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Sieg der Vernunft: Keine Deutsche Commerzbank!

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Henrik Böhme
25. April 2019

Der nationale Banken-Champion, den sich der Bundesfinanzminister so sehr gewünscht hat, kommt nicht. Für Deutsche und Commerzbank brechen nun noch härtere Zeiten an, meint Henrik Böhme.

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Commerzbank Deutsche Bank in Frankfurt
Bild: Getty Images/T. Lohnes

Natürlich ist es eine gute Nachricht, dass die Gespräche über eine Fusion von Deutsche Bank und Commerzbank nicht fortgesetzt werden. Was hätte schon entstehen sollen aus dem Zusammenschluss zweier kleiner Problembanken? Klar: Eine große Problembank! Die eine, einst über die Maßen stolze und entsprechend arrogant auftretende Deutsche Bank mit billionenschweren Risiken in den Büchern. Die andere, stets im Schatten des großen Konkurrenten operierende Commerzbank, noch immer am Tropf des Staates. Schon allein die Vorstellung, dass ein neues Bankengebilde - die Deutsche Commerzbank - ein Geldhaus geworden wäre, an dem der Bund fünf Prozent der Anteile halten würde, dürfte die Motivation des Verhandlungsteams der Deutschen Bank schwer gebremst haben.

Amerika ist weit enteilt

Eine Bank, die während der Finanzkrise vor zehn Jahren verkündete, sie "würde sich schämen, Staatshilfe anzunehmen". Hätte sie mal! Dann wäre die Deutsche Bank heute vielleicht in einer Situation, in der erst gar keiner auf die Idee gekommen wäre, sie in eine Fusion zu zwingen. Man nehme das bestechende Beispiel USA: Dort MUSSTEN die Banken in der Finanzkrise Staatshilfen annehmen. Und heute: Ist alles zurückgezahlt - und JP Morgan und Co können vor Kraft kaum laufen. JP Morgan zum Beispiel hat im ersten Quartal satte neun Milliarden Dollar verdient, Wells Fargo knapp sechs Milliarden, Goldman Sachs (die echt zu kämpfen hatten) 2,2 Milliarden. Und die Deutsche Bank: Schlappe 200 Millionen Euro nach Steuern - ein Ergebnis, mit dem sie noch deutlich ÜBER den Erwartungen lag! 

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Henrik Böhme, DW-Wirtschafsredaktion

Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum man diese Fusionsgespräche nicht fortsetzen konnte. Der Widerstand der Mitarbeiter in beiden Häusern war extrem groß. Natürlich, weil es vor allem um Zehntausende Jobs ging, die auf der Kippe gestanden hätten. Aber auch der Kaufpreis, den die Deutsche Bank vermutlich hätte auf den Tisch legen müssen: zwölf Milliarden Euro. Soviel haben sie schlicht nicht im Tresor. Man hätte also schon wieder die Aktionäre nach frischem Geld fragen müssen. Die aber haben seit 2009 schon 33 Milliarden Euro in die Bank gepumpt, ohne dass es irgendetwas bewirkt hätte. Entsprechend groß war auch hier die Zurückhaltung zu den Plänen.

Unrühmliche Rolle der Politik

So also wird es nichts mit dem Traum des deutschen Finanzministers Olaf Scholz, der doch so gerne einen nationalen Banken-Champion gehabt hätte. Seit bald einem Jahr ließ er keine Gelegenheit aus, davon zu fabulieren. Er holte sich eigens dafür einen Ex-Banker ins Haus (Jörg Kukies, Ex-Deutschland-Chef von Goldman Sachs), um die Sache voranzutreiben. Als sich Deutsche und Commerzbank dann im März endlich dem Druck beugten und offizielle Gespräche aufnahmen, war vom Finanzminister nur noch zu hören: Dies sei allein Sache der Unternehmen und mache nur Sinn, wenn sich das betriebswirtschaftlich rechne. Und genau mit diesen Worten reagierte der Minister heute auf das Scheitern der Gespräche. Verlogener geht es nicht.

Wie aber muss es nun weiter gehen? Die italienische Großbank Unicredit und die niederländische ING hatten während der laufenden Gespräche schon mal den Finger gehoben und Interesse an der Commerzbank signalisiert. Das zeigt: Mit der Absage einer rein deutschen Lösung steht die Tür offen für eine Konsolidierung auf europäischer Ebene. Denn dass Europa starke Banken braucht, steht außer Frage.

Wohin geht die Reise?

Interesse an der Deutschen Bank aber hat bislang keiner gezeigt. Das will sich niemand antun. Einzig die Ertragsperle, der Vermögensverwalter DWS, könnte einen neuen Partner finden - nämlich die entsprechende Tochter der Schweizer Großbank UBS. Und dann? Was wird aus dem Rest der Deutschen Bank? Was ist der Plan B nach den nunmehr gescheiterten Gesprächen mit der Commerzbank?

Ganz klar: Die Deutsche Bank muss den eingeschlagenen Restrukturierungskurs fortsetzen, und das wird so oder so auch viele Arbeitsplätze kosten. Weil international nicht mehr viel läuft und die US-Banken in einer anderen Liga spielen, kann es für die Deutsche Bank nur ein Ziel geben: Sie muss der verlässliche Begleiter der deutschen Wirtschaft sein - und zwar überall auf der Welt. Das war mal der Anspruch des Geldhauses, bis er von der Großmannssucht diverser Chefs zerstört wurde. Das aber muss wieder der Anspruch werden. Eine andere Chance gibt es nicht.   

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Henrik Böhme Wirtschaftsredakteur mit Blick auf Welthandel, Auto- und Finanzbranche@Henrik58