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Hoeneß geht, die Probleme bleiben

29. August 2019

Auch wenn Uli Hoeneß seine Spitzenposten beim FC Bayern abgibt, kann er im Hintergrund weiter Strippen ziehen, glaubt Stefan Nestler. Nach Auf- oder Umbruch beim deutschen Fußballrekordmeister sieht es nicht aus.

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Archivbild: Uli Hoeneß kehrt Rummenigge den Rücken zu
Nicht gerade ein Herz und eine Seele: Uli Hoeneß (l.) und Karl-Heinz RummeniggeBild: picture-alliance/SvenSimon/F. Hoermann

Uli Hoeneß ist der FC Bayern, und der FC Bayern ist Uli Hoeneß. Das galt über Jahrzehnte. Wie kein anderer hat der heute 67-Jährige den Verein in den vergangenen 40 Jahren geprägt. Ohne Hoeneß wäre der FC Bayern nicht, was er heute ist: der mitgliederstärkte Sportverein der Welt (Stand Ende 2018: 291.000 Mitglieder); der mit Abstand umsatzstärkste Fußballklub Deutschlands (629 Millionen Euro) und damit in dieser Hinsicht die Nummer vier in der Welt; sportlich einer der Topvereine Europas und in Deutschland meistens eine Klasse für sich (die letzten sieben Meistertitel gingen nach München). Der frühere Weltklassestürmer Uli Hoeneß hat nach seinem frühen Karriere-Ende mit 27 Jahren den FC Bayern zu einem sportlich und finanziell florierenden Unternehmen aufgebaut, zunächst als Manager, ab 2009 als Vereinspräsident und wenig später auch als Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Diese Verdienste dürften wohl selbst seine Gegner nicht bestreiten. Von denen gab und gibt es jede Menge. Mit seiner überaus direkten Art hat Uli Hoeneß häufig provoziert und polarisiert - auch gewollt, um Gegner des FCB zu beeindrucken. Wie ein Patriarch stand er seinem Verein vor, und wie ein solcher duldete er nur selten Widerspruch, schon gar nicht von außen. Selbst seine Haftstrafe wegen Steuerhinterziehung führte nicht dazu, dass er beim FC Bayern ausgedient hatte. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis Anfang 2016 kehrte Hoeneß zum Verein zurück, noch im selben Jahr war er wieder Präsident. 

Einige Baustellen

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler, DW Sport

Doch im Gegensatz zu früheren Zeiten war Hoeneß zuletzt nicht mehr der Alleinherrscher. Meinungsverschiedenheiten mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge wurden offenkundig. Der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber, Mitglied des Aufsichtsrats, plauderte aus, dass die Differenzen mit Rummenigge zu Hoeneß‘ Entschluss aufzuhören mit beigetragen habe - ebenso wie die Kritik von Mitgliedern bei der letzten Jahreshauptversammlung der Bayern.

All das wollte sich Hoeneß wohl nicht mehr antun. Nach 40 Jahren hat er jedes Recht dazu, Servus zu sagen. Vielleicht wäre er besser beraten gewesen, damit nicht so lange zu warten. Denn es haben sich einige Probleme aufgetürmt. Das zeigt sich an der Tatsache, dass der FC Bayern dem Anspruch europäischer Spitzenklasse zuletzt kaum mehr gerecht werden konnte. Im vergangenen Jahr scheiterte der deutsche Serienmeister bereits im Achtelfinale der Champions League am späteren Sieger FC Liverpool. Sportdirektor Hasan Salihamidzic, von Hoeneß protegiert, agierte bisher eher unglücklich. Und Trainer Niko Kovac, auch er ein Hoeneß-Schützling, holte in seinem ersten Jahr bei den Bayern zwar gleich das Double, stand jedoch lange im Kreuzfeuer der Kritiker - zu denen bezeichnenderweise auch Vorstandschef Rummenigge zählte.

Hoeneß-Männer auf vielen Posten

Hoeneß gibt zwei hohe Ämter im Verein auf, doch Rummenigge und Salihamidzic bleiben - noch. Frischer Wind würde dem FC Bayern gut tun. Der designierte neue Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer steht wohl nicht für den großen Auf- oder Umbruch, eher für eine Übergangslösung. Der 65 Jahre alte frühere Chef des Sportartikelkonzern Adidas ist ein Freund von Hoeneß und vertrat ihn bereits während dessen Haftzeit an der Spitze des Aufsichtsrats.

Es wirkt, als könnte Hoeneß auch in Zukunft noch im Hintergrund Strippen ziehen. Schließlich hat er nicht nur einen guten Draht zu Hainer, sondern bleibt auch bis 2023 Mitglied des Aufsichtsrats, der zum Beispiel über den künftigen Vorstandschef entscheidet. Als Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge, der Ende 2021 aufhören will, soll Oliver Kahn eingearbeitet werden. Auch die Ex-Torwartlegende gilt als Hoeneß-Mann. So ganz geht Uli Hoeneß also nicht.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter