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Kommentar: "Drittligisten" chancenlos

Andreas Sten-Ziemons21. Dezember 2014

Ungeschlagen beendet der FC Bayern München die Hinrunde der Bundesliga. Die Meisterschaft ist entschieden - und das liegt nicht nur daran, dass die Bayern so gut sind, meint DW-Redakteur Andreas Sten-Ziemons.

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Bundesliga FC Bayern München gegen Bayer Leverkusen
Bild: Hangst/Bongarts/Getty Images

Vierzehn Siege, drei Unentschieden, nur vier Gegentore bei 41 eigenen Treffern - das ergibt am Ende der Hinrunde unter dem Strich 45 Punkte und eine unangefochtene Tabellenführung für den FC Bayern München, der die Bundesliga nach Belieben dominiert. Die Bayern können offenbar so schwach spielen, wie sie wollen, am Ende gehen sie dennoch meist als Sieger vom Platz. Und auch dann ist die Bezeichnung "schwach" noch sehr relativ - andere Teams würden sich wünschen, wenigstens einmal so zu kicken wie die Bayern, wenn sie "schwach" spielen.

Wieder einmal ist zudem deutlich geworden, dass Fußballspiele zum großen Teil im Kopf entschieden werden. Während die Bayern genau wissen, dass sie immer noch zulegen und auch dann einen Treffer erzielen können, wenn eigentlich nichts zusammenläuft, scheinen die Gegner mit der Gewissheit auf den Platz zu gehen, dass das Spiel verloren ist, sobald der FC Bayern in Führung liegt. In einigen Partien hielt der Gegner das Spiel lange Zeit offen, brach dann aber nach dem ersten Bayern-Tor komplett auseinander und ging schließlich mit einer hohen Niederlage vom Feld. In anderen Spielen schien es so, als müsste sich das andere Team, um ein 0:0 gegen die Münchener zu halten, so dermaßen anstrengen, dass nach etwa einer Stunde der Tank leer war und nichts mehr ging.

Andreas Sten-Ziemons (Foto: DW)
Andreas Sten-ZiemonsBild: DW

Leverkusen, Gladbach und Schalke in der "Dritten Liga"

Neben den Qualitäten des FC Bayern haben aber auch eklatante Schwächen aufseiten der Mannschaften, die in die Champions League wollen, zum Vorsprung der Münchener beigetragen. Der Zweitplatzierte VfL Wolfsburg sei hier ausdrücklich ausgenommen. Die "Wölfe" haben eine beeindruckende Hinrunde gespielt und mit 34 Punkten in der Hinserie sogar einen neuen Vereinsrekord aufgestellt. Trotzdem bilden die Wolfsburger mit einem Abstand von elf Punkten nach oben zu den Bayern und von sechs Zählern nach unten vor den Leverkusenern innerhalb der Bundesliga nur eine Art "Zweite Liga", die lediglich aus einem einzigen Club besteht.

Benedikt Höwedes von Schalke 04 hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Leiste (Foto: Revierfoto)
Was Schalke in der Hinrunde gezeigt hat, bereitete teilweise SchmerzenBild: picture-alliance/Revierfoto

Dahinter folgt die "Dritte Liga" der Vereine, die sich zwar in der Rückrunde sicher einen spannenden Kampf um den dritten Tabellenplatz und die direkte Qualifikation zur Champions League liefern werden. Allerdings haben sie in den ersten 17 Saisonspielen immer wieder ohne Not zu viele Punkte liegen lassen, um die Bayern oder auch nur den VfL Wolfsburg zu gefährden - namentlich Bayer Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und Schalke 04.

Leverkusen überzeugte und beeindruckte anfangs mit seinem konsequenten Pressing. Mancher Experte rieb sich daraufhin schon die Augen und dachte, die Werkself könnte ein ernstzunehmender Bayern-Jäger werden. Dann aber gab es zu viele Spiele, in denen Bayer es trotz drückender Überlegenheit nicht schaffte, die entscheidenden Tore zu schießen. Das Team von Mönchengladbach zeigt immer wieder, wie gut es die Spielphilosophie ihres Trainers Lucien Favre verinnerlicht hat. Allerdings: Obwohl die Borussia oft früh mit 1:0 in Führung geht, verpasste sie es anschließend häufig, nachzulegen und die Spiele frühzeitig zu entscheiden. Stattdessen ließen die Gladbacher den Gegner wieder ins Spiel kommen und verloren so einige Punkte. Gleiches gilt für den FC Schalke 04, der einerseits nach dem Trainerwechsel von Jens Keller zu Roberto di Matteo lange Zeit brauchte, um sich mit der strikten Defensivtaktik des Italieners anzufreunden. Zum anderen leistete sich die Schalker Abwehr immer wieder Patzer, die zu dummen Gegentoren führten, so dass auch Spiele gegen Gegner verloren wurden, bei denen man eigentlich drei Punkte fest eingeplant hatte.

Ist Bayern München also tatsächlich 17 oder 18 Punkte besser als die Konkurrenz aus Leverkusen, Mönchengladbach und Schalke? Wahrscheinlich schon! In jedem Fall aber sind die Leverkusener, Gladbacher und Schalker definitiv 17 oder 18 Punkte schlechter als die Bayern.