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Kommentar: Mehr als Laune des Schicksals

Stefan Nestler18. November 2012

Mönchengladbach kann schon wieder nicht zu Hause gegen Stuttgart gewinnen. Das kann doch kein Zufall sein, meint DW-Sportredakteur Stefan Nestler.

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DW-Sportredakteur Stefan Nestler. Foto: DW/Per Henriksen
Stefan Nestler, DW SportBild: DW

Wenn Fußball stets vorhersehbar wäre, könnten Wettbüros dichtmachen. Und auch die Zuschauer würden sich wohl abwenden. Schließlich liegt der Reiz des Sports ja darin, dass eben auch Überraschendes, vielleicht sogar Sensationelles geschehen kann und immer wieder auch vorkommt. Denken wir nur an das 4:4 der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden nach einer 4:0-Führung – ein Spielverlauf, der selbst alte Fahrensmänner kopfschüttelnd und sprachlos zurückließ.

Symptomatisches Eigentor

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Konstanten im Fußball wie diese: Borussia Mönchengladbach kann zu Hause gegen den VfB Stuttgart nicht gewinnen. In den vergangenen 15 Jahren gelang es den Gladbachern nur ein einziges Mal. Auch an diesem Wochenende verließen die Schwaben den Borussia-Park wieder mit glücklicher Miene, sogar als Gewinner. Den Siegtreffer für Stuttgart zum 2:1 erzielte ein Gladbacher: Roel Browers per spektakulärem Eigentor. Natürlich unterlief dem Niederländer dieses Missgeschick ungewollt. Und doch wirkte es symptomatisch. Fast so, als sollte die schwarze Serie der Borussia gegen den VfB mit allen Mitteln fortdauern. Unmöglich?

Krampf oder Flügel

In der Soziologie kennt man das Phänomen der "sich selbst erfüllenden Prophezeiung". Der US-Amerikaner Robert K. Merton prägte den Begriff. So wies er darauf hin, dass Gerüchte über die Zahlungsunfähigkeit einer Bank, egal ob begründet oder nicht, wirklich dazu führen kann, dass das Kreditinstitut zusammenbricht. Ganz einfach, weil die Kunden das Vertrauen verlieren und ihr Kapital abziehen. Möglicherweise geschieht ja etwas Ähnliches, wenn eine Fußballmannschaft auf einen vermeintlichen "Angstgegner" trifft. Steht das Spiel auf des Messers Schneide, verkrampfen die einen, weil sie an das "Gesetz der Serie" denken müssen. Dabei hatten sie sich doch tausendmal vorgenommen, keinen Gedanken daran zu verschwenden. Den anderen wiederum verleiht der Glaube, dass sie gegen den "Lieblingsgegner" spielen, Flügel. Und es kommt, wie es kommen muss: Die Serie hat Bestand.

Laune des Schicksals?

Kurioserweise scheint das in einigen Fällen über Jahre, sogar über Jahrzehnte zu funktionieren – und das, obwohl so gut wie nie dieselben elf Spieler eines Teams gegen den Angstgegner auf dem Platz stehen wie beim letzten Duell. Aber vielleicht ist das ja auch alles Quatsch und die Serie nur eine Laune des Schicksals. Dennoch, wer beim nächsten Spiel Borussia Mönchengladbach gegen den VfB Stuttgart wetten will, sollte sein Geld nicht auf die Gastgeber setzen.