1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Warum wir so gerne über Star Wars schreiben

Wuensch Silke Kommentarbild App
Silke Wünsch
16. Dezember 2015

Zum Filmstart von Star Wars VII sind alle Medien randvoll mit Berichten darüber. Ist der Hype übertrieben? Sind die Medien Opfer einer beispiellosen Werbemaschinerie? Nein, meint Silke Wünsch. Es steckt mehr dahinter.

https://p.dw.com/p/1HOD7
Star Wars Episode V The Empire strikes back Yoda
Bild: picture alliance/Mary Evans Picture Library

Selbst bei uns kommen Sie nicht an Star Wars vorbei. Natürlich spielen wir Medien dem Disney-Konzern, der für "Das Erwachen der Macht" verantwortlich ist, in die Hände. Wir machen durch unsere Berichterstattung auch Werbung für den Film. Aber: Braucht ein Star Wars-Film eigentlich wirklich Werbung?

Nein. Denn Star Wars ist ein eigener Kosmos geworden. Seit dem Erfolg von "Krieg der Sterne", dem ersten Teil der Weltraum-Saga aus dem Jahr 1977, ist klar: Hier ist etwas Großes entstanden. Der Film wurde von Millionen Fans weltweit gefeiert - und auch von Kritikern gelobt. Er bekam sieben Oscars, wenn auch "nur" in den Kategorien Visual Effects, Schnitt, Ton, Musik, Szenenbild und Kostümdesign. George Lucas hat die Film-Tricktechnik revolutioniert, nie zuvor hatte man so rasante Weltraumkämpfe und Hetzjagden gesehen.

Dazu eine Geschichte, die überall auf der Welt verstanden wird: Ein Kampf zwischen Gut und Böse, der nicht nur mit Waffen ausgetragen wird, sondern auch auf spiritueller Ebene. Die Religion in der Star Wars-Welt ist die "Macht", eine Art Energie, die das Universum zusammenhält. Es gibt zwei Seiten der Macht, eine böse und eine gute - so wie es Yin und Yang gibt, oder auch Himmel und Hölle. Beide müssen im Gleichgewicht zueinander stehen, sonst geht die Welt unter. Diese einfache Geschichte bekommt ihren Reiz durch die vielfältigen Film-Landschaften, die Massen- und Kampfszenen, die technischen Effekte, die gigantomanischen Waffen und die fantasievollen Aliens, die - etwa wenn sie in düsteren Spelunken herumhängen - auch sehr menschlich wirken. George Lucas hat eine faszinierende Welt erschaffen. So faszinierend, dass Kinder und Jugendliche sie mit in ihren Alltag genommen haben. Das Merchandising hat dabei geholfen.

Wuensch Silke Kommentarbild App
DW-Redakteurin Silke Wünsch

"Viel zu lernen du noch hast" (Yoda)

Kinder in aller Welt haben Raumschiffe und Waffen aus Legosteinen gebaut. In Millionen Kinderzimmern haben sich Jungen und Mädchen mit selbstgebastelten Lichtschwertern bekämpft und dazu folgende weltberühmte Geräusche von sich gegeben: "Woooo, pchiu, pchiu!!". An vielen Orten der Welt man die lustig verdrehte Sprache des weisen Jedi-Großmeisters Yoda spricht. Fast jeder hat schon mal das berühmteste Zitat Darth Vaders von sich gegeben (oder zumindest schon mal gehört): "Ich bin dein Vater". Und - das ist kein Witz: Einer meiner Bekannten hat seinen Sohn Robin Anakin genannt (Anakin Skywalker ist der ursprüngliche Name von Lord Vader).

In den fast vier Jahrzehnten seit Beginn der Saga sind ihre Fans mitgewachsen. Die ersten sind jetzt Mitte 50. Star Wars ist generationenübergreifend. Es hat seine Faszination auch für inzwischen erwachsene Menschen nicht verloren. Wir "Alten" freuen uns, dass wir in Sachen Star Wars mit unseren Kindern auf Augenhöhe sind. Und dass wir auch dann von ihnen verstanden werden, wenn wir nach einer schlechten Schulnote Sätze zu ihnen sagen wie: "Viel zu lernen du noch hast, kleiner Padawan."

Filmstill Star Wars The Force Awakens
Kylo Ren, Anhänger der dunklen Seite der "Macht"Bild: Disney/Lucasfilm

Auch die DW kann Fan sein

Star Wars ist gelebte Fankultur. Die übrigens auch woanders gut funktioniert - und zwar immer da, wo Fantasiewelten erschaffen werden. Bei "Harry Potter", "Herr der Ringe", oder der Serie "Game of Thrones". Selbst die Deutsche Welle hat sich diesem Fankult angeschlossen und eine Webseite zu Ehren der Serie zusammengestellt. Vor langer Zeit huldigte die DW sogar dem Star Trek-Imperium, insbesondere dem Kriegervolk der Klingonen. Es gab eine Webseite in klingonischer Sprache, mit der Begründung des damaligen Intendanten Erik Bettermann (definitiv ein erwachsener Mann): "Der Dialog der Kulturen endet nicht am Rand dieses Sonnensystems".

Wen wundert es da noch, dass selbst gestandene Journalisten und Medienvertreter beim Anblick eines Lichtschwertes in den Kampfmodus verfallen ("Wooooo, pchiu, pchiu!") und verzückt an Chewbacca-Brüll-Contests teilnehmen? "Ouauououououou!" Ja, ich stehe zu meinem Chewbacca-Schlüsselanhänger. Man mag dieses unglaubliche Merchandising-Spekakel verurteilen und dem Disney-Konzern vorwerfen, dass er bloß die vier Milliarden Dollar, die er für George Lucas' Firma abdrücken musste, möglichst schnell wieder in die imperiale Kasse bekommen möchte. Star Wars-Figürchen gab es allerdings auch schon vor dem Verkauf an Disney, genauso wie Raumschiff-Nachbildungen und Lichtschwerter aus Plastik.

Bildergalerie Star Wars Filmstill
Mit ihnen sind wir aufgewachsen - und jetzt sehen wir sie wiederBild: picture-alliance/AP Photo

Und schließlich ist es doch auch nicht so verkehrt, wenn Titelseiten mal nicht von blutigem IS-Terror beherrscht werden, sondern von einem Kinomärchen, in dem das Gute noch über das Böse siegen kann.

Sie können unterhalb dieses Artikels einen Kommentar abgeben. Wir freuen uns auf Ihre Meinungsäußerung!