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G7, jetzt erst recht!

27. Mai 2016

Die Risiken für die Weltwirtschaft wachsen. Doch auf ein gemeinsames Konjunkturprogramm konnten sich die Staatschefs auf dem G7-Gipfel nicht einigen. Trotzdem war das Treffen in Japan wichtig, findet Christoph Kober.

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Japan G7 Gipfel Abschluss (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Weniger darf es nicht sein. Die sieben führenden Wirtschaftsnationen der Welt verpflichten sich "gemeinsam die ökonomischen Probleme anzugehen und die Grundlage für ein starkes, anhaltendes globales Wirtschaftswachstum zu legen". Soweit, so wuchtig in der Abschlusserklärung.

Schwammig geht es weiter. Denn erreicht werden soll das mit einem "kraftvollen Mix" aus Fiskal- und Geldpolitik, sowie politischen Reformen. Also, mehr ausgeben, mehr Geld drucken, mehr sparen, – jeder darf das machen, was er oder sie für richtig hält. Wer sich hier fragt, wo die gemeinsame Linie ist, tut das zu Recht.

Gastgeber Shinzo Abe steht innenpolitisch unter Druck. Lächelnd verkündete er bei nach dem Gipfeltreffen: "Die Abenomics werden global ausgeweitet". "Abenomics" nennt der japanische Premier seinen wirtschaftspolitischen Mix aus schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen, einer Geldflut der Notenbank und versprochenen politischen Reformen.

Die Bundeskanzlerin dürfte diese Aussage nicht teilen. Ähnliches gilt auch für andere G7-Verteter. Keiner von ihnen folgte übrigens Abe in seiner Einschätzung, die aktuelle Lage habe Züge der Post-Lehman-Krise. Der Gipfel in Ise-Shima hat gezeigt, wie weit die einzelnen G7-Länder beim Kernthema Konjunktur auseinanderliegen.

Christoph Kober DW Journalist
DW-Journalist Christoph Kober berichtet aus JapanBild: DW

Gewachsenes Vertrauen

Dennoch ist das Treffen der führenden Wirtschaftsnationen, das vor mehr als 30 Jahren als informeller Austausch begann, immer noch sinnvoll. Zunächst einmal als Forum zum Austausch für Entscheidungsträger. Wie wertvoll gewachsene politische Beziehungen sind, zeigt sich im Krisenfall. Nicht zuletzt, wenn ein Newcomer auf der höchsten politischen Bühne dabei ist wie der kanadische Ministerpräsident Justin Trudeau.

Der Gipfel hat auch gezeigt, dass die G7-Staaten eine gemeinsame Haltung miteinander verbindet. Auch wenn China im Abschluss-Kommuniqué nicht explizit genannt wurde, die Staatschefs haben klargemacht, dass sie eine gemeinsame Linie verfolgen. Und zwar egal, ob es um den geostrategischen Streit geht, den China in angrenzenden Gewässern mit anderen Ländern führt, oder um Pekings Subventionen, die den Wettbewerb in der ohnehin ächzenden Stahlbranche weiter verzerren. Weitere Kernpunkte: Klare Positionen gegenüber Russland im Ukraine-Konflikt und Nordkoreas Raketentests. Das Bekenntnis zum Welthandel. Mehr Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise.

Viele der großen Worte und der gemeinsamen Werte müssen nun mit Leben, mit Taten, mit Geld gefüllt werden. Im Falle Iraks haben die G7 das in Japan getan. Mit mehr als drei Milliarden Dollar soll das Land unterstützt werden. Außerdem hat sich die Gruppe zum ersten Mal überhaupt ausdrücklich zu einem allgemeinen Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle Menschen der Welt bekannt. Fehlt nur noch das Geld dafür. Vielleicht ja nächstes Jahr - auf dem Gipfeltreffen in Sizilien.


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