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9/11 Gedenken USA

11. September 2011

Amerika hat zehn Jahre nach den Terroranschlägen von 9/11 der fast dreitausend Todesopfer gedacht. Die Feierlichkeiten am Ground Zero waren ebenso würdevoll wie nachdenkenswert. Daniel Scheschkewitz kommentiert.

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Daniel Scheschkewitz (Foto: DW)
Bild: DW

In einer bewegenden Trauerfeier hat Amerika der Opfer der Terroranschläge des 11. September 2001 gedacht. Eines Tages, der die westliche Welt verändert und sich tief in das kollektive Gedächtnis der Supermacht USA eingebrannt hat.

Die Todesschwadrone aus der Luft vernichteten an jenem schicksalsschweren Morgen mit ihrer aus religiösem Hass gespeisten Aktion nicht nur nahezu 3000 Menschenleben. Sie brachten auch Leid über unzählige amerikanische Familien und formten die Psyche einer ganzen Generation von Menschen, die ihr Land bis dahin als unangreifbar und ihr Territorium für unverletzlich gehalten hatten.

9/11 hat die USA verändert

Daniel Scheschkewitz (Foto: DW)
Daniel ScheschkewitzBild: DW

Aber die Terroristen trafen auch ins Mark einer durchaus wehrhaften Nation, deren Selbstbewusstsein von den Ereignissen dieses Tages in der Rückschau kaum Schaden genommen hat. Auch davon legten die Feierlichkeiten und Reden an diesem 10. Jahrestag ein beredtes Zeugnis ab. Amerika hat sich verändert, aber es hat – wie Präsident Barack Obama es formulierte – seinen Charakter bewahrt.

Die amerikanische Nation hat sich vor den Opfern des 11. September verneigt, sie hat dabei Demut bewiesen und ihre tiefe Gläubigkeit gezeigt. Sie hat sich dabei nicht ihrer Wehrhaftigkeit geschämt. Dafür stand der damalige Präsident George W. Bush quasi symbolisch an der Seite des heutigen Präsidenten Obama.

10 Jahre Anti-Terror-Krieg - eine gemischte Bilanz

Bush entfachte den Krieg gegen den Terror, der in den Folgejahren im Irak und in Afghanistan ebenfalls Tausende von Menschen das Leben kosten sollte und der die USA bis an ihre wirtschaftlichen Grenzen gebracht hat. Nach neuesten Berechnungen haben die Kriege im Irak und in Afghanistan die USA inzwischen über eine Billion Dollar gekostet.

Ob Amerika und die Welt dadurch sicherer geworden sind, müssen künftige Generationen beantworten. Eine gerechtere Weltordnung, die Länder und Gesellschaften unterschiedlicher Glaubensrichtungen einander näherbringen würde, ist jedenfalls nirgendwo in Sicht. Neue Feindbilder erwuchsen aus der klaffenden Wunde des 11. September. Sie hatten manchmal merkwürdige Facetten, so etwa im Irak. Verständlich war dieser Krieg nur vor dem Hintergrund einer verunsicherten und bis ins Mark getroffenen Nation.

Westliches Wertesystem ins Wanken geraten

Heute, mit einem Abstand von zehn Jahren, stellt sich manches anders, weniger bedrohlich dar als unmittelbar nach den monströsen Anschlägen von 9/11. Osama bin Laden ist tot und der Al-Kaida-Terror hat die Fundamente unserer freiheitlichen Zivilisation und unseres Wertessystem nicht zu zerstören vermocht. Die Terroristen sind gescheitert - auch wenn manches gefährlich ins Wanken geriet. Darunter auch der Grundsatz, dass Rechtstaaten niemals foltern dürfen und dass man auch im Krieg seine Gefangenen im Einklang mit dem Völkerrecht behandeln muss. Guantanamo und Abu Ghraib waren der Sündenfall in diesem nun ein Jahrzehnt alten Krieg.

Inzwischen ist der Krater am Ground Zero geschlossen. Ein würdiges Denkmal ehrt dort nun die Toten. Das tief empfundene Mitleid mit den Opfern und ihren Angehörigen hat sich verewigt. Bald wird in New York ein neues World Trade Center in den Himmel von Manhattan empor wachsen.

Amerika hat sich behauptet – und doch wird es nie mehr das gleiche Land sein wie vor dem 11. September 2001.

Autor: Daniel Scheschkewitz
Redaktion: Klaus Dahmann