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Waldrodung - Kapitulation vor den Klimazielen

Kommentarbild Muno Martin
Martin Muno
26. April 2019

Weltweit wurde 2018 eine Waldfläche von der Größe Englands zerstört. Zum Teil fielen hunderte Jahre alte Bäume den Kettensägen zum Opfer. Was Martin Muno fragen lässt: "Sind wir eigentlich noch zu retten?"

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Illegale Rodungen in Kambodscha
Bild: Pascal Laureyn

Minute für Minute gehen umgerechnet 30 Fußballfelder Wald verloren. Das heißt, bis Sie, werte Leserin oder werter Leser, diesen Kommentar bis zum Ende gelesen haben, ist eine Waldfläche von rund 100 Fußballfeldern zerstört worden - zum Teil für immer. Diese Zahlen stammen nicht aus abstrakten Berechnungen, sondern beruhen auf der Auswertung von Satellitenbildern und wurden vom Projekt "Global Forest Watch" zusammengefasst und veröffentlicht.

Dabei weiß doch jedes Kind, wie bedeutend die globalen Waldflächen für das ökologische Gleichgewicht unseres Planeten sind. Zur Erinnerung: Weltweit absorbieren allein die Regenwälder rund ein Drittel des von Menschen verursachten Ausstoßes von Treibhausgasen. Nicht umsonst gelten sie als die grünen Lungen unseres Planeten. Die Tatsache, dass diese Flächen Jahr für Jahr drastisch schrumpfen, sollte uns alarmieren.

Aus Wäldern werden Weiden

Es geht dabei nicht um temporäre Phänomene wie Waldbrände oder Wanderfeldbau, bei denen die zerstörten Flächen später wieder aufgeforstet werden. Es geht um dauerhafte Rodungen: Aus Wäldern - vor allem in Asien und Lateinamerika - werden Viehweiden oder Plantagen. Regenwälder werden gefällt, um unseren Hunger nicht nur nach billigem Tropenholz, sondern vor allem auch nach Fleisch, Soja, Biotreibstoff oder Palmöl zu stillen. Wer also nur mit dem Finger auf ferne Herrscher wie etwa Brasiliens rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro zeigt, macht es sich zu einfach. Auch wenn dieser offen zu Protokoll gibt, dass ihm Umwelt- und Klimaschutz herzlich egal ist.

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DW-Redakteur Martin Muno

Denn das individuelle Konsumverhalten trägt auch dazu bei, ob tausende Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt Wälder dauerhaft zerstört werden - mit erheblichen Folgen: In Brasilien werden indigene Völker gewaltsam aus ihren Dörfern vertrieben, um Farmen Platz zu machen. In Indonesien und Malaysia sind Orang Utans vom Aussterben bedroht. Doch jenseits dieser lokalen Auswirkungen hat der Verlust der Waldflächen Folgen für jeden Menschen auf diesem Planeten - sprich: Wer den Raubbau der Wälder hinnimmt, kann die nationalen und internationalen Klimaziele gleich in die Mülltonne treten.

Umweltschutz beginnt auf dem Teller

Dass Klimaschutz im Bewusstsein vieler Menschen angekommen ist, beweist nicht zuletzt die Bewegung #Fridays for Future. Viele Menschen machen hier bereitwillig mit und hinterfragen ihr Konsumverhalten: Da werden alte Glühbirnen durch moderne LED-Leuchten ersetzt und der alte Kühlschrank gegen ein energiesparenderes Modell ausgetauscht. Der ist ja auch viel schöner.

Doch was nutzen all' diese hippen neuen Produkte, wenn weltweit nicht entschiedener gegen den Raubbau der Wälder vorgegangen wird? Für uns Verbraucher wäre am besten, wenn es klare Informationen gäbe, ob für die Herstellung eines Produktes Wälder zerstört wurden. Doch das ist bei weitem nicht in Sicht. Im Gegenteil: Selbst das Obst von Bio-Smoothies soll nach einem Bericht der Umweltorganisation Amazon Watch auf illegal abgeholzten Flächen angebaut worden sein. Wenn wir also keine Gewissheit haben können, ob unsere Produkte aus nachhaltigem Anbau oder aus Raubbau stammen, sollten wir ihren Konsum einschränken. Das mag erst einmal nach Verzicht klingen. Aber es hilft, die Wälder zu schützen. Denn egal wo der Baum steht, der dann weiter wachsen darf: Er schützt auch unser Klima - egal, wo wir wohnen.

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Martin Muno Digitaler Immigrant mit Interesse an Machtfragen und Populismus