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Kommentar: Überheblich

DW Kommentarbild Thomas Klein
Thomas Klein
11. Oktober 2015

Die positive Nachricht: Deutschland fährt zur Fußball-EM in Frankreich. Doch das Spiel gegen Außenseiter Georgien offenbarte gleich mehrere Schwachstellen, meint Thomas Klein.

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Fußball-Nationalspieler Marco Reus nach einer vergebenen Torchance (Foto: Reuters/H. Hanschke)
Bild: Reuters/H. Hanschke

Die Erleichterung nach dem Schlusspfiff war den Spielern und Verantwortlichen anzumerken. "Ich bin auch geschafft, da war ich nicht drauf eingestellt, dass man heute noch ein Stück zittern musste", gab DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zu Protokoll. Dabei hätte es gar nicht so spannend werden müssen, denn Chancen hatte die DFB-Elf (mal wieder) zahlreiche. Wie schon bei der Niederlage gegen Irland am Donnerstag, erspielte sich der Weltmeister auch gegen Georgien viele gute Möglichkeiten, traf aber (mal wieder) das Tor nicht.

Alleine Marco Reus (Artikelbild) hätte den sprichwörtlichen Sack bereits in der ersten Halbzeit zumachen müssen. Klar, die Gäste aus Georgien haben es den Deutschen auch nicht leicht gemacht und mit nahezu allen Spielern verteidigt. Dennoch darf von einem Weltmeister erwartet werden, dieses "Problem" zu lösen - auch wenn man sich dafür die Sportkleidung dreckig machen müsste.

Es fehlten einige Prozente

Siegeswille, Kampfgeist, Leidenschaft - diese Attribute fehlten der Elf von Bundestrainer Joachim Löw gegen Irland und auch gegen Georgien. Stattdessen wurde versucht, Pässe mit der Hacke an den Mann zu bringen. Und das Verteidigen der Offensivspieler wurde meist schon an der Mittellinie eingestellt - das ist überheblich und arrogant. Zudem ist es mehr als unverständlich bei einem so entscheidenden Spiel! Nur weil Deutschland Weltmeister ist, erstarren die Gegner eben nicht vor Ehrfurcht.

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DW-Sportreporter Thomas Klein

Doch nicht nur die Einstellung einiger Spieler muss Löw in den kommenden Wochen hinterfragen, auch das Spiel über die Außenbahn bedarf einer Erneuerung. Weder Matthias Ginter, der bei Borussia Dortmund auch offensiv bisher eine starke Saison spielt, noch Jonas Hector konnten entscheidende Akzente nach vorne setzen.

"Mit der Leistung brauchen wir nicht nach Frankreich zu fahren, das ist klar," analysierte Jerome Boateng. Die deutsche Mannschaft hat noch viel Luft nach oben, das wurde deutlich. Doch eines ist auch klar: Wenn jemand ein gutes Gespür für hochbezahlte Fußballspieler hat, dann ist das der Bundestrainer - das hat Löw schon mehrfach bewiesen!