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Politik

Dumm und verantwortungslos

13. Juli 2017

Sein Treffen mit einer russischen Anwältin stürzt das Weiße Haus in eine Krise. Donald Trump Junior wollte seinem Vater helfen - und stellte dessen Wahlsieg über die Interessen des Landes, meint Alexandra von Nahmen.

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Donald Trump Jr.
Bild: picture-alliance/AP Photo/K. Willens

Was hat er sich dabei nur gedacht?! Das fragen sich im Moment viele in Washington, und zwar auf beiden Seiten des politischen Spektrums. Die von Donald Trump Junior veröffentlichten E-Mails zeigen, wie dumm, naiv und verantwortungslos der älteste Sohn des amtierenden US-Präsidenten in dieser Affäre agiert hat.

"Ich liebe es!"

Ein Treffen mit einer russischen Anwältin, der enge Kontakte zum Kreml nachgesagt werden? Kein Problem für Donald Trump Junior. Und wenn es der Kreml ist, der mit Insider-Informationen seinem Vater helfen will, US-Präsident zu werden? "Ich liebe es", schrieb Trump Junior als Antwort an einen dubiosen Publizisten, der das Treffen mit der Anwältin einfädelte.

Alexandra von Nahmen, DW Washington (Foto: DW)
Alexandra von Nahmen, DW Washington

Die Aussicht auf belastendes Material über Hillary Clinton hatte ihn offenbar geradezu elektrisiert. Er hielt das Treffen für so wichtig, dass er sogar Jared Kushner, Trumps Schwiegersohn und Berater, und Paul Manafort, zu diesem Zeitpunkt Trumps Wahlkampfchef, zum Gespräch dazu bat.

Empörung in Washington

Dass so eine Kontaktaufnahme fragwürdig ist und zudem an der Grenze der Legalität, das schien Donald Trump Junior überhaupt nicht zu kümmern. "Jeder andere würde sofort das FBI informieren", empören sich nun demokratische wie republikanische Politiker im Regierungsviertel. Trumps ältester Sohn kam gar nicht auf die Idee. Wie naiv, wie dumm! Wie unverfroren.

"Die ganze Russland-Hysterie war zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt kein Thema", rechtfertigte er sich in einem Exklusivinterview des Senders Fox News. Er habe nichts Unrechtes oder Illegales getan. Im Nachhinein wäre es klüger gewesen, anders zu handeln, gab er dann aber kleinlaut zu.

Ein Fehltritt zu viel?

Die E-Mails rücken Donald Trump Junior ins Zentrum der Russland-Affäre, von der sein Vater gehofft hatte, sie würde bald ad acta gelegt. Trump Junior hatte schon in der Vergangenheit für so manchen Skandal gesorgt. Diesmal aber stürzt er das Weiße Haus in eine tiefe Krise.

Der US-Präsident steht zu seinem Sohn. Doch es lässt sich erahnen, dass Trump Senior nicht glücklich ist mit seinem Filius: "Er ist eine hochqualifizierte Person. Ich bewundere seine Transparenz", ließ Donald Trump über seine Sprecherin verlauten. Die E-Mails hat Donald Trump Junior allerdings nur deshalb veröffentlicht, weil er der New York Times zuvorkommen wollte.

Erst die Familie, dann das Land

Damit wird der Sohn zum größten Risikofaktor für seinen Vater. In den vergangenen Monaten bemühte sich dessen Stab, die Russland-Affäre als eine Hexenjagd darzustellen. Es habe keine Zusammenarbeit zwischen der russischen Regierung und Trumps Wahlkampfkampagne gegeben. Es sei eine Mär, eine Ente, eine Verschwörungstheorie der Demokratischen Partei, die ihre Wahlniederlage nicht verkraften kann.

Hat der Kreml Trumps Wahlkampfteam mit Informationen geholfen? War die russische Anwältin tatsächlich im Auftrag Moskaus unterwegs? Gab es noch weitere Treffen? Das wissen wir nicht. Aber wir wissen jetzt, dass es in Trumps Team Mitglieder gab, die geradezu erpicht darauf waren, Russlands Hilfe anzunehmen. Donald Trump Junior war dazu bereit - und stellte damit den Wahlsieg seines Vaters über die Interessen seines Landes.

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Alexandra von Nahmen Chefin des DW-Büros Brüssel, mit Fokus auf transatlantische Beziehungen, Sicherheitspolitik und NATO