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Merkel will es nochmal wissen

19. September 2016

Bei ihrer Pressekonferenz als CDU-Vorsitzende nach den Wahlen in Berlin gab sich Angela Merkel ungewohnt selbstkritisch, aber auch sehr entschieden. Für Christoph Strack sind das klare Indizien: Sie tritt nochmals an!

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Deutschland Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin
Bild: picture-alliance/dpa/M. Kappeler

Angela Merkel gibt sich kritisch und kämpferisch zugleich. Nach einem historisch schlechten Abschneiden ihrer Partei bei Landtagswahlen übernimmt sie Verantwortung. Zugleich wirkt Merkel entschieden, entschlossen und doch ruhig - ganz wie die erneute Kandidatin der Union für die Bundestagswahl 2017.

"Wenn ich könnte, würde ich die Zeit um viele, viele Jahre zurückspulen." Da klingt Angela Merkel wehmütig. Politik ist das Handeln im Hier und Jetzt und für Morgen. Wer da zu lange zurückschaut, kann zur Salzsäule erstarren. Dabei sieht Merkel viele in der Verantwortung für den zu späten Start in die globale Herausforderung von Flucht und Migration. "Wir waren weiß Gott nicht Weltmeister der Integration."

Einsicht in mangelnde Vermittlung von Politik

Angela Merkel arbeitet demonstrativ Fehler vergangener Jahre und Schwachstellen ihrer Politik, nein, Schwachstellen in der Vermittlung ihrer Politik ab. Sie möchte vom "Wir schaffen das" nicht mehr sprechen - das Wort sei zur leeren Endlosschleife geworden. Sie wolle stattdessen Änderungen am europäischen Dublin-Abkommen zur Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen in der EU. Und sie arbeite "mit voller Kraft daran", dass sich "so etwas" wie 2015 nicht wiederhole. Aber sie stehe voll zu den damaligen Entscheidungen. Und sie habe - Merkel will bei diesen Worten auch emotional sein - "das absolut sichere Gefühl", dass Deutschland aus dieser schwierigen Phase besser herauskommen werde "als wir hineingegangen sind".

Es ist die Emotion einer Physikerin bei einer für sie gelingenden Versuchsanordnung. Und doch bleiben es ungewöhnlich selbstkritische Worte für eine Parteivorsitzende und Bundeskanzlerin.

Strack Christoph Kommentarbild App
Christoph Strack ist Korrespondent im HauptstadtstudioBild: DW

Dreizehn Minuten dauern ihre einleitenden Worte bei der Pressekonferenz im Konrad-Adenauer-Haus - das ist für ein sogenanntes Statement in diesem Rahmen außergewöhnlich lang. Der Ausgang der Wahlen in ihrem Heimatland Mecklenburg-Vorpommern und in Berlin haben ihre Partei und sie selbst getroffen - das merkt man Merkel an.

Die CDU sorgt sich und bleibt doch ruhig

Es wurde bei der Sitzung des Parteipräsidiums, wie Teilnehmer bestätigen, nicht laut. Es ging nicht um Konsequenzen und auch nicht um die Frage der Kanzlerkandidatur. Es war ein Treffen der CDU-Spitze, bei dem es nicht stimmlich laut wurde, aber bei dem ganz große Besorgnis laut wurde. Es wird ernst - so wirkt es. Das gilt für den Prozess einer Aussöhnung mit der so verzankten Schwesterpartei CSU und für die Sorge um Ängste in der Bevölkerung. Dass sie jene nicht überzeugen wird, die "Merkel muss weg" schreien, weiß sie. Man spürt es aber in diesem Moment: Auch deshalb zeigt sie heute Emotionen.

Merkel hat nicht verloren und sie will nicht verlieren. Sie will es noch einmal wissen. Auch wenn sie ihre erneute Kanzlerkandidatur an diesem Montag selbstredend nicht erklärt hat, nicht erklären konnte - kämpferisch und entschlossen genug wirkt sie.

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