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Politik

Trumps Korea-Dilemma

Sturm Peter Kommentarbild App PROVISORISCH
Peter Sturm
27. April 2017

Liegen im Umgang mit Nordkorea wirklich "alle Optionen" auf dem Tisch, wie Donald Trump verkünden lässt? Die militärischen Mittel sind in Wirklichkeit sehr eingeschränkt, meint unser Kommentator Peter Sturm von der FAZ.

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Nordkorea Militärparade
Bild: Reuters/KCNA

Dieser Satz gehört zum Standardrepertoire im Umgang der Vereinigten Staaten mit Nordkorea. "Alle Optionen" lägen auf dem Tisch, sagt jetzt auch die Regierung Trump. Eine UN-Resolution soll weitere Sanktionen gegen Nordkorea verhängen. Im Prinzip ist Washington auch für Verhandlungen offen. Das klingt schon alles sehr nach Kontinuität - und ist deshalb im Prinzip eine gute Nachricht.

Gibt es Ziele?

An diesem Punkt allerdings fangen die Fragen an. Wie will Washington durchsetzen, dass China die Sanktionsbeschlüsse der Vereinten Nationen ernsthaft in die Tat umsetzt? Worüber genau könnte man mit Nordkorea verhandeln - wenn "verhandeln" bedeutet, dass alle Zugeständnisse machen müssen? Vor allem aber: Welche militärischen Optionen wären realistisch? Besonders bei der letzten Frage ist man schnell am Ende.

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FAZ-Redakteur Peter SturmBild: FAZ

Natürlich könnte Amerika für den Fall der Fälle einen Präventivschlag nach dem Muster der Attacke in Syrien starten. Aber auf welches Ziel? Bei einer Bombardierung des Atomtestgeländes ist die Gefahr groß, dass Radioaktivität freigesetzt wird, die dann angrenzende chinesische Gebiete betreffen könnte. Ein "Enthauptungsschlag" gegen die Führung um Kim Jong-un würde zwar zu großem Chaos führen, die eigentlichen militärischen Fähigkeiten Nordkoreas aber kaum treffen. Also ein Angriff in Grenznähe auf die dort stationierten Truppen, die zum besten gehören, was Nordkorea militärisch zu bieten hat?

Ein klassischer Fall von Selbstabschreckung

Alles das ist theoretisch möglich. Aber wenn nur eine sehr kleine Zahl von Artillerie- und/oder Raketenbatterien intakt bliebe, reichten diese völlig aus, um dem amerikanischen Verbündeten Südkorea (zu dessen Schutz sich auch Donald Trump verpflichtet hat) schweren Schaden zuzufügen. Die südkoreanische Hauptstadt Seoul liegt in der Nähe der innerkoreanischen Grenze und ist so groß, dass die nordkoreanischen Geschosse gar nicht besonders zielgenau sein müssten. Wir haben es in Korea mit einem klassischen Selbstabschreckungsszenario zu tun. Gibt es keinen Ausweg? Nun, Kim Jong-un hat sein Land und seine Bevölkerung emotional in einen permanenten Ausnahmezustand versetzt. Das Schlimmste, was ihm passieren könnte, wäre, wenn nichts passiert. Dann könnten sich die Menschen nämlich daran erinnern, dass es ihnen schlecht geht. Und sie könnten fragen, warum das wohl so ist.

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