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"Unverändert deprimierend"

Conrad Naomi Kommentarbild App
Naomi Conrad
17. Februar 2016

Die Bundesregierung setzt vor dem EU-Gipfel auf eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise. Doch das entscheidende Problem, das unbedingt gelöst werden muss, ist der Krieg in Syrien, meint Naomi Conrad.

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Bewohner nach einem Luftangriff auf Aleppo (Foto: Reuters)
Bewohner nach einem Luftangriff auf AleppoBild: Reuters/A. Ismail

Es sind Nachrichten der Verzweiflung und des Grauens: Videos von ausgebrannten und zerborstenen Häusern, verletzten Kindern und lange Auflistungen der Namen derer, die wieder in einem Bombenangriff gestorben sind. Alle paar Tage schickt Firas, ein Aktivist aus einer Stadt bei Homs, ein Lebenszeichen, das doch nur zeigt, wie wenig Leben noch in Syrien steckt - wie vertrackt, brutal und hoffnungslos die Lage bleibt.

Die Situation in Syrien, so fasste es dann Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung vor dem Parlament zusammen, sei "weiterhin untragbar" und "unverändert deprimierend": Statt weniger Leid, mehr Leid, statt Feuerpause - von einem Waffenstillstand ganz zu schweigen - immer mehr Kämpfe.

Europäische Lösung in drei Schritten

Die Kanzlerin setzt auf eine europäische Lösung: Die gemeinsame Bekämpfung der Fluchtursachen in Syrien und in den Flüchtlingscamps in den Nachbarländern, einen besseren Schutz der EU-Außengrenze und schließlich einen geoordneten, legalen Flüchtlingszuzug.

Sie weiß, dass jede einzelne dieser Lösungen eine Sisyphus-Aufgabe ist. Und sie zu alle zu lösen, fast einem Wunder gleich käme: Denn in Brüssel erwarten sie am Donnerstag und Freitag europäische Partner, die keine Partner sein wollen. Die lieber Zäune bauen und Grenzen aufrüsten wollen, als Flüchtlinge aufzunehmen. Und auch zu Hause, in Merkels eigener Partei, werden die Stimmen immer fordernder, die das Gleiche fordern.

Naomi Conrad (Foto: DW)
Naomi Conrad ist DW-Korrespondentin in Berlin

Zwar wurden schon vor Monaten Gelder versprochen für Schulen, Bildung und die Versorgung der Flüchtlinge in den Nachbarsaaten. Und die ersten Tranchen sind wohl auch endlich - Monate, sogar Jahre nachdem Hilfsorganisationen erstmals darum gebeten hatten - geflossen. Außerdem werden Hotspots gebaut, Flüchtlinge besser registriert und Hilfskonvois versprochen.

Keine Lösung der Flüchtlingskrise ohne Frieden in Syrien

Doch das alles bringt herzlich wenig, wenn die größte aller Herausforderungen nicht bewältigt wird: Einen dauerhaften Frieden in Syrien zu erreichen. Solange das Morden weitergeht, werden Menschen fliehen, sich unter Zäunen hindurch zwängen und in kleine, nicht seetaugliche Boote steigen.

Gibt es einen Weg, irgendeinen Weg, die unzähligen Gruppen und ihre Unterstützer - von Assad, über Iran, Russland, Hisbollah, Saudi-Arabien, den Kurden, der Türkei und der Freien Syrischen Armee - zu einem Frieden zu zwingen und den selbst-ernannten "Islamischen Staat" zu besiegen?

Ich weiß es nicht. Aber ich hoffe, dass andere es wissen. Denn sonst werden die schrecklichen Nachrichten von Firas und anderen weiter über What'sApp auf mein Handy trudeln - wenn sie denn die kommenden Tage und Wochen überleben.

Und wenn das Morden weitergeht und die Menschen weiter in die Flucht zwingt - werden wir dann irgendwann unsere Grenzen schließen, den Blick abwenden und auf die Obergrenze unserer Hilfsbereitschaft und Aufnahmefähigkeit pochen? So manches deutet darauf hin.

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