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Glaube

Unterwegs zur Einheit

1. November 2016

Mit seiner Reise nach Lund erinnerte der Papst an die schmerzhaft offenen Fragen der Ökumene. Sensationen blieben aus, aber Franziskus redet direkter, ohne theologische Lyrik. Das macht Hoffnung, meint Christoph Strack.

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Schweden Papst Franziskus
Bild: Reuters/Osservatore Romano

Lund war seine Reise in die Ökumene. Papst Franziskus hatte sich von Rom aus aufgemacht an diesen für die Weltgemeinschaft der Lutheraner wichtigen Ort, an dem 1947 der Lutherische Weltbund gegründet wurde. Die Bilder vom herzlichen Friedensgruß des römisch-katholischen Kirchenoberhaupts mit der Erzbischöfin Antje Jackelen bleiben. Getrennten Christen, die mehr Einheit wollen, ist dies Ermutigung.

Viele warten schon lange, sehr lange. Andere haben das Warten aufgegeben. Für sie alle werden die Worte des Papstes Ermutigung sein. Denn er redet, wie man es von ihm kennt, oft wie ein Seelsorger - und er klingt nicht einfach wie der Ober-Hirte, der Hüter der Lehre. Jetzt, so mahnt er, sei die Gelegenheit, "einen entscheidenden Moment unserer Geschichte wiedergutzumachen, indem wir Kontroversen und Missverständnisse überwinden".

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DW-Redakteur Christoph StrackBild: DW

Die Bürde des Vorgängers

Rückblende. Im September 2011 besuchte Papst Benedikt XVI. das Land Luthers und sprach im Erfurter Augustinerkloster. Der Papst aus Deutschland an einem frühen Ort der Reformation. Und Benedikt kam zu einer Formulierung, die es in die Überschriften schaffte: seine Absage an "ökumenische Gastgeschenke". Das Wort sorgte für Enttäuschung und blieb. Das zeigt, wie weise die Entscheidung der römischen Planung war, zum Auftakt des Reformationsjubiläums zum Lutherischen Weltbund nach Schweden zu reisen und nicht an einen deutschen Ort. Denn da wären die Erwartungen (noch) höher gewesen.

Dabei darf man sich nach manchem Beitrag des Papstes gewiss sein: Er kennt Luther und dessen Bedeutung für Deutschland und Europa. Er weiß um Luthers Prägekraft für die deutsche Sprache, die deutsche Identität und Geschichte, auch die europäische Konfliktgeschichte. In Lund würdigte Franziskus den Reformator Martin Luther - und seine weiteren Aussagen über die Lutheraner gingen dann über seine Vorgänger hinaus.

Aufbruch zu mehr Gemeinsamkeit

So bleibt Lund ein historisches Datum. Da ist die Selbstverständlichkeit der gemeinsamen Feier, auch die Deutlichkeit der gemeinsam unterzeichneten Erklärung. Aus diesem Text spricht die dem Papst so eigene, ihm wichtige Perspektive des Seelsorgers. "Wir erfahren den Schmerz all derer, die ihr ganzes Leben teilen, aber Gottes erlösende Gegenwart im eucharistischen Mahl nicht teilen können. Wir erkennen unsere gemeinsame pastorale Verantwortung (…). Wir sehnen uns danach, dass diese Wunde im Leib Christi geheilt wird. Dies ist das Ziel unserer ökumenischen Bemühungen."

Jetzt werden sich Theologen an die Detailarbeit machen müssen. Vermutlich wird es ein jahrelanges Ringen. Papst Franziskus wird im Dezember 80 Jahre alt. Wenn er nun auf neuen "Einsatz im theologischen Dialog" setzt, wird ihm das wichtig sein. Vielleicht kommt damit die ökumenische Ungeduld neu nach Rom...

Mitte Oktober zogen gut 1000 Protestanten und Katholiken aus Deutschland gemeinsam nach Rom, und sie trafen den Papst. Der stellte seinen Zuhörern eine Frage: "Wer ist besser, Katholiken oder Protestanten?" Die Antwort gab er selbst auf Deutsch: "Besser sind alle zusammen."

Lund war die Reise des Franziskus in die Ökumene. Aber Lund hat die Ökumene auch wieder auf die Reise geschickt. Man darf ruhig drängeln.

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