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Politik

Szenen einer (deutsch-polnischen) Ehe

Porträt eines Mannes, der eine Brille trägt
Bartosz Dudek
2. November 2018

Sowohl Angela Merkel als auch ihr Gastgeber Mateusz Morawiecki wirkten lustlos wie ein altes Ehepaar. Das Wichtigste an dem deutsch-polnischen Treffen war, dass es überhaupt stattgefunden hat, meint Bartosz Dudek.

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Polen Warschau Angela Merkel triftt Mateusz Morawiecki
Bild: Getty Images/AFP/J. Skarzynski

Die 15. deutsch-polnischen Regierungskonsultationen, die diesmal in Warschau stattgefunden haben, waren nichts anderes als ein leeres Ritual. Deutschland und Polen gleichen nun einem alten Ehepaar, das sich auseinandergelebt hat und nur aus Pflichtgefühl und wirtschaftlichen Interessen zusammen bleibt. Familientreffen werden dann gezwungenermaßen absolviert, nicht gefeiert. Nach außen versucht man Streitthemen zu vermeiden. Die Differenzen, die Enttäuschungen und Verletzungen bleiben. Ein Armutszeugnis.

So verhielten sich Angela Merkel und Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bei der Pressekonferenz in Warschau. Demonstrativ versuchten sie die selbstverständlichen Gemeinsamkeiten zu betonen und die Differenzen zu umschiffen. Die Fragen der Reparationen für den Zweiten Weltkrieg, die umstrittene Justizreform, die Klimapolitik, die auch EU-weit für Zündstoff sorgen, wurden vermieden. Stattdessen hörte man Floskeln über gute wirtschaftliche Zusammenarbeit, gemeinsame Zukunft in der Europäischen Union und Wichtigkeit der beidseitigen Beziehungen.

Von Feindbildern und Verschwörungstheorien

Aber es war eigentlich auch nichts anderes zu erwarten. Zwischen Warschau und Berlin herrscht seit langem Eiszeit. Das hängt vor allem mit dem populistischen Kurs der national-konservativen Regierung in Warschau zusammen, die gerne mit Feindbildern und Verschwörungstheorien arbeitet. Die Deutschen mit ihrer historischen Schuld bedienen sehr gut die Klischees. Besonders wenn sie über den Köpfen der Polen mit Russland eine Ostseepipeline nach der anderen bauen und so den Populisten in die Hände spielen.

Wie groß die Entfremdung ist, kann man noch an einem anderen Detail sehen. Angela Merkel hat offenbar kein Interesse, den Viadrina-Preis entgegen zu nehmen, heißt es in den Medien. Der Preis der Europa-Universität wird herausragenden Persönlichen für ihre Verdienste für das deutsch-polnische Verhältnis zuerkannt. Angesichts der herrschenden Sprachlosigkeit mit dem Nachbar: Eine nachvollziehbare Entscheidung.

Porträt eines Mannes, der eine Brille trägt
Bartosz Dudek Redakteur und Autor der DW Programs for Europe