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Kommentar: Nicht schon wieder, HSV!

22. April 2018

Sollte sich der Hamburger SV wirklich wieder ganz knapp vor dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte retten? DW-Sportredakteur Andreas Sten-Ziemons geht die Weigerung des HSV, endlich abzusteigen, gehörig auf die Nerven.

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1. Bundesliga | Hamburger SV - SC Freiburg - Hamburgs Torschütze Lewis Holtby
Bild: picture-alliance/dpa/C. Charisius

Das darf doch nicht wahr sein! Drei Spieltage vor dem Ende der Bundesliga-Saison sieht es so aus, als könnte der Hamburger SV es tatsächlich doch noch einmal schaffen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, und dem Abstiegsgespenst auf den letzten Drücker von der Schippe zu springen.

Zwei Bevölkerungsgruppen leiden darunter besonders. Zunächst die unwichtigere: Wahre Heerscharen von Sportjournalisten - wir von der DW eingeschlossen - haben bereits jede Menge unveröffentlichtes Material in der Schublade liegen, einzig und allein deswegen vorbereitet, um es in der Sekunde, wenn der erste Bundesliga-Abstieg des "Dinos" Hamburger SV (endlich) feststeht, zu veröffentlichen und in die Welt hinauszupusten.

Die andere (ungleich größere) Gruppe der Unzufriedenen, sind viele Fußballfans, deren Herz an einem anderen Klub hängt als dem HSV. Die überwiegende Mehrheit von ihnen ist sich seit Jahren einig, dass ein Abstieg der Hamburger nach dem plan- und erfolglosen Herumgeeiere der vergangenen Jahre dringend mal angesagt wäre.

Nur noch fünf Punkte

Allerdings: Die Einzigen, die die Zeichen der Zeit offenbar nicht erkannt haben, sind die Spieler des HSV. Statt sich ihrem seit mehreren Spielzeiten vorgezeichneten Schicksal willig zu ergeben, rennen und kämpfen sie unter ihrem neuen Trainer Christian Titz plötzlich, und im Abstiegsfinale gegen den SC Freiburg erzielen sie in Person von Lewis Holtby auch noch den entscheidenden Treffer zum 1:0-Erfolg gegen die sympathischen Low-Budget-Kicker aus dem Schwarzwald.

Andreas Sten-Ziemons
Kein HSV-Fan: Andreas Sten-Ziemons

Jetzt sind es nur noch fünf Punkte auf Freiburg und Relegationsplatz 16, der - sollten die Hamburger ihn erreichen - selbstverständlich automatisch den Klassenerhalt bedeuten würde, schließlich haben die vergangenen Jahre gezeigt, dass der HSV in der Relegation einfach nicht verlieren kann, egal gegen wen und wie schlecht er spielt. Doch damit nicht genug: Weil die Konkurrenz aus Wolfsburg und Mainz ebenfalls verloren hat, wittern die Hamburger plötzlich wieder richtig Morgenluft, denn auch auf die Ränge 15 und 14 beträgt der Abstand nur fünf Zähler.

"Schietkram" - Klappe, die Nächste

Und nächste Woche spielen die Hamburger bei den Wolfsburgern, denen der dieselbetriebene Arsch angesichts der drohenden Relegation seit Wochen auf Grundeis geht. Man benötigt nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass der HSV auch dieses Abstiegsfinale gewinnen kann. Dann wären es nur noch zwei Zähler. Und dann…!?

Genauso wenig Phantasie benötigt man allerdings auch, um sich vorzustellen, dass im Falle einer knappen Rettung der ganze "Schietkram" (wie man in Hamburg sagt) in der kommenden Saison wieder von vorne losgeht. HSV in der Bundesliga = HSV im Abstiegskampf, was sonst!? Das tröstet zwar weniger den Fußballfan in mir, dafür aber den Sportjournalisten, denn die vorbereiteten Bildergalerien vom Niedergang des einstigen Europapokalsiegers mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Uwe Seeler und lustigen Frisurenbildern von Kevin Keegan und ähnliches Material verfällt ja nicht. Das kann man einfach zwölf Monate lang verwahren und nächste Saison verwenden. Vorausgesetzt, der Hamburger SV kriegt dann endlich mal die Kurve und steigt tatsächlich ab…

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