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Kommentar: Willkommen im Oberhaus

Andreas Sten-Ziemons12. Mai 2014

Paderborn steigt in die Bundesliga auf. Zu verdanken hat der SCP das nicht nur der schwachen Konkurrenz, sondern vor allem seiner guten Vereinsstruktur, meint DW-Sportredakteur Andreas Sten-Ziemons.

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Andreas Sten-Ziemons (Foto: DW)
Bild: DW

Der SC Paderborn hat es geschafft. Ein 2:1-Sieg am letzten Spieltag der 2. Bundesliga gegen den VfR Aalen reichte, um die Sensation perfekt zu machen. Der kleine SCP ist damit ab 1. Juli der 53. Verein, der in der Bundesliga spielt. Groß war der Jubel im Stadion und in der Stadt, wo 20.000 Fans ausgelassen feierten - und das auch zu Recht.

Zugegeben, nie war es einfacher, in die Bundesliga aufzusteigen, als in dieser Zweitligasaison. Die gesamte Schar der Aufstiegsaspiranten, zu denen Paderborn definitiv nicht gehörte, überboten sich erfolgreich beim Versuch, den Aufstieg durch konsequentes Nicht-Gewinnen zu verhindern. Kaiserslautern, Düsseldorf, 1860 München, Union Berlin und St. Pauli scheiterten an den eigenen Ansprüchen, für Absteiger Greuther Fürth reichte es wenigstens noch für die Relegation. Paderborn belegt in der Abschlusstabelle mit gerade einmal 62 Punkten den zweiten Platz - in den vergangenen sechs Jahren hätte das nie zum direkten Aufstieg gereicht.

Die Struktur stimmt

Allerdings: Wenn ein Verein wie der SC Paderborn, der in der vergangenen Saison noch bis zum vorletzten Spieltag im Abstiegskampf steckte, auf den zweiten Platz kommt, dann kann das nicht nur an der schwächelnden Konkurrenz liegen, sondern dann muss er auch selbst einiges richtig gemacht haben.

Richtig ist bei den Paderbornern die Struktur des Vereins: Mit Vereinspräsident Wilfried Finke steht hinter dem Erfolg ein starker Mäzen, der seinen Klub seit Jahren finanziell unterstützt. Er und die anderen Verantwortlichen des Klubs haben es immer wieder geschafft, die für den sportlichen Erfolg entscheidenden Posten mit guten Leuten zu besetzen. Beispiel Trainer: Für Hertha-Coach Jos Luhukay (2005) und den kommenden Leverkusener Trainer Roger Schmidt (2011) war Paderborn die erste Trainerstation im Profifußball. Vor dieser Saison kam mit dem ehemaligen Bundesligaprofi André Breitenreiter ein weiterer Debütant nach Paderborn und schlug sofort ein. Den Posten des Sportlichen Leiters bekleidet mit Michael Born seit Jahren ein Mann, der trotz des verhältnismäßig kleinen Etats eine aufstiegsfähige Mannschaft zusammengestellt hat, bei der vor allem in der Rückrunde alles passte.

Paderborns Trainer Andre Breitenreiter jubelt nach dem Spiel gegen den VfR Aalen (Oliver Krato/dpa)
SCP-Trainer André Breitenreiter (r.) jubelt - im ersten Jahr in Paderborn gelang gleich der AufstiegBild: picture-alliance/dpa

Mit 39 Punkten spielten die Paderborner, die nach den ersten 17 Spieltagen nur Neunter waren, die beste Rückrunde aller Teams. Abwehrchef Uwe Hünemeier war in seinem ersten Jahr bei Paderborn eine feste Größe, Mittelfeldregisseur Alban Meha Denker und Lenker und Stürmer Mahir Saglik, mit 15 Treffern Torschützenkönig der 2. Liga, der Vollstrecker. Hinzu kamen die Wintertransfers Süleyman Koc und Marvin Bakalorz, die den teaminternen Konkurrenzkampf seit Januar noch einmal befeuerten und das Niveau spürbar anhoben.

Die Führungsriege des Klubs und der Trainer - wenn er in Paderborn bleibt - sind bereits erstligatauglich, die Mannschaft könnte es mit personellen Verstärkungen und dem nötigen Einsatz ebenfalls werden. Außerdem werden die durch den Aufstieg euphorisierten Fans ihren Teil dazu beitragen, das mit 15.000 Plätzen dann kleinste Bundesligastadion zur Festung werden zu lassen. Das Gastspiel des Überraschungsaufsteigers SC Paderborn im Oberhaus des deutschen Fußballs muss daher keineswegs nach nur einer Saison schon wieder beendet sein.