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Hut ab, Tiger Woods!

16. April 2019

Tiger Woods gewinnt das Masters in Augusta, eines der vier wichtigsten Golfturniere. Es ist eines der größten Comebacks der Sportgeschichte, meint Stefan Nestler - weil Woods eben ganz unten war.

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Golfsport Tiger Woods Sieger beim Masters in Augusta
Bild: picture-alliance/abaca/Atlanta Journal-Constitution/TNS/C. Compton

Dass US-Präsident Donald Trump und sein Vorgänger Barack Obama gleich ticken, wird wohl niemand ernsthaft behaupten. Doch Golfprofi Tiger Woods hat es geschafft, dass sich beide ausnahmsweise mal einig waren. "Ich mag Leute, die unter Druck stehen. Was für ein großartiges Comeback für einen wirklich tollen Kerl!", twitterte Trump. Und auch Obama schwärmte: "Nach all den Höhen und Tiefen wiederzukommen und das Masters zu gewinnen ist ein Beweis für außergewöhnliches Können, Kampfgeist und Entschlossenheit."

"Ich war am Ende", sagte Woods nach seinem fünften Triumph beim Masters in Augusta, dem 15. Major-Sieg seiner Karriere, rückblickend. Elf Jahre lag sein bis dahin letzter Erfolg bei einem der vier wichtigsten Golfturniere zurück: 2008 hatte Woods die US Open gewonnen. Danach wanderte der US-Amerikaner, der über mehr als ein Jahrzehnt lang den Golfsport dominiert hatte, durch ein tiefes Tal. Und das in jeder Beziehung: Sportlich lief es plötzlich nicht mehr rund. Nach 281 Wochen (!) verlor er die Spitzenposition der Weltrangliste. Hinzu kamen persönliche Probleme. Nach zahlreichen Affären scheiterte seine Ehe.

Tiefpunkt im Mai 2017

Zunehmend meldete sich auch sein geschundener Körper. Die Zwangspausen, die Woods einlegen musste, häuften sich und wurden länger. Mehrfach wurde Woods am Rücken operiert. Auch öffentlich dachte der Golf-Superstar deswegen über ein Karriereende nach. Während einer weiteren Verletzungspause im Mai 2017 dann der Tiefpunkt: Polizisten fanden Woods bewusstlos in seinem Auto vor. In seinem Blut wurden Spuren eines Schmerzmittels, eines Anti-Depressivums, eines Schlafmittels und von Marihuana festgestellt. Vor Gericht bekannte sich Woods später schuldig, unter Drogeneinfluss Auto gefahren zu sein. Er einigte sich mit der Justiz auf einen Vergleich.

Als Woods im November 2017 sein Comeback gab, äußerten sich die meisten Experten skeptisch, ob er noch einmal zu alter Leistungsstärke zurückfinden könnte. Doch seine Formkurve zeigte nach oben. Im vergangenen August belegte er bei der PGA Championship, dem letzten Major-Turnier des Jahres 2018, den zweiten Rang. Im selben Monat feierte er in Atlanta seinen ersten Turniersieg auf der PGA-Tour seit fünf Jahren. Und jetzt setzte er mit seinem Triumph beim Masters dem Ganzen die Krone auf. Auch der letzte dürfte nun realisiert haben: Tiger Woods ist wieder da.

Golfgenie mit menschlichen Schwächen

Und alle feiern ihn. Warum eigentlich? Hat er nicht schon x Rekorde gebrochen, inklusive Preisgeldrekord? Ja, schon. Aber nicht nur die Golf-Fans wissen und auch die Laien ahnen, dass Woods zum einen ein außergewöhnlicher, wenn nicht gar genialer Golfer ist. Der zum anderen auch noch viel Charisma hat. Und der weiß, wie es sich ganz unten anfühlt - weil er eben dort war. Das Genie, das doch auch nur ein Mensch ist und Schwächen hat. Wenn so jemand sich dann wieder nach oben kämpft, ist die Begeisterung ungeteilt. 

Denn alle - inklusive Donald Trump und Barack Obama - spüren, dass Woods dieser Sieg bei einem der vier wichtigsten Turniere alles andere als in den Schoß gefallen ist. Der 43-Jährige ihn sich wirklich hart erarbeitet. Es war ein harter Kampf, auch gegen sich selbst. Woods hat eines der größten Comebacks der Sportgeschichte geschafft. Hut ab!

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter