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Der totale Nationalismus

Ines Pohl Kommentarbild App
Ines Pohl
8. August 2016

In seiner Grundsatzrede zur Wirtschaft machte Donald Trump viele Versprechen - und zeigte vor allem, wie bedrohlich nationalistisch der Kurs ist, den er als Präsident einschlagen will. Ines Pohl kommentiert.

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USA Trump zur Ausrichtung der US-Wirtschaftspolitik
Bild: Getty Images/B. Pugliano

Sein Konzept ist simpel. Und wirklich gefährlich. Vordergründig geht es in der Grundsatzrede des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zur Wirtschaft um Steuermodelle, um die Kosten von Kinderbetreuung, um Arbeitsplätze und natürlich darum, wie Amerika wieder so großartig werden kann, wie es einmal war.

Im Kern seiner einstündigen Rede aber steht ein Entwurf der Vereinigten Staaten, der, wenn er denn Wirklichkeit wird, die derzeitige Weltordnung zerstören würde. Donald Trump entblättert eine Vision für sein Land, in der es für die USA keinerlei Bündnisverpflichtungen mehr gibt, in der lediglich Handelsabkommen geschlossen werden, die den Vereinigten Staaten selbst nutzen, in der Umweltschutz keine Rolle spielt und auch sonst alle Regelungen und Auflagen abgeschafft werden, die das unmittelbare Geldmachen amerikanischer Unternehmer und Bürger behindern.

Keine Bündnisverpflichtungen

Ein Land also, das um jeden Preis sich selbst an erste Stelle setzt. Trump entwickelt eine isolationalistische Vorstellung einer Wirtschaftsordnung, die letztlich das Gegenteil der Gegenwart ist. Autarkie und Abschottung statt Globalisierung. Getragen von der Vorstellung, die Vereinigten Staaten seien groß und stark genug, unabhängig von irgendwelchen Bündnissen - wirtschaftlichen wie militärischen - zu leben. Und wer dabei stört, wird mindestens bestraft, wenn nicht sogar vernichtet.

Donald Trump hat in den vergangenen Wochen viel an Boden gegenüber seiner Konkurrentin Hillary Clinton eingebüßt. Lagen die beiden lange Kopf an Kopf, ist es Clinton seit den Parteitagen gelungen, Trumps Fehler zu nutzen, um einen soliden Vorsprung von zehn Prozentpunkte aufzubauen. Entsprechend wichtig und vielbeachtet war diese Rede in Detroit. Trump musste nicht nur inhaltlich überzeugen, sondern auch belegen, dass er durchaus in der Lage ist, sich so zu benehmen, wie sich das für einen Präsidenten gehört.

DW-Korrespondentin Ines Pohl (Foto: DW)
Ines Pohl, DW Washington

Entgleisungen auf Twitter

Letzteres meisterte der Geschäftsmann, der in den vergangenen Monaten vor allem immer wieder durch seine Entgleisungen auf Twitter auch eingefleischte Republikaner erzürnt hatte, ausgesprochen gut. Trotz einer konzertierten Protestaktion, die seine Rede insgesamt 14 Mal unterbrach, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Las brav vom Teleprompter ab und hielt sich an die Vorgaben.

Inhaltlich dürfte es hingegen viele Republikaner in der Parteiführung geben, die seinen Vorstellungen außen- wie wirtschaftspolitisch massiv widersprechen. Die von der NATO so überzeugt sind wie von Freihandelsabkommen. Allein, Donald Trump hört nicht auf diese Stimmen der Vernunft. Im Gegenteil hat er gezeigt, dass er trotz der massiven Stimmenverluste nicht bereit ist, auch nur einen Millimeter von seinen extrem nationalistischen Vorstellungen abzuweichen.

Verführbarkeit des Volkes

Trump weiß, dass ihm niemand die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten mehr nehmen kann. Entsprechend setzt er jetzt allein auf die Verführbarkeit des Volkes. Und das tut er meisterhaft, in dem er die Zukunftsängste anfeuert, um sich dann als der Retter mit einem so simplen wie starken Lösungskonzept zu präsentieren: Wenn wir unser Land immer und überall an erste Stelle setzen, wird alles wieder gut.

Diese Rede muss die Welt wirklich beunruhigen. Nicht nur, weil Trump zum ersten Mal belegt, dass er auch komplexe Themen wie Steuerkonzepte als Propaganda für sein extrem nationalistisches Amerikabild zu nutzen versteht. Er hat sich auch in seiner neuen, präsidialen Rolle sichtlich gefallen. Von wegen, er sei kurz davor, das Handtuch zu werfen.

Trump mag ein Spieler sein. Aber er ist auch ein Kämpfer, der unbedingt siegen will. Dieser Mann will die Macht. Und er will sie nutzen.

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Ines Pohl Büroleiterin DW Studio Washington@inespohl