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Politik

Nur Verlierer bei den Vorwahlen

Carla Bleiker
Carla Bleiker
4. Februar 2020

Die Menschen in Iowa haben über ihre Präsidentschaftskandidaten abgestimmt - aber die Ergebnisse lassen auf sich warten. Für Iowa und die Demokraten ein desaströser Reinfall, meint Carla Bleiker aus Des Moines.

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USA Iowa Des Moines | Vorwahlen Demokratische Partei | Unterstützer Pete Buttigieg
Bild: Reuters/E. Thayer

Experten sprachen am Montagabend von einem Debakel: Bei der Auszählung und Übermittlung der Ergebnisse des Iowa-Caucus, dem ersten Wettbewerb in den Vorwahlen des US-Präsidentschaftswahlkampfs, kam es zu erheblichen Problemen. Um 22 Uhr Ortszeit gab es noch aus keinem einzigen Wahlkreis offizielle Zahlen. Vor vier Jahren hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 90 Prozent der Wahlbezirke ihre Ergebnisse gemeldet. Auch um Mitternacht warteten Beobachter noch vergebens. Von der Demokratischen Partei in Iowa kam am Abend keine detaillierte Rückmeldung, warum der Prozess sich so lang hinzog. In einem Statement war vage von "Qualitätskontrollen" die Rede, die eine Verkündung von Ergebnissen hinauszögerten. Später wurde nachgeschoben, es handele sich nicht um einen Hackerangriff. Immerhin etwas.

Autorenbild l Kommentatorenbild DW Carla Bleiker PROVISORISCH
Carla Bleiker, USA-Korrespondentin der DWBild: privat

Die Probleme ziehen das Ansehen des Iowa-Caucus arg in Mitleidenschaft. Was am Montagabend geboten wurde, war das Gegenteil von professioneller Politik. Das Debakel verstärkt das Gefühl für Außenstehende, dass das System etwas aus dem vorletzten Jahrhundert hat. Die Wahlkreisleiter müssen von Hand sogenannte "Presidential Preference Cards" auszählen, die Teilnehmer ausgefüllt haben, nachdem sie sich in die ihrem Kandidaten zugeteilte Ecke des Caucus-Raums gestellt haben. Dann erst können die Freiwilligen berechnen, wie viele von den Delegierten, die ihr Wahlkreis stellt, jeder Kandidat bekommt.

Das Ende der Caucus-Methode?

In der Lincoln High School in Des Moines, wo insgesamt vier Wahlkreise ihren Caucus abhielten, machte der letzte Schritt am meisten Probleme. Die Wähler eines Bezirks waren nach einer Stunde fertig, alle hatten ihre Karten abgegeben. Aber auf die Frage, wie die fünf Delegierten des Wahlkreises auf Bernie Sanders, Pete Buttigieg und Elizabeth Warren verteilt würden, antwortete eine der Laien-Organisatorinnen leicht gereizt: "Das versuchen wir gerade noch zu klären."

Für die Demokraten ist das Ganze ein ärgerlicher Fehlstart. Die Augen der gesamten US-Presse waren auf Iowa gerichtet, um zu sehen, wer als vielversprechender Herausforderer gegen Donald Trump aus dem Bundesstaat im Mittleren Westen hervorgehen würde - und dann sowas. Einige politische Experten sehen bereits das Ende von Iowas Sonderstatus als "first in the nation" im Vorwahlrennen, oder sogar das Ende der Caucus-Methode.

Lokaljournalisten aus Des Moines und Cedar Rapids betonten aber, die Kritik sei zu extrem. Die Systeme zur Übermittlung der Ergebnisse seien neu und es habe viele Kandidaten gegeben. Dass das länger dauern würde, sei abzusehen gewesen.

Ist es also zu früh, das Ende des Caucus-Systems anzukündigen? Einen gewissen Charme hat die Veranstaltung ja schon. So viel Begeisterung für den demokratischen Prozess wie bei Caucus-Teilnehmern, die jubeln, wenn sie einen weiteren Unterstützer für "ihren" Kandidaten gewinnen konnten, sieht man selten. Aber die Methode kann nur als aus der Zeit gefallenes Kuriosum bestehen, wenn sie auch funktioniert. Wenn Verzögerungen wie am Montagabend dazu führen, dass Zweifel an der Unanfechtbarkeit der Ergebnisse aufkommen, ist der Caucus nicht haltbar.  

Carla Bleiker
Carla Bleiker Redakteurin, Channel Managerin und Reporterin mit Blick auf Wissenschaft und US-Politik.@cbleiker