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Gesellschaft

Ein starkes Zeichen gegen die AfD

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Daniel Scheschkewitz
29. Januar 2018

Eintracht Frankfurt war den Nazis einst ein Dorn im Auge. Die "Judenbuben" passten nicht ins rassistische Weltbild. Umgekehrt passen AfD-Mitglieder heute nicht zu Eintracht Frankfurt, meint Daniel Scheschkewitz.

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Deutschland | Mitgliederversammlung von Eintracht Frankfurt | Präsident Peter Fischer
Kämpferische Rede vor der Mitgliederversammlung: Eintracht-Präsident Peter Fischer Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Peter Fischer, der Präsident von Eintracht Frankfurt, ist ein couragierter Mensch. Der Lebemann, den die Geschicke des deutschen Bundesligisten auch schon mal zu Tränen zu rühren vermögen, nimmt kein Blatt vor den Mund. Er legt sich auch mit der rechtsextremen Alternative für Deutschland, AfD, an. Nach seinem Dafürhalten haben deren Mitglieder nichts bei der Eintracht zu suchen. Für diese resolute Haltung hat der Sportsmann bei der jüngsten Mitgliederversammlung des deutschen Traditionsvereins stehende Ovationen erhalten. Mit einem Rekordergebnis wurde Peter Fischer erneut zum Präsidenten des hessischen Bundesligisten gewählt.

Fischer hat das Vereinsrecht auf seiner Seite, auch wenn das den extremen Rechten nicht gefällt: Vereine dürfen nach eigenem Gusto entscheiden, wen sie in ihre Reihen aufnehmen wollen und wen nicht. Ein  Grundrecht auf Vereinsbeitritt kennt das deutsche Recht nicht - auch nicht für die Mitglieder einer im Bundestag vertreten Partei.

Die Eintracht - Der Verein der "Judenbuben"

Die AfD-Mitglieder ihrerseits würden aber das Vereinsleben von Eintracht Frankfurt stören. So empfinden es die Mitglieder, deren Vorväter sich als "Judenbuben" verspotten lassen mussten. Die Eintracht wurde damals von den Nazis "arisiert", sehr zum Leidwesen ihrer zahlreichen jüdischen Mitglieder, von denen viele emigrieren mussten - aus Deutschland und aus der traditionsreichen Handels- und Messestadt, in der das deutsche Judentum stark vertreten war.

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DW-Redakteur und Eintracht-Fan Daniel Scheschkewitz

Frankfurt, das ist eine Stadt großer Dichter und Denker. Goethe sowie die jüdischen Philosophen Adorno und Horkheimer zählen zu den Söhnen der Metropole am Main. Eintracht Frankfurt ist ihr größter und erfolgreichster Sportverein. Eintracht ist ein altmodisches deutsches Wort für Zusammenhalt. Es atmet Teamgeist und Solidarität. Einer für alle und alle für einen, wie die deutschen Nationalkicker schon vor Jahrzehnten zur Weltmeisterschaft gesungen haben.

Eintracht ist das Gegenteil von Zwietracht, die auf Spaltung hinausläuft und sich bis in Hass und Intoleranz zu steigern vermag. In einem Sportverein jedoch hat Intoleranz nichts zu suchen. Hier, und das gilt erst recht für eine internationale Großstadt wie die Bankenmetropole Frankfurt, treiben Menschen unterschiedlicher Herkunft und Hautfarbe gemeinsam Sport. In der Überzeugung, dass jeder Mann und jede Frau und auch zugewanderte Menschen im friedlichen sportlichen Miteinander alle gemeinsam Freude haben und über sich hinauswachsen können. 

Multinationale Kickertruppe

Der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland beleidigte vor anderthalb Jahren den farbigen deutschen Nationalspieler Jerome Boateng.  Die Deutschen empfänden ihn als 'fremd' und wollten ihn nicht zum Nachbarn haben. Boatengs Bruder Kevin spielt bei der Eintracht in der Ersten Bundesliga. Er ist nicht nur auf dem Platz ein Vorbild für die multinationale Kickertruppe des Traditionsvereins. Kevin Prince Boateng hat sich in und außerhalb des Stadions einen Ruf als scharfer Kritiker rassistischer Intoleranz erworben. Er unterstützt den Kurs von Vereinspräsident Fischer und weiß sich dabei mit anderen deutschen Sportgrößen wie Boris Becker vereint: Rassismus und Intoleranz haben im deutschen Sport nichts mehr verloren!

Peter Fischer, Boris Becker und Boateng: Sie alle setzen ein deutliches Zeichen in der deutschen Zivilgesellschaft. Die AfD mag mit ihrem reaktionären Denken temporäre Wahlerfolge für sich verbuchen. Der Geist der Republik tickt längst anders. Auch und gerade im Sport.

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