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Politik

Trumps Weltraum-Pläne sind gefährlich

Dillon Conor Kommentarbild App
Conor Dillon
7. April 2019

Die Welt soll bald wieder US-Astronauten über den Mond hüpfen sehen - diesmal vermutlich in HD-Qualität. Aber die Pläne des US-Präsidenten sind reiner Wahlkampf und bringen die Astronauten in Gefahr, meint Conor Dillon.

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Apollo 8 Erdaufgang
Bild: picture-alliance/NASA/Cover Images

Wer die gefährliche und falsche Mond-Logik der Trump-Regierung verstehen will, muss mit dem 24. April 2017 beginnen. Damals machte der US-Präsident eine schockierend offene Bemerkung während eines Videogesprächs mit der Internationalen Raumstation (ISS). Der US-Astronaut Jack Fischer hatte gerade über den "leckeren Kaffee" gesprochen, den er auf der ISS getrunken hatte, als Trump lächelte und das Thema wechselte.

"Sagen Sie", begann der Präsident, "Mars. Wie schätzen Sie das Zeitfenster ein, um Menschen auf den Mars zu schicken? Gibt es einen Zeitplan? Wann wird das passieren? US-Astronautin Peggy Whitson antwortete: "Also, ich denke es wird ungefähr in den 2030ern sein, so wie Ihr Plan es vorsieht. Wie gesagt bauen wir tatsächlich gerade die entsprechende Hardware, um neue Startmodule zu testen. Und diese werden uns weiter weg von der Erde bringen, als jemals zuvor. Leider benötigt Raumfahrt viel Zeit und Geld."

"Also", antwortete Trump, "Wir wollen versuchen, es in meiner ersten Amtszeit zu schaffen, im schlimmsten Fall während der zweiten. Wir müssen das Ganze also etwas beschleunigen, okay?" Einige im Oval Office lachten. NASA-Astronautin Kate Rubins, die direkt rechts neben dem Präsidenten saß, schaute hingegen alarmiert. Später wurde Trumps Bemerkung als Scherz abgetan. Aber er zeigt, wie der US-Präsident über Weltraummissionen denkt - als etwas, das während einer Amtszeit umgesetzt werden muss.

Auch die Anekdote eines ehemaligen Mitglieds des Kommunikationsstabs des Weißen Hauses, Cliff Sims, bekam nach diesem Gespräch eine neue Relevanz. In seinem Buch "Team of Vipers" beschreibt Sims, wie Präsident Trump dem Leiter der NASA "all das Geld, das er braucht" geben wolle, um Astronauten auf den Mars zu schicken - bis zum Ende der ersten Amtszeit des Präsidenten.

Mars 2020? Vergiss es!

Das ist ein völlig unrealistisches Zeitfenster für eine bemannte Mars-Mission. Und es ist sogar gefährlich, dies überhaupt in Erwägung zu ziehen. Weltraummissionen sind langsam, weil neue technische Lösungen von Grund auf neu entwickelt werden müssen. Wenn man plant, Menschen in diese nagelneuen Klumpen Metall zu stecken, muss dieses Metall getestet werden. Willkürliche Deadlines beschränken die Forschung und die Tests und vergrößern das Risiko einer möglichen Katastrophe.

Die Bemerkung des Präsidenten wäre vermutlich schnell in Vergessenheit geraten, hätte es nicht den 26. März 2019 gegeben. An diesem Tag hielt US-Vizepräsident Mike Pence eine erstaunlich aggressive Rede bei einem Treffen des Nationalen Weltraumrats in "Rocket City" in Alabama. Dort kündigte er an, dass es das "ausgewiesene Ziel dieser Regierung und der Vereinigten Staaten ist, amerikanische Astronauten zurück auf den Mond zu bringen - innerhalb der nächsten fünf Jahre."

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DW-Wissenschaftsredakteur Conor Dillon

Fünf Jahre. "Ein Scheitern dieses Ziels [...] ist keine Option", sagte er und fügte hinzu, dass Raketen von privaten Anbietern genutzt werden sollten, wenn das Fünf-Jahres-Ziel nicht anders zu erreichen sei. "Wenn die NASA nicht in der Lage ist, amerikanische Astronauten auf den Mond zu bringen in den nächsten fünf Jahren, müssen wir die Organisation ändern, nicht die Mission."

Im Klartext: "NASA, ihr habt Zeit bis 2024 - oder ihr seid gefeuert!" Das war eine Drohung, die sich direkt gegen Vertreter der NASA richtete.

Aber warum nicht beim ursprünglichen Plan bleiben, den die NASA ohnehin verfolgt und bis 2028 Astronauten auf den Mond bringen? Wäre das nicht auch in Ordnung?

In seiner Rede begründete Pence die neuen Pläne der Regierung mit einem "Rennen um den Weltraum" mit China. Aber das macht nicht wirklich Sinn. Ja, China hat einen Roboter auf die "dunkle Seite" des Monds gebracht. Aber die meisten Experten glauben nicht daran, dass China vor den 2030er-Jahren Menschen dorthin schicken wird. Sofern die US-Behörden also nicht mehr wissen als wir, ist auch das ursprüngliche Ziel 2028 ausreichend. Und sollten sie tatsächlich mehr wissen - warum sagen sie es nicht?

Mitten im Wahlkampf

Also nochmal: Warum plötzlich eine Mondlandung "innerhalb der nächsten fünf Jahre"?

Die verfügbaren Anhaltspunkte legen nahe, dass 2024 ausgewählt wurde, damit eine Mondlandung kurz vor dem Ende seiner zweiten Amtszeit als Vermächtnis von US-Präsident Trump gesehen wird.

Das Ereignis würde damit auch mitten in der heiße Phase der Präsidenten- und Kongresswahlen liegen - ein willkommener PR-Schub für die Republikaner also. Als US-Astronauten 1969 erstmals auf dem Mond gelandet sind, gingen die Umfragen für den damaligen US-Präsidenten Nixon zeitweise um vier Prozentpunkte nach oben.

Das scheint der wahre Grund hinter dem neuen Fünf-Jahres-Plan der US-Regierung zu sein, statt 2028 schon 2024 wieder US-Astronauten auf den Mond zu bringen: Innenpolitik. Es geht nicht darum ein "Rennen um den Weltraum" zu gewinnen, sondern um eine Wahl. Eine Taktik, die man in einem Hollywood-Film eher von Amerikas autokratischen Gegenspielern erwartet, anstatt von den USA selbst.

Und eine Taktik, die das Leben von US-Astronauten in Gefahr bringt.