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Mit Stöger in die 2. Liga

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Tobias Oelmaier
19. November 2017

Der 1. FC Köln wartet nach der Niederlage in Mainz weiter auf den ersten Saisonsieg in der Fußball-Bundesliga. Ein Trainerwechsel ist trotzdem nicht angebracht, kommentiert Tobias Oelmaier.

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Fußball Bundesliga 1. FC Köln - 1899 Hoffenheim Peter Stöger
Bild: picture-alliance/dpa/M. Becker

Zwei Punkte, vier Tore, zehn Niederlagen nach zwölf Spieltagen. Der 1. FC Köln befindet sich im freien Fall Richtung 2. Liga. Die Euphorie nach der Europa-League-Qualifikation scheint Lichtjahre her - dabei sind es erst sechs Monate. Die Helden von damals sind am Boden. Zum x-ten Mal in dieser Saison musste Trainer Peter Stöger den Tröster geben: "Ich habe uns als bessere Mannschaft gesehen", sagte der Österreicher nach der unglücklichen Niederlage in Mainz und er ergänzte: "Der Geist ist da, es reparieren zu wollen."

Der Geist vielleicht, aber ob das reicht? Vier Tore, das ist Negativrekord in über 50 Jahren Bundesliga-Historie. Zwei Punkte - nach so einem Start hat sich noch nie ein Team vor dem Abstieg gerettet. "Den Faktor Glück brauchen wir auch einmal auf unsere Seite", wünscht sich Stöger. Und ja, er hat recht: Der FC scheint das Pech anzuziehen in dieser Saison. Wann immer ein Video-Schiedsrichter daneben liegen kann - er tut es, wenn die Kölner involviert sind, und meist zu deren Ungunsten. Wann immer ein Spieler wenigstens Normalform erreicht, wird er durch eine Verletzung wochenlang aus dem Team gerissen.

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DW-Redakteur Tobias Oelmaier: "FC ist nicht zu retten"

Und dann wäre da noch die "Pest" vor dem gegnerischen Tor. Erst wollte der Ball einfach nicht über die Linie, inzwischen traut sich kaum mehr einer der Offensivkräfte, überhaupt noch zu schießen. Man könnte ja das Ziel verfehlen... So kommt das Eine zum Anderen.

In den meisten anderen Vereinen hätten sie längst reagiert auf eine solche Misere, hätten den Trainer entlassen. "Der Trainer ist die ärmste Sau", nahm Verteidiger Dominic Maroh nach dem Spiel in Mainz seinen sportlichen Vorgesetzten in Schutz. "Der macht alles akribisch und gibt uns alle Möglichkeiten, und wir schaffen es einfach nicht, auf dem Platz Tore zu schießen."

Ein Schuldiger ist schon weg

Der Erfolg der vergangenen Jahre hat zusammengeschweißt. Selbst die Fans begehren bisher noch nicht auf gegen Stöger. Was selten ist in diesem Geschäft, in dem Vergangenes, in dem Treue-Bekundungen und Verträge so wenig zählen.

In Köln scheinen sie einen anderen Weg gehen zu wollen. Wohl wissend, dass Stöger zum FC passt wie "Arsch auf Eimer". Wohl wissend, dass der Trainer tatsächlich gar nicht viel kann für die Verletzten, für die Tormisere und schon gar nicht für die total verunglückte Personalpolitik in diesem Sommer: Der inzwischen geschasste Sportdirektor Jörg Schmadtke hatte es nicht geschafft, auch nur im Entferntesten Ersatz für den nach China abgewanderten Torjäger Anthony Modeste zu finden. Sämtliche Annäherungsversuche an hochkarätige Angreifer scheiterten aus unterschiedlichen Gründen, am Ende blieben nur die Verlegenheitslösungen Jhon Cordoba und Claudio Pizarro. 

Und davon abgesehen: Welcher Trainer ist denn auf dem Markt, der jetzt kurzfristig helfen könnte? Tuchel? Für den ist Köln eine zu kleine Nummer. Die jungen Konzepttrainer á la Nagelsmann, Tedesco, Wolf oder Baum? Die sind längst unter der Haube. Feuerwehrleute wie Neururer und Stevens? Sie könnten den Abstieg wohl auch nicht verhindern. Und ambitionierte Neulinge würde man verbrennen, wenn man sie in diesen aussichtslosen Kampf schickte. Dem FC wird also nichts andres übrig bleiben, als mit Peter Stöger in die 2. Liga zu gehen. Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen. Aber langfristig gesehen könnte Stöger sogar die beste Lösung sein. Denn wie heißt es so schön in der Vereinshymne? "Durch dick un durch dünn - janz ejal wohin. Nur zesamme simmer stark FC Kölle".