielen wirtschaftlichen und politischen Problemen zu kämpfen. Den ramponierten Ruf wieder herzustellen, sollte dabei das geringste Problem sein. Beide Präsidentschaftskandidaten haben angekündigt, vom Unilateralismus der Bush-Ära abzurücken. Wenn der neue Präsident seine Minister und Botschafter also unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit einer entsprechenden Mission in die Hauptstädte der Welt entsendet, werden deren Regierungen sich nicht als nachtragend erweisen. Denn sie brauchen für die Bewältigung der vielfältigen internationalen Herausforderungen nicht nur die Zusammenarbeit mit den USA, sondern oft auch deren Führung.

Neue Regierung muss Konsumenten die Angst nehmen

Die Immobilien- und Bankenkrise zu bewältigen, ist die größere Herausforderung. Hier muss sich zeigen, ob sich die von der US-Regierung ergriffenen und geplanten Maßnahmen als wirksam erweisen. Dabei ist Geduld angebracht, die wirtschaftliche Situation wird sich nicht von einem auf den anderen Tag verbessern. Die Kursstürze an der Börse und der ausgetrocknete Kreditmarkt werden aber auch durch einen Vertrauensverlust verstärkt. Eine neue Regierung, die den Konsumenten die Angst nimmt und den Banken Sicherheiten gibt, kann allein dadurch systemstabilisierend wirken. Notwendig ist aber auch, weitere Schritte zur Stabilisierung der weltweiten Finanzmärkte international zu koordinieren. Der geplante Finanzgipfel in Washington ist der erste Schritt der US-Regierung in die richtige Richtung.

Der US-Markt spielt auch weiterhin eine entscheidende Rolle für die Weltwirtschaft, die nicht auf den derzeit mit Abstand größten Verbrauchermarkt verzichten kann. Das zeigt sich auch daran, dass sich die Wirtschaft in Asien als abhängig vom US-Markt erwiesen hat.

Interne Probleme müssen angegangen werden

Die größte Herausforderung für die USA aber stellen langfristig andere Probleme, weil sie viel gravierendere Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben. Dazu gehören ein überteuertes und ineffizientes Gesundheitswesen, ein für viele nicht mehr finanzierbares Ausbildungssystem, eine marode Infrastruktur und ein immer noch viel zu verschwenderischer Energieverbrauch. Genauso wie die Kriege im Irak und in Afghanistan jetzt, werden sie finanzielle Ressourcen binden, die für die Sicherstellung der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit der USA notwendig sind. Wenn die USA ihre Vormachtstellung behalten wollen, müssen sie also nicht nur ihre Reputation wieder herstellen und die Finanzkrise meistern, sie müssen gleichzeitig ihre vielfältigen internen Probleme angehen. Keine leichte, aber auch keine unlösbare Aufgabe.