1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Nur ein erster Vorgeschmack

Ines Pohl Kommentarbild App
Ines Pohl
13. März 2016

Die Schlägereien zwischen Unterstützern und Gegnern von Donald Trump sind das Produkt einer politischen Strategie, die zu gefährlichen Verwerfungen in den USA führen können. Ines Pohl kommentiert aus Washington.

https://p.dw.com/p/1ICIP
Gegner von Donald Trump (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa/T. Maury

Dieser Wahlkampf läuft langsam aus dem Ruder. Nachdem es bei Wahlveranstaltungen zu Schlägereien zwischen Unterstützern und Gegnern des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump kam, hat sich nun sogar Präsident Barack Obama eingemischt und am Samstag in einer öffentlichen Rede die Partei zur Mäßigung aufgefordert.

Das ist freilich ein frommer Wunsch - und das weiß Obama auch. Denn die republikanische Parteispitze hat schon lange die Kontrolle über diese Vorwahlen verloren. Viel zu lange hat man Trump unterschätzt und gewähren lassen. Man hat es versäumt, seine rassistischen und menschenverachtenden Äußerungen zu sanktionieren und ihn von den TV-Debatten auszuschließen. Und zwar so rechtzeitig, dass ein aussichtsreicher Gegenkandidat hätte etabliert werden können.

Verführbare Anhänger

Es wird immer deutlicher, welchen Kampf Trump in Wahrheit führt. Und wie verführbar seine Anhänger sind. Donald Trump will ein Amerika der Abschottung, ein Amerika, das seine demokratischen Grundsätze aufgibt, Menschen wegen ihrer Religionszugehörigkeit unter Generalverdacht stellt, Folter als probates Mittel anerkennt und alle internationalen Verpflichtungen aufkündigt.

Diese neue Weltordnung propagiert Trump in Brandreden, die nicht nur Menschen erreichen, die in der derzeitigen amerikanischen Gesellschaft zu den Verlieren zählen. Es ist erschreckend, wie viele Anhänger er auch unter gut situierten, erfolgreichen Unternehmern hat. Wie xenophob diese Vereinigten Staaten im Jahr 2016 also wirklich sind. Wie wenig vereinigt, wie tief gespalten.

Ines Pohl (Foto: DW)
Ines Pohl, USA-Korrespondentin der DW

Ich habe in den vergangenen Wochen diverse Veranstaltungen von Donald Trump besucht. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis sein indirekter Aufruf, sich gegen eine multikulturelle und wirklich liberale Gesellschaftsordnung zur Wehr zu setzen, in Gewalt mündet. Tausende haben ihm zugejubelt, als er sagte, man solle Gegendemonstranten ins Gesicht schlagen - oder unter Jubel sagte, dass man früher solche Leute auf Bahren rausgetragen hätte.

USA gelten als Vorreiter

Ob Jeans, Musik oder iPhones - die Vereinigten Staaten gelten gemeinhin als Vorreiter in vielen Bereichen, nicht nur bei Konsumgütern, sondern auch bei gesellschaftlichen Veränderungen. Das sollte den Politikern zu denken geben, die allzu willfährig mit dem Feuer spielen, um kurzfristige politische Erfolge zu erzielen.

Deutschlands Grundgesetz ist eines der besten Bollwerke gegen eine populistische, xenophobische Politik, wie Donald Trump sie propagiert. Und im deutschen Grundgesetz ist nicht nur das Recht auf Asyl festgeschrieben, sondern auch explizit der Schutz von Minderheiten.

Wer wie ich in diesen Wochen in den USA unterwegs ist, kann nur hoffen, dass die deutschen Politiker sich genau anschauen, was hier gerade passiert. Ja, man kann nicht nur etwas von Donald Trump lernen, sondern man muss es sogar.

Sie können unterhalb dieses Artikels einen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!

Ines Pohl Kommentarbild App
Ines Pohl Büroleiterin DW Studio Washington@inespohl