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Kommentar: Teherans Hinhaltetaktik

Jamsheed Faroughi20. Juni 2012

Nach der ergebnislosen jüngsten Verhandlungsrunde im Atomstreit mit dem Iran ist der Optimismus, der im April aufkeimte, verflogen. Teherans Hinhaltetaktik ist unverantwortlich, kommentiert Jamsheed Faroughi.

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Im Atomstreit mit dem Iran gilt weiterhin: Nach den Gesprächen ist vor den Gesprächen. Und warum? Weil die neue Verhandlungsrunde im Streit um das iranische Atomprogramm an mangelnder Kompromissbereitschaft Teherans scheiterte. Als EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton nach stundenlangen Verhandlungen in Moskau auf der Pressekonferenz erschien, konnte sie ihren Unmut nicht verbergen: Die Unterschiede sind groß, die Positionen weit auseinander, also nicht ein bisschen Annäherung.

Faroughi Jamsheed DW Expert 2007
Jamsheed Faroughi, Leiter von DW-Persisch

Nach Optimismus Enttäuschungen

Nächste Woche soll eine Arbeitsgruppe in Istanbul "technische Gespräche" führen. Davon werde abhängen, ob, wann, wo und wie die Gespräche fortgesetzt werden. Die erste Gesprächsrunde seit langem, die Mitte April in Istanbul stattfand, hatte Hoffnungen auf eine friedliche Konfliktlösung geweckt. Allein die Wiederaufnahme der Verhandlungen nach fast 15 Monaten Unterbrechung wurde als positives Signal gewertet. Aber alle Experten und Unterhändler wussten ganz genau, dass dieser Teilerfolg keine Wende im langwierigen Atomstreit mit dem Iran sein konnte, sondern nur ein Anfang.

Immerhin kam es kurz vor dem Treffen in Bagdad auch zur Fortsetzung der Verhandlungen mit der Wiener Atombehörde IAEA. Ihr Chef Yukia Amano reiste persönlich nach Teheran und meldete Entgegenkommen von dort. Aber der Optimismus verflog, als bei den Gesprächen zwischen Iran und den Fünf-plus-Eins die Positionen unverändert blieben. Die Verhandlungsrunde in Bagdad war enttäuschend, und noch enttäuschender war jetzt die Gesprächsrunde in Moskau.

Teheran muss sich bewegen

Die Aussage des religiösen Führers Irans, Ayatollah Khamenei, dass Iran keine Atombombe bauen wolle, trägt nicht zu Lösung des Konflikts bei. Ohne Vertrauen ist jeder Dialog zum Scheitern verurteilt. Und zur Vertrauensbildung sind konkrete Schritte notwendig. Die Verhandlungsrunde in Moskau zeigte deutlich, dass Iran noch nicht bereit ist, diesen Weg zu gehen.

Was nun? Sind alle Hoffnungen, die man in die Atomgespräche mit dem Iran gesetzt hat, nun null und nichtig? Wird das Spiel also von neuem beginnen? Und vor allem: Wie lange kann es noch dauern? Selbst die Hardliner um den religiösen Führer Irans sollen endlich verstehen, dass die Weltgemeinschaft ein endloses Spielen auf Zeit durch Teheran nicht akzeptieren wird. Die Zeit für eine diplomatische und friedliche Lösung des Atomkonflikts ist knapp. Und das macht uns große Sorgen.