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Erfolg auf wackligen Füßen

10. Mai 2019

Alle vier Finalteilnehmer im Europapokal kommen von der Insel. Die Dominanz kann nicht wegdiskutiert werden, meint Stefan Nestler, der aber skeptisch ist, ob sie auch nachhaltig sein kann.

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Fussball Champions League l FC Liverpool - FC Barcelona l Jubel bei Trainer Jürgen Klopp, Mohamed Salah und Virgil van Dijk
Importierte Garanten des Erfolgs: Liverpools Spieler Mo Salah (l.) und Virgil van Dijk (r.) mit Trainer Jürgen Klopp (2.v.r.)Bild: picture alliance/dpa/P. Byrne

FC Liverpool gegen Tottenham Hotspur im Finale der Champions League, FC Chelsea gegen FC Arsenal im Endspiel der Europa League - das einzig nicht-Englische werden die Spielorte Madrid und Baku sowie die Schiedsrichter sein. Ansonsten liegt die Entscheidung im Europapokal komplett in der Hand oder besser auf dem Fuß der Premier League. England hat Spanien abgelöst, den Dominator der vergangenen Jahre. Wirklich?

Auf des Messers Schneide

Selten verliefen die Halbfinals in Champions und Europa League so dramatisch wie in dieser Woche. Lediglich der Finaleinzug des FC Arsenal beim FC Valencia geriet zur klaren Angelegenheit. Die anderen drei Partien standen buchstäblich auf des Messers Schneide. Viel fehlte nicht, und mit dem FC Barcelona hätte ein spanischer sowie mit Ajax Amsterdam ein niederländischer Klub das Endspiel der Königsklasse erreicht - und mit Eintracht Frankfurt ein Bundesligist das Finale der Europa League. In diesem Fall hätte niemand über eine erdrückende Übermacht von der Insel geredet, sondern im Gegenteil vom Scheitern: vier Halbfinalisten, und nur einer schafft es. Doch es kam eben anders.

Mit Geld Qualität kaufen

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Stefan Nestler, DW Sport

Nicht wegdiskutieren lässt sich die Tatsache, dass die Premier League den anderen Topligen Europas in Sachen Finanzkraft und Glamourfaktor den Rang abgelaufen hat. In keinem anderen Land der Welt ist die Vermarktung des Fußballs so weit fortgeschritten, kassieren die Vereine so hohe Summen aus den Fernsehverträgen wie in England. Neun der 20 teuersten Spieler Europas spielen in England. Kein Wunder, werden dort doch im Schnitt die höchsten Fußballgehälter weltweit gezahlt. Auch viele der besten Trainer des Kontinents - wie den deutschen Coach des FC Liverpool, Jürgen Klopp - zog es auf die Insel. Geld schießt eben doch Tore, oder anders gesagt: Qualität lässt sich kaufen, die für gute Ergebnisse sorgt.

Unabsehbare Brexit-Folgen

Der diesjährige Erfolg der englischen Klubs im Europapokal ist nicht vom Himmel gefallen, sondern hat sich entwickelt. So standen bereits in der vergangenen Saison fünf Premier-League-Klubs im Achtelfinale der Champions League, Liverpool schaffte es ins Finale. In der aktuellen Spielzeit scheiterten alle drei Achtelfinalisten aus der Bundesliga an englischen Vereinen: der FC Bayern an Liverpool, Borussia Dortmund an Tottenham und der FC Schalke 04 an Manchester City. Und inzwischen ist klar: Der Erfolg des englischen Fußballs auf Vereinsebene ist diesmal maximal. Ob er allerdings auch nachhaltig sein kann, steht in den Sternen. Ein Brexit und damit der Wegfall der Freizügigkeit für Fußballer und Trainer aus EU-Staaten nach Großbritannien könnte der englischen Fußballherrlichkeit sehr schnell den Garaus machen.

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Stefan Nestler Redakteur und Reporter